Nelson DeMille
wir die entsprechenden Maßnahmen ergreifen. Ich kenne die Gesetze.«
»Das weiß ich. Wenn Anthony Bellarosa nach Hause zurückkehrt oder wir feststellen, wo er sich aufhält, dann wird jemand von uns oder der hiesigen Polizei Sie verständigen.«
»Das will ich doch hoffen.«
»Ich habe mir vom Zweiten Revier bestätigen lassen, dass sämtliche Streifenwagenbesatzungen auf diese Situation hingewiesen wurden. Möglicherweise ist auch das FBI in der Gegend präsent.«
Ich nickte, worauf er noch ein paar weitere Punkte vortrug und mich bat, einige meiner vorherigen Aussagen weiter auszuführen oder klarzustellen. Er verfügte allem Anschein nach über ein gutes Kurzzeitgedächtnis, denn er hatte sich alles gemerkt, was ich gesagt hatte. Dass er auch ein gutes Langzeitgedächtnis besaß und sich an zehn Jahre zurückliegende Ereignisse erinnern konnte, wusste ich bereits. In dieser Hinsicht hatten wir etwas gemeinsam.
Ich war nach dem, was ich Susan gerade erzählt hatte, noch immer nicht ganz bei mir. Einerseits war ich erleichtert, dass ich mir diese Sache endlich von der Seele geredet hatte, andererseits wurde mir aber auch bewusst, dass ich schlecht gelaunt war, weil ich alles wieder ausgraben musste. Und zusätzlich zu meinem umfassenden Geständnis Susan gegenüber musste ich mich auch noch einmal mit der Blamage auseinandersetzen, dass ich Amerikas Hahnrei der Woche gewesen war.
»Mr Sutter?«
Ich schaute Mancuso an.
»Ich habe gefragt, ob sonst noch jemand in diesem Haus wohnt?« »Nein ... nun ja, eine alte Fre undin der Familie ist gerade ge storben - Mrs Allard -, und wir erwarten zur Beerdigung Gäste.« »Wer wird das sein?«
»Unsere Kinder, Edward und Carolyn.« Ich nannte Mancuso ihr Alter, und er notierte sich das. »Möglicherweise werden sich auch Mrs Sutters Eltern, William und Charlotte Stanhope, hier aufhalten, aber eventuell wohnen die auch woanders. Zum Vatertag kommt außerdem womöglich auch Mrs Sutters Bruder Peter.«
Mancuso nickte. »Okay. Das ist der kommende Sonntag. Kaum zu glauben, wie schnell der Monat vergeht.«
»Für mich nicht.«
Ohne etwas darauf zu erwidern, fragte Mancuso: »Wohnt jemand in dem kleinen Haus am Tor?«
»Das ist das Pförtnerhaus. Die unlängst verstorbene Mrs Allard wohnte dort, und bis letzten Sonntag habe ich die Räumlichkeiten genutzt.« »Aha. Ist jetzt jemand dort?«
»Das Pförtnerhaus ist mit dem Tod von Ethel Allard in den Besitz von Amir Nasim übergegangen.«
»Hat sie es Amir Nasim hinterlassen?«
Es hätte zu lange gedauert, Mancuso die Sache mit Ethel Allard und Augustus Stanhope und dem lebenslangen Wohnrecht zu erklären, auch wenn er die Rechtslage verstehen würde; als ehemaliger Priesteranwärter würde er vermutlich nicht gern hören, dass der Sünde Lohn ein sechzigjähriges mietfreies Wohnen gewesen war. Deshalb sagte ich nur: »Mrs Allard hatte lebenslanges Wohnrecht. Meines Wissens will Mr Nasim seine Sicherheitsvorkehrungen verstärken und dazu möglicherweise ein paar Leute dort unterbringen.«
Mr Mancuso nickte und fragte: »Wissen Sie irgendetwas über die Situation in Mr Nasims Haus?«
»Ich weiß, dass das Haus fünfzig Zimmer hat und ein Attentäter eine Woche brauchen würde, um alle abzuklappern.« Damit es nicht ganz so flapsig klang, fügte ich hinzu: »Soweit ich weiß, wohnt er mit seiner Frau allein dort, aber sie könnten auch eine Haushaltshilfe bei sich haben. Ich habe eine Dienstbotin gesehen. Sie können Mrs Sutter fragen. Sie kennt sich mit den häuslichen Gegebenheiten in Stanhope Hall besser aus.«
Mr Mancuso notierte sich das, dann stellte er mir ein paar Fragen bezüglich unserer Lebensgewohnheiten, möglicher Reisepläne und so weiter und so fort. »Vielleicht sollten Sie über eine Alarmanlage oder einen Hund nachdenken«, schlug er vor.
»Wir befassen uns damit.«
»Sofern Sie die Mittel haben, sollten Sie ernsthaft in Betracht ziehen, die Dienste eines privaten Wachschutzunternehmens in Anspruch zu nehmen.« »Wie war's mit Bell Security?«
Mancuso rang sich ein Lächeln ab. »An dieser Stelle würde ich sagen, die Alarmstufe steht bei Gelb, aber sie bewegt sich in Richtung Orange.« »Aber nicht Rot?«
»Wir sollten uns nicht zu sehr auf das Ausmaß der Gefahr konzentrieren«, erwiderte er. »Wichtig ist, dass die Gefahr besteht, und ich werde noch mal mit der Polizei und den zuständigen Leuten in meiner Dienststelle sprechen. Wir werden die Situation beurteilen und Sie auf dem Laufenden
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