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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Kost?
    Ich bekam wieder Luft und sagte: »Es ist so schön -«
    Sie unterbrach mich: »John, Sie sehen großartig au s. Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind.« Sie überhäufte mich mit weiteren Begeisterungsbekundungen, erkundigte sich nach meinen Kindern, aber nicht nach meiner bösen, verführerischen und männermordenden Frau, und fragte mich nach meinen Plänen.
    Anna trug früher immer so viel Schmuck, dass sie Radiosendungen hätte stören können, aber heute hatte sie sich auf ein Paar goldene Ohrringe und ihren Ehering beschränkt. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug, um auf ihre Witwenschaft hinzuweisen, und ich bemerkte ein goldenes Kruzifix, das in ihrem Ausschnitt hing und mich wie schon bei unserer ersten Begegnung an die Statue Christi, des Erlösers der Anden, erinnerte.
    Anna fuhr fort, mich auszufragen, und ich antwortete, so gut ich konnte, bevor sie mich wieder unterbrach. Ich bemerkte, dass Megan die Küche verlassen hatte, und mir fiel ein, dass die beiden Mrs Bellarosas kulinarisch nicht gut miteinander konnten, wenn überhaupt.
    Schließlich unterbrach Anthony die Unterbrechungen seiner Mutter und sagte: »Okay, lass ihn Luft schnappen, Ma. Hey, John, Wein, Bier oder was Hartes?«
    Ich brauchte einen dreistöckigen Scotch, bat aber um einen Weißwein.
    Anthony öffnete den Kühlschrank, holte eine offene Flasche mit irgendwas heraus und goss zwei geschliffene Kristallgläser ein.
    »John, ich habe Lasagne für Sie gemacht«, teilte mir Anna mit. »Anthony hat gesagt, Sie mögen meine Lasagne.«
    »Das stimmt.« Es war meine Leibspeise aus Annas Abholküche gewesen, und Susans ebenfalls, auch wenn ich das lieber nicht erwähnen sollte.
    Anna fuhr fort: »Wir haben heiße und kalte Antipasta, wir haben Stracciatelle, wir haben einen wunderbaren Bronzini, den ich in der Bronx gekriegt habe, wir haben Kalb -«
    »Ma, er muss nicht -«
    »Anthony, sta' zitto.«
    Ich glaube, das heißt »Halt den Mund!«. Das muss ich mir merken.
    Anna betete ihre Speisekarte herunter, als betete sie den Rosenkranz. Mir war nie ganz klar, warum sie mich mochte - von meinem Charme einmal abgesehen -, aber wenn Männer und Frauen miteinander befreundet sind, ist fast immer ein gewisses sexuelles Element präsent. Kein richtiger Sex vielleicht, aber eine Art Freud 'sche Vorstellung von Sex, bei der man zugibt, dass die beiderseitige Anziehung mehr als nur platonisch ist, aber nicht so weit geht, dass man sagt: »Lass uns ficken.« Bei Susan und Frank hingegen war von Anfang an die Libido im Spiel gewesen, und erst später verliebten sie sich möglicherweise. Interessanterweise war Anna nie dahintergekommen und hatte Susan auch weiterhin sehr gern, bis Susan ihren geliebten Gatten umlegte.
    Jedenfalls, was den Grund anging, weshalb Anna mich mochte, wusste ich, dass sie einmal gesagt hatte, sie glaube, John Whitman Sutter würde einen guten Einfluss auf Frank ausüben, der sonst nur von schlechten Leuten beeinflusst werde. Das hätte komisch sein können, wenn es nicht so traurig gewesen wäre. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass Anna ähnliche Gedanken hegte, was die sich anbahnende Freundschaft ihres Sohnes mit mir betraf.
    Während Anna plapperte, Anthony hin und wieder ein Wort einzuschieben versuchte und ich ab und zu einen passenden Laut von mir gab, wurde mir eins klar: Wenn ich Anthony mitteilte, dass Susan und ich wieder zusammen waren, brächte ich ihn in eine unangenehme Lage in Bezug auf seine Mutter, die Susan verständlicherweise nicht mehr so gern hatte - und das könnte Anthonys Interesse daran, mich zu seinem vertrauenswürdigen Berater zu machen, ein jähes Ende bereiten. Ich war mir dessen sogar sicher.
    Während ich darüber nachdachte, fand Anna, dass ich doch nicht so großartig aussähe, worauf sie mir eine Platte mit Käse und Salami über die Anrichte zuschob und mir mitteilte: »Sie sehen dürr aus. Essen sie.«
    Anthony lachte und äffte Mama nach. »Man gia! Mangia! Du bist zu dürr.«
    Anna wandte sich ihrem Sohn zu und sagte: »Du auch. Du bist zu dürr, Tony.«
    Anthony lachte wieder und goss seiner Mutter ein Glas Rotwein ein. »Du trinkst nicht genug Vino. Beva, beva.«
    Anna beachtete den Wein nicht, probierte aber den Großteil des Käses und der Salami. Atkins-Diät?
    Anthony und ich nahmen uns etwas Käse, der wie der Golf von Neapel roch, aber gut schmeckte. Also, wenn ich die Wahl zwischen einer italienischen Mutter und einer WASP-Mutter hätte, wäre ich am liebsten

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