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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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außer auf wen man stinksauer ist.«
    Jedenfalls ging es hier noch um die andere Vergangenheitsbewältigung, über die womöglich Gesprächsbedarf bestand, und mit diesen Gedanken im Kopf machte ich den zweiten Fehler an diesem Abend und sagte: »Na schön. Abendessen.«
    »Gut.« Er lächelte. »Wie war's mit Giulio's?«
    Ich wollte eigentlich nicht wieder in dieses Restaurant in Little Italy gehen, wo sich Frank drei Schrotladungen eingefangen hatte. Von den schlechten Erinnerungen einmal abgesehen, glaubte ich nicht, dass der Inhaber oder das Personal begeistert wären, wenn ich dort mit dem Junior aufkreuzte. »Versuchen wir's mit einem Chinesen«, sagte ich.
    »Okay. Wie war's mit morgen Abend?«
    Es war Montag, und ich brauchte etwa achtundvierzig Stunden, um zur Besinnung zu kommen, daher sagte ich: »Mittwoch. In Glen Cove gibt's ein Lokal namens Wong Lee. Sagen wir, um acht.«
    »Ich kann Sie abholen.«
    »Wir treffen uns dort.«
    »Okay. Nur wir zwei«, sagte Anthony und erinnerte mich: »Zeit und Ort bleiben unter uns.«
    Ich schaute ihn an, fing seinen Blick auf und nickte, worauf er sagte: »Gut.«
    Ich wollte die Tür öffnen, aber Anthony sagte: »Einen Moment noch.« Er holte sein Handy heraus, drückte auf die Kurzwahltaste und sagte: »Yeah. Bereit.« Er beendete das Gespräch und fragte mich: »Wollen Sie mit rauskommen und Tony Hallo sagen?«
    Ich hätte nichts gegen ein bisschen frische Luft einzuwenden gehabt, aber wie ich bei Giulio's erfahren hatte, empfiehlt es sich, nicht zu nahe neben jemandem zu stehen, der einen Leibwächter braucht, daher sagte ich : »Vielleicht ein andermal.«
    Er brauchte offenbar einen Moment, um sicherzugehen, dass er nicht allein an der dunklen Straße stand, und um noch etwas Zeit zu gewinnen, fragte er mich: »Wieso haben Sie sie noch nicht gesehen?«
    »Ich bin beschäftigt.«
    »Aha. Ist sie auch beschäftigt? Hat sie einen Freund?« »Ich habe keine Ahnung.« Er schaute mich an und überraschte mich mit einer zutiefst philosophischen Einsicht: »Das Ganze ist ziemlich beschissen, stimmt's?« Ich ging nicht darauf ein.
    Sein Handy klingelte, worauf er einen Blick aufs Display warf, aber nicht ranging. »Danke, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben«, sagte er. Ich öffnete die Tür. »Danke, dass Sie vorbeigekommen sind.« Er lächelte. »Hey, Sie haben ausgesehen, als ob Ihnen ein Geist erschienen ist.« »Sie haben die gleichen Augen wir Ihr Vater.«
    »So?« Er bot mir die Hand zum Gruß, und ich schlug ein. »Bis Mittwoch«, sagte er.
    Er trat hinaus in die kühle Luft, und ich schaute ihm hinterher, als er durch den kleinen Seiteneingang zur Straße ging, wo Tony neben einem großen schwarzen SUV stand. Was war aus den Cadillacs geworden? Der Motor des Wagens lief, aber die Scheinwerfer waren ausgeschaltet, und Tony hatte die linke Hand am Türgriff und die rechte unter seiner Jacke.
    Das ist ein bisschen melodramatisch, dachte ich, aber warum soll man sich nicht an die übliche Routine halten? Man kann nie wissen. Dann dachte ich, vielleicht ist tatsächlich ein Kopfgeld auf Anthony Bellarosa ausgesetzt. Und mit dem Typen will ich essen gehen?
    Bevor die Jungs ihre Routine zu Ende brachten, schloss ich die Tür und ging wieder ins Esszimmer, wo ich mir eine Tasse Cognac eingoss. »Richtig. Ziemlich beschissen.«
    4
    Am nächsten Tag fuhr ich mit meinem Taurus die Skunks Misery Road entlang, eine von zahlreichen Straßen mit nicht gerade ansprechenden Namen. Man sollte meinen, die Anlieger oder Immobilienmakler setzten alles daran, sie ändern zu lassen - aber es handelt sich um historische Namen, die teils aus dem 17. Jahrhundert stammen; außerdem scheren sich Leute, die Milliarden Dollar schwer sind, nicht darum, ob ihr Grundstück an einer Straße namens Chicken Shit Lane liegt. Gewissermaßen erhöht das sogar den Reiz.
    Die Gold Coast ist eine Ansammlung von Ortschaften und Weilern am North Shore des Nassau County auf Long Island, etwa fünfundzwanzig bis dreißig Meilen östlich von Manhattan. Einige dieser Ortschaften haben malerische Zentren, und manche, wie zum Beispiel Lattingtown, wozu auch Stanhope Hall gehört, sind ausschließlich Wohngebiete, ein Flickenteppich aus großen Anwesen, kleineren, aber umso protzigeren Anwesen und neu ausgewiesenen Wohnanlagen mit Einheitsvillen, die auf dem Grund und Boden ehemaliger großer Anwesen gebaut wurden.
    In ihrer Blütezeit - zwischen dem Goldenen Zeitalter und den wilden zwanziger Jahren,

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