Nelson DeMille
nicht viel Geld drin.« »Es geht nicht ums Geld.«
Er lachte. »Aha? Ich nehme an, wenn man bereits Geld hat, dann geht's bei nichts ums Geld.«
»Sie haben Geld. Ist das wirklich Ihre Meinung?«
Er schaute mich an, bevor er erwiderte: »Manchmal. Manchmal geht's um Macht.«
»Wirklich?«
»Yeah, wirklich.« Er zündete sich eine weitere Zigarette an, blickte über seine zwei Hektar und die angrenzenden Grundstücke hinweg und sagte zu mir: »Das hat alles meinem Vater gehört.«
Ich erwiderte nichts.
»Sie werden dafür sorgen, dass ich dafür entschädigt werde.«
Ich hatte das Thema satt, deshalb sagte ich wieder nichts. Außerdem war es an der Zeit, ihm mitzuteilen, dass Susan und ich wieder zusammen waren und ich nicht vorhatte, für ihn zu arbeiten. »Warum haben Sie Ihrem Onkel erzählt, dass ich für Sie als Steuerberater tätig bin?«
»Weil Sie's sind.«
»Anthony, wir haben das noch nicht per Handschlag besiegelt.« »Haben Sie es sich anders überlegt?«
»Genau.«
»Wollen Sie mir mehr Geld abknöpfen?« »Das Geld ist bestens - der Job stinkt.«
»Woher wollen Sie das wissen, solange Sie's nicht probiert haben?«
Ohne darauf einzugehen, fragte ich ihn noch mal: »Warum haben Sie Ihrem Onkel erzählt, dass ich für Sie arbeite?«
»Er denkt, Sie haben eine gewisse Macht, gewisse Beziehungen. Und das wäre gut für mich.«
»Warum sollte er das meinen?«
»Weil er blöd ist.«
»Aha.« Der König engagiert einen Zauberer, der keine Zauberkräfte besitzt, aber alle meinen, er hätte welche, was auf das Gleiche hinausläuft, soweit es den König und seine Feinde angeht. Vielleicht sollte ich mehr Geld verlangen. Oder wenigstens eine kugelsichere Weste, für den Fall, dass Sally Da-da mich umlegen lassen wollte, weil ich für Anthony arbeitete.
Des Weiteren teilte mir Anthony mit: »Wenn Sie für mich arbeiten, müssen Sie nichts mit meinem Onkel zu tun haben.« »Das ist ja schade.«
Anthony bemerkte den Sarkasmus und kicherte.
Ich schnitt ein neues Thema an, letzter Strohhalm genannt, und sagte: »Da meine Tochter für den Bezirksstaatsanwalt von Brooklyn tätig ist, wollen Sie vielleicht gar nicht, dass ich für Sie arbeite.«
»Sie werden in nichts reingezogen, das irgendwas mit dem zu tun hat, was Ihre Tochter macht.«
Mir kam der komische Gedanke, dass Carolyn am Fall Der Staat gg. John Sutter mitarbeiten könnte. »Tut mir leid, Daddy. Das ist beruflich, nicht persönlich.« Ich sagte zu Anthony: »Vielleicht nicht, aber es könnte peinlich für meine Tochter werden, falls die Presse auf die Verbindung zwischen mir, Ihnen und ihr kommt.«
»Warum?«
»Anthony, vielleicht schockiert Sie das, aber manche Leute meinen, dass Sie etwas mit dem organisierten Verbrechen zu tun haben.«
Er wirkte nicht schockiert, und anscheinend war er auch nicht sauer, dass ich es zur Sprache gebracht hatte.
»John, ich habe fünf saubere Firmen, die ich besitze oder leite. Eine davon, Bell Security Service, kriegt seit dem 11. September ständig Großaufträge. Daher kommt das Geld.« Er beugte sich vor, um zu sagen: »Das ist alles, was Sie wissen müssen, und das ist alles, was es zu wissen gibt.« Er ließ sich wieder zurückfallen. »Für meinen Familiennamen kann ich nichts. Und wenn irgendein Arschloch bei der Zeitung irgendwas über mich sagt, verklag ich ihn nach Strich und Faden.«
Das klang so überzeugend, dass ich bereit war, einen Beitrag an die italo-amerikanische Antidiffamierungsliga zu überweisen. Aber vorher sollte ich mit Felix Mancuso über Anthony Bellarosa sprechen.
Anthony griff in seine Hosentasche und sagte: »Wollen Sie 'ne Karte? Hier ist meine Karte.«
Ich nahm sie und sah, dass es eine Visitenkarte mit der Aufschrift »Bell Enterprises, Inc.« war, dazu eine Adresse in Rego Park, einem Stadtteil von Queens, und eine 718-Vorwahl, die ebenfalls für Queens steht.
»Sehen Sie?«, sagte Anthony. »Ich bin ein ehrlicher Geschäftsmann.«
»Das sehe ich. Hier ist der Beweis.«
Er fand das nicht besonders komisch. »Ich habe meine Handy- und meine Privatnummer hintendrauf geschrieben. Behalten Sie das für sich.«
Zu dem Thema gab es nicht mehr viel zu sagen, aber weil das Essen immer noch nicht angekündigt worden war, setzte ich an: »Anthony ...« Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. »Ich möchte Ihnen mitteilen, dass -«
Kelly Ann kam aus dem Haus gerannt und rief: »Wir essen in zehn Minuten -« Dann sah sie die Zigarette im Aschenbecher und
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