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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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wenn sie mit einem toten Mann redete. Naja, ich wusste es natürlich nicht, und Onkel Sal hätte genügend Zeit und auch die Gelegenheit gehabt, um Anthony ins Jenseits zu befördern. Folglich hatten sie möglicherweise eine Art Machtteilung vereinbart, wie zum Beispiel: »Anthony, du kriegst die Drogen, die Prostitution und das Kredithaigewerbe, und ich übernehme Glücksspiel, Erpressung und Diebstahl an Hafenanlagen und Flughäfen.« Das zumindest würde ich empfehlen.
    »Danke, dass ihr vorbeigeschaut habt«, sagte Anthony zu seinem Onkel.
    Onkel Sal ließ seine Zigarette auf den Patio fallen und trat sie aus. »Deine Mutter sieht gut aus.«
    Anthony warf einen Blick auf die Zigarettenkippe, die seinen hübschen, mit Schiefern ausgelegten Patio verunstaltete, sagte aber nichts. Vielleicht dachte er: Wozu die Mühe? Er ist so gut wie tot.
    Wäre es nicht schön, wenn es Anthony und D'Alessio irgendwie gelang, sich gegenseitig umlegen zu lassen?
    Ich konnte nur hoffen, dass ich das nicht laut ausgesprochen hatte, aber vermutlich hatte ich es nicht getan, denn Onkel Sal wandte sich an mich und fragte: »Und, was ham Sie vor?« »Den gleichen alten Mist.«
    »So? Was zum Beispiel?«
    Anthony unterbrach dieses wortreiche Gespräch und sagte: »John ist mein Steuerberater.«
    »Aha?« Onkel Sal schaute mich eine Zeitlang an, als wollte er sagen: »Schade, dass meine Jungs dich vor Giulio's verfehlt haben.« Naja, vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
    »Ich geh rein«, verkündete Tante Marie, aber bevor sie ging, erinnerte sie Anthony: »Deine Mutter braucht dich.« Sie sollte ihren Mann ebenfalls daran erinnern.
    So stand ich mit Anthony und Salvatore in mannhaftem Schweigen da, bevor mir klar wurde, dass ich sie allein lassen sollte. Aber ich wollte nicht zu den Frauen in die Küche gehen - nur Schwuchteln würden das tun -, deshalb sagte ich: »Ich gehe ein bisschen spazieren«, und an Onkel Sal gewandt: »Es war toll, Sie mal wieder zu sehen.«
    »Yeah.«
    »Haben Sie eine Karte?«
    » Was ?«
    »Ciao.« Ich ging zum Pool, wo ich außer Hör- und Schussweite war. Ich betrachtete das schimmernde Wasser, dann den Deutschen Schäferhund, der mich anstarrte und aus irgendeinem Grund an Salvatore D'Alessio erinnerte.
    Salvatore D 'Alessio - Sally Da-da für seine Freunde und Onkel Sal für seinen Neffen - war ein Original. Ich meine, dieser Typ spielte nicht den Mafia-Boss, wie es so viele von diesen Gestalten machten. Er war ein niederträchtiger und gefährlicher Mann. Wenn ich Geld darauf setzen müsste, wer wen zuerst umlegte, würde ich wetten, dass Onkel Sal zu Anthonys Beerdigung kommen würde und nicht umgekehrt.
    Und dennoch hatte Anthony die stärkere Motivation - persönliche Vendetta -, und er schien auch mehr Köpfchen zu haben, was, wie ich weiß, nicht zu viel gesagt ist.
    Grundsätzlich lief es auf Folgendes hinaus: Anthony wollte Onkel Sal umbringen; Onkel Sal wollte Anthony umbringen; Onkel Sal könnte nach wie vor sauer auf mich sein, weil ich Frank das Leben gerettet hatte und er deshalb unfähig wirkte; Anthony wollte Susan umbringen; ich wollte, dass Anthony Bellarosa und Salvatore D'Alessio tot waren.
    Wer hat gesagt, dass sonntägliche Familienessen langweilig sind?
    32
    Onkel Sal war gegangen, und Anthony saß jetzt auf einem Stuhl im Pavillon. Ich nahm den Stuhl gegenüber von ihm und bemerkte, dass die Zigarettenkippe verschwunden war.
    Keiner von uns sagte etwas, aber ich dachte, Anthony wollte mich in Bezug auf Onkel Sal beruhigen und mir zum Beispiel erklären: »Unter all den Haaren schlägt ein großes Herz«, aber er tat so, als wäre Onkel Sal gar nicht da gewesen, und ließ sich stattdessen über Tante Marie aus: »Sie ist 'ne Schreckschraube.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich darauf eingehen musste, aber weil Anthony sich weiterhin über Tante Maries öffentliche Belehrung aufregte und mir klarmachen wollte, was er von ihr hielt, sagte ich: »Nun ja, ich glaube, sie mag Sie, und sie liebt ihre Schwester.«
    »Yeah. Richtig. Sie hat zwei Jungs. Beide in Florida. Keiner kriegt sie jemals zu sehen.«
    Ich vermutete, ihr Vater habe vermutlich einen Narren an ihnen gefressen und sie deshalb aus der Schusslinie gebracht, aber Anthony erklärte mir: »Sie sind verfluchte Strandpenner.«
    Ich ging nicht darauf ein.
    Er lehnte sich zurück und rauchte, und ich sah, dass er wegen Onkel Sals Besuch schlecht gelaunt war und möglicherweise darüber nachdachte, wie er diese Besuche am

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