Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
Vom Netzwerk:
schrie: »Daddy! Du rauchst! Du wirst sterben!«
    Ich persönlich glaubte nicht, dass Daddy lange genug leben würde, um durch Rauchen zu sterben, aber das vertraute ich Kelly Ann nicht an.
    Anthony war ertappt, und seine erste Reaktion war, mich vor den Bus zu stoßen. »Mr Sutter raucht, meine Süße. Das ist nicht Daddys Zigarette. Stimmt's, John?«
    »Stimmt.« Ich streckte den Arm aus und nahm die Zigarette, aber Kelly Ann war kein Dummkopf und rief: »Lügner, Lügner! Lange Nase, kurzes Bein!« Dann drehte sie sich um und rannte ins Haus, und ich hörte sie schreien: »Mommy! Daddy raucht!«
    Anthony nahm mir die Zigarette ab, zog daran, drückte sie dann aus und erklärte: »Diese Scheißlehrer. Sie sagen ihnen, dass Drogen, Alkohol und Rauchen das Gleiche sind. Die machen die Kids irre.«
    Ich ging nicht darauf ein, dachte aber, dass der arme Anthony von herrschsüchtigen Schreckschrauben umgeben war - seiner Mutter, seiner Tante, seiner Frau, seiner Tochter und vielleicht sogar einer Geliebten. Es war ein Wunder, dass er nicht schwul geworden war. Aber noch interessanter fand ich, dass er allem Anschein nach daheim nicht viel zu melden hatte, im Gegensatz zu seinem Vater, der unumstrittener Padrone von Alhambra gewesen war. Außerdem hatte Anthony nicht die Testicoli, seiner sechsjährigen Tochter zu sagen, sie solle sta'zitto. Naja, das ist meine Feststellung - und etwa die Hälfte meiner Italienischkenntnisse. Darüber hinaus dachte ich, dass er möglicherweise ein Leichtgewicht war und ich mir nicht allzu viele Sorgen um Susan machen sollte.
    Ich stand auf und sagte: »Ich würde gern Ihr Telefon benutzen.«
    »Klar.« Anthony ging zu einer Doppeltür auf der anderen Seite des Hauses und riet mir: »Sie müssen sich ein Handy besorgen.«
    »Ich lasse einen Vierteldollar neben dem Telefon liegen.«
    »Sie waren zu lange weg, lassen Sie 'nen Grünen liegen.« Er öffnete eine der Türen. »Das ist mein Zimmer. Den Weg ins Esszimmer finden Sie schon.«
    Ich betrat den dunklen, klimatisierten Raum, und er schloss die Tür hinter mir.
    Anthonys Herrenzimmer war sehr maskulin - Mahagoni, Messing, Leder, eine Bar und ein großer Fernseher -, und ich nahm an, dass er hier Zuflucht suchte, wenn der Östrogenspiegel im übrigen Haus zu hoch anstieg.
    Bücherregale säumten die Wände, und ich entdeckte die Sammlung seines Vaters von der La Salle Military Academy. Frank war, wie ich schon sagte, ein großer Fan von Machiavelli gewesen, aber er las auch den heiligen Augustin und den heiligen Ambrosius, damit er sich mit Priestern über Theologie streiten konnte. Ich fragte mich, wo er jetzt war und mit wem er stritt.
    Anthony hingegen bevorzugte die Heiden, und ich sah ganze Regale voller Bücher über das römische Reich, wusste aber auch, dass Anthony nicht der erste Mafia-Don war, der sich davon beeindrucken ließ, wie die Römer die Dinge regelten und ihre Probleme beilegten, indem sie ganze Völker kaltmachten. Leider werden Menschen wie Anthony besser ausgebildet, als es ihrer Intelligenz zuträglich ist, und sie werden dadurch noch gefährlicher als, sagen wir mal, Onkel Sal.
    Ich fand das Telefon auf dem Schreibtisch und wählte Elizabeths Handynummer. Während es bei ihr klingelte, kamen mir zwei Gedanken: Erstens, dass auf dem Schreibtisch nichts lag, das Anthony mich, seine Frau oder das FBI nicht sehen lassen wollte; und zweitens, dass sein Telefon vermutlich von einer oder mehreren Strafverfolgungsbehörden abgehört wurde, möglicherweise sogar von Anthonys Konkurrenten und vielleicht von Anthony selbst, damit er Megan überwachen konnte. Aber jetzt, im Zeitalter der Handys, war das Anzapfen eines Festnetztelefons nicht so interessant, deshalb machte man sich nicht mehr die Mühe. Nichtsdestotrotz musste ich darauf achten, was ich sagte.
    Elizabeths Mailbox teilte mir mit, dass sie den Anruf nicht entgegennehmen könne, und forderte mich auf, nach dem Piepton eine Nachricht zu hinterlassen. »Elizabeth, hier ist John. Tut mir leid, aber ich kann mich um sieben nicht mit dir treffen.« Ich zögerte und sagte dann: »Susan und ich heiraten.« Und schließlich fügte ich hinzu: »Ich hoffe, deine Mutter ruht sich schön aus. Ich melde mich morgen.«
    Ich legte auf und rief auf Susans Handy an. Sie meldete sich, und ich sagte: »Hi, ich bin's.«
    »John, ich bin froh, dass du anrufst. Wie läuft es?«
    »Ganz gut -«
    »Hast du ihm gesagt -?«
    »Noch nicht, ich kann nicht offen sprechen.«
    Sie dachte

Weitere Kostenlose Bücher