Nelson DeMille
nur Blödsinn. Es ging um was Persönliches. Es war eine Vendetta.«
»Das ist wahr.« Aber es ging auch ums Geschäft. Um Franks Geschäft und um Alphonses Geschäft. Don Bellarosa war eine peinliche Angelegenheit für den Bundesanwalt. Bei manchem davon - vielleicht bei mehr, als mir klar war - ging es um die italienische Sache. Aber von Berufs wegen konnte Alphonse Ferragamo nicht zulassen, dass der größte Mafia-Don des Landes auf freiem Fuß war, in einem Herrenhaus wohnte, in teuren Autos herumkutschierte und in Restaurants speiste, die sich Alphonse Ferragamo nicht leisten konnte.
Mit diversen Mitteln, legalen und weniger legalen, schaffte es Ferragamo also, seine Zähne in die Eier des großen Büffels zu schlagen, worauf Frank Bellarosa zu Boden ging und um Gnade brüllte.
Es ist ein fester Bestandteil unserer Kultur, den Gesetzlosen zu verklären - Billy the Kid, Jesse James, den bereits erwähnten Al Capone und so weiter und so fort -, und wir haben zwiespältige Gefühle, wenn der Gesetzlose von den scheinheiligen Kräften Recht und Ordnung zu Fall gebracht wird. Dandy Don Bellarosa alias »der Bischof« war ein Liebling der Medien, ein Quell endloser öffentlicher Unterhaltung und ein Prominenter. Als sich herumsprach, dass er sich in seinem Herrenhaus auf Long Island in »Schutzhaft« befand und mit dem Justizministerium kooperierte, glaubten es viele Leute nicht oder kamen sich irgendwie verraten vor. Mit Sicherheit kamen sich seine engsten Vertrauten verraten vor und waren sehr nervös.
Aber bevor Frank Bellarosa als Zeuge der Regierung in einem Gerichtssaal Einzug halten konnte, wurde sein Ruf von Susan Sutter gerettet, indem sie ihn umbrachte. Sein Tod durch die Hand seiner verheirateten Geliebten, einer wunderschönen rothaarigen Dame aus besten Kreisen, trug ein Übriges zu seinem Nachruhm und seinem Ruf als Übeltäter bei.
Der Ehemann der Geliebten des Mafia-Dons - ich - bekam auch eine ziemlich gute Presse. Allerdings keine so gute, dass es sich gelohnt hätte.
Seltsamerweise kam Susan in der Boulevardpresse gar nicht gut weg, und es gab einen allgemeinen Schrei nach Gerechtigkeit, als der Staat New York und die Bundesanwaltschaft alle in Frage kommenden Anklagepunkte, zum Beispiel vorsätzlicher Mord, Ermordung eines Zeugen der Bundesbehörden und was sonst noch alles, gegen sie fallenließen.
Ich verpasste einen Großteil dieses Medienspaßes, weil ich davonsegelte, und Susan verpasste einiges, weil sie nach Hilton Head zog. Die New Yorker Presse verliert rasch das Interesse an Leuten, die nicht in der unmittelbaren Umgebung oder in den angrenzenden Stadtrandbezirken leben.
Jedenfalls waren es, um ehrlich, objektiv und gerecht zu sein, die Mitglieder der Familie Bellarosa - von Frank einmal abgesehen -, die am meisten unter dieser Sache zu leiden hatten. Sie waren alle unbescholtene Bürger, als dieses Verbrechen aus Leidenschaft geschah. Anthony mag sich seither seine Sporen verdient haben, aber als er seinen Vater verlor, war er noch jung und ging auf eine Privatschule.
Deshalb sagte ich zu ihm: »Ich kannte Ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass er getan hat, was er tun musste ... damit er die Bundesbehörden vom Hals bekam und für seine Frau und seine Söhne da sein konnte.«
Anthony antworte nicht, und ich nutzte das Schweigen, um das Thema zu wechseln. Er trug einen Ehering, daher sagte ich: »Sie sind verheiratet.«
»Yeah. Zwei Kids.«
»Gut. Ein Mann sollte verheiratet sein. Dann gerät er nicht in Schwierigkeiten.« Aus irgendeinem Grund fand er das komisch.
Statt um den heißen Brei herumzureden, fragte ich ihn: »In welchem Gewerbe sind Sie tätig?«
Er antwortete, ohne zu zögern: »Ich habe die Firma meines Vaters übernommen. Bell Enterprises. Wir machen Umzüge, lagern ein, dazu Müllabfuhr, Limousinenservice, Wachschutzdienste ... dergleichen.«
»Und wer hat die anderen Geschäfte Ihres Vaters übernommen?«
»Es gab keine anderen Geschäfte, Mr Sutter.«
»Richtig.« Ich warf einen Blick auf meine Uhr.
Anthony hatte es anscheinend nicht eilig, zu gehen. »Mein Vater hat mal gesagt, dass Sie die beste Verbindung aus Köpfchen und Mumm darstellen, die er je erlebt hat«, teilte er mir mit und fügte hinzu: »Für einen Nichtitaliener.«
Ich ging nicht darauf ein und war mir auch nicht sicher, was ich davon halten sollte. Abgesehen davon, dass es ein Kompliment mit Einschränkungen war, musste ich bedenken, von wem es kam.
Anthony bezweckte mit seinem
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