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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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hauptsächlich ließ sich die Presse über die Ironie der ganzen Angelegenheit aus - dass der Mann der mutmaßlichen Mörderin an der Beerdigung teilnahm. Tja, vielleicht verstehen die Medien nichts von Ironie, aber sie verstehen etwas von Unterhaltungswert.
    Meine gute Freundin Jenny Alvarez hatte den Ton vorgegeben, als sie im Fernsehen berichtete, dass »Quellen, die nicht namentlich genannt werden wollen, John Sutter als einen Mann bezeichneten, der berufliche Verantwortung über persönliche Gefühle stellt und als Anwalt von Frank Bellarosa der Meinung war, er sollte für die Familie seines verstorbenen Mandanten da sein.«
    Das war ein bisschen weit hergeholt, um nicht zu sagen, ein Widerspruch in sich, aber Jenny mochte mich, und wenn Reporter einen mögen, finden oder erfinden sie Quellen, die namentlich nicht genannt werden wollen, um etwas Nettes über einen zu sagen. Wenn sie eine wirklich ehrliche Journalistin gewesen wäre, hätte sie hinzugefügt: »Im Interesse einer vollständigen Aufklärung muss ich Ihnen mitteilen, dass ich mit Mr Sutter geschlafen habe.«
    Anthony sagte zu mir: »Hey, wenn Sie mich begleiten würden, wäre das gut.«
    Ich hatte das Gefühl, dass eine Mafioso-Beerdigung im Leben bereits eine zu viel war, deshalb sagte ich zu ihm: »Auch ich habe eine anstrengende Woche vor mir. Aber danke.«
    »Sagen Sie mir Bescheid, falls Sie Ihre Meinung ändern.«
    Wir schwiegen eine Weile, während Anthony rauchte und zu seinem Swimmingpool hinüberstarrte.
    Ich bin kein Mafia-Experte, aber ich bin ein Anwalt mit einem schlauen Köpfchen, der einst für Frank Bellarosa gearbeitet hat, deshalb zählte ich eins und eins zusammen, nämlich: John Gottis Tod könnte für eine gewisse Unsicherheit unter seinen Geschäftspartnern sorgen und vielleicht für ein paar Gelegenheiten. Und wenn ich bedachte, dass Anthony und Sally Da-da all die Jahre in einem wackligen Waffenstillstand koexistiert hatten, könnte ich zu dem Schluss gelangen, dass dies nur möglich war, weil dieser Waffenstillstand von jemandem wie John Gotti durchgesetzt worden war - und er verweilte nicht mehr lange auf dieser Welt. Daher könnte es sein - wenn meine Schlussfolgerungen stimmten -, dass Anthony und sein Onkel sich schon bald umbringen durften. Und das versetzte Anthony möglicherweise in höchste Alarmbereitschaft.
    Außerdem dachte ich, dass Susan vielleicht ebenfalls in dieses Übereinkommen eingeschlossen war - bei der Mafia drehte sich alles um Geld und darum, schlechte Presse zu vermeiden, die man unweigerlich bekam, wenn man ehrliche Bürger umbrachte -, aber nach Gottis Beerdigung könnte Anthony vielleicht das Gefühl haben, er dürfte mit Susan abrechnen.
    Die andere Möglichkeit bestand darin, dass ich zu viel Zeit mit Anthony verbrachte und allmählich so dachte, wie meiner Meinung nach er und seine Goombahs dachten.
    Das Thema Gotti und sein bevorstehender Tod schien beendet zu sein, aber das Essen war noch nicht angekündigt worden, deshalb dachte ich, es wäre an der Zeit, Anthony meine gute Nachricht über mich und Susan zu überbringen, aber bevor ich dazu kam, fragte er mich: »Was machen Ihre Kids?«
    Ich hatte, lange bevor die Bellarosas in mein Leben traten, gelernt, gegenüber Fremden vorsichtig zu sein, was den Aufenthaltsort und die Tätigkeiten meiner Kinder anging. Ich meine, weder Susan noch die Stanhopes waren Prominente, aber sie waren reich, und es gab Leute, die den Namen kannten. Meine große Hoffnung diesbezüglich war, dass sich ein Kidnapper William schnappte, eine Million Dollar Lösegeld verlangte und bei Charlotte abblitzte. Um Anthonys Frage zu beantworten, sagte ich: »Mein Sohn lebt an der Westküste, und meine Tochter ist stellvertretende Bezirksstaatsanwältin in Brooklyn.«
    Diese Auskunft ließ ihn aufhorchen. »Aha. Arbeitet sie für Joe Hynes?«
    Der legendäre Bezirksstaatsanwalt von Brooklyn heißt Charles J. Hynes, aber seine Freunde nennen ihn Joe. Ich glaubte nicht, dass Mr Hynes und Mr Bellarosa Freunde waren, war aber davon überzeugt, dass sie einander kannten, schon von Berufs wegen. Ich erwiderte: »Sie arbeitet mit dem FBI zusammen, wenn es um Morde des organisierten Verbrechens geht.« Das stimmte nicht - aber wie könnte ich mir so was verkneifen?
    Anthony dachte eine Weile darüber nach, dann sah er mir ins Gesicht. »Ich habe noch nie von ihr gehört.«
    »Warum sollten Sie auch?« Ich gab mich arglos.
    »Ich meine ... yeah. Richtig.« Er stellte fest: »Da ist

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