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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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kommen können«, sagte Susan. »Morgen wird es besser.«
    »Und am Montag wird es noch besser.«
    Sie küsste mich. »Ich gehe hoch.«
    »Ich überprüfe die Türen.«
    Ich überzeugte mich davon, dass sämtliche Türen und Fenster geschlossen und die Außenlichter an waren. Dann wünschte ich Sophie eine gute Nacht, holte den Karabiner aus dem Schrank in der Diele und ging ins Schlafzimmer.
    Susan, die im Bett lag und las, warf einen kurzen Blick auf das Gewehr, gab aber keinen Kommentar dazu ab.
    Die Schrotflinte hatte ich vorher schon geladen, einen der Läufe mit schweren Rehposten, den anderen mit einem Flintenlaufgeschoss für Rotwild. Ich holte sie aus meinem Schrank und fragte Susan mit einem Gewehr in jeder Hand: »Möchtest du lieber mit Mr Beretta oder mit Mr Winchester schlafen?«
    Ohne von ihrer Zeitschrift aufzusehen, sagte sie: »Ist mir egal.«
    Ich lehnte den Karabiner an ihren Nachttisch und die Schrotflinte an meine Bettkante. »In etwa einer Woche werden sämtliche Grundstücksgrenzen überwacht«, versprach ich.
    Weil sie nicht darauf einging, wechselte ich das Thema und fragte sie: »Hast du dir die Blumenarrangements angeschaut?«
    »Ja.«
    »Okay. Und?«
    »Ich habe es gesehen.«
    »Ich würde nicht zu viel hineindeuten«, sagte ich und erklärte: »Als ich am Sonntag dort war, habe ich erwähnt, dass Ethel krank ist, und Anna hat sich an sie erinnert. Außerdem ist Anthony gar nicht daheim. Deshalb glaube ich, dass es nur eine nette Geste von Anna und Megan war.«
    »Vielleicht auch ein Dankeschön dafür, dass du das Gemälde zerschlitzt hast.«
    Ich dachte darüber nach. »Ich bin mir sicher, dass Anthony es zuerst gesehen und entsorgt hat.«
    Sie gab keine Antwort. Deshalb zog ich mich aus und schlüpfte in mein Yale-T-Shirt.
    »Muss ich mir das jede Nacht ansehen?«, fragte Susan. »So bin ich nun mal.« »Gott helfe dir.«
    Ich nehme an, das war ein Scherz. Aber es grenzte auch an Blasphemie.
    Ich legte mich ins Bett und las eines der Klatschblätter, die Sophie jeden Morgen mitbrachte, um ihr Englisch zu verbessern, was meiner Meinung nach einige ihrer Probleme mit der Sprache erklärte.
    Ich suchte nach einem Artikel über John Gotti und fand einen kleinen Beitrag, in dem berichtet wurde, dass Mr Gottis Leichnam aus Missouri eingetroffen war und in einem offenen Sarg im Papavero Funeral Home in Maspeth lag, einem Stadtteil von Queens. In dem Artikel wurde angedeutet, dass allem Anschein nach keine öffentliche Aussegnung stattfinden sollte und die Pläne für die Beerdigung noch unklar waren, weil die Diözese Brooklyn Mr Gotti eine öffentliche Totenmesse verwehrte.
    Das passte meiner Meinung nach nicht recht zur Botschaft Christi von der Vergebung der Sünden, aber hey, es war ihre Kirche, und sie konnten machen, was sie wollten. Dennoch fand ich, dass es sich, was die Öffentlichkeitsarbeit anging, um einen schlecht durchdachten Schritt handelte, der wahrscheinlich nach hinten losgehen und John Gotti allgemeines Mitgefühl eintragen würde.
    Vor allem aber kam es mir so vor, als würde es keine lange Totenwache und -messe geben, sodass Anthony Bellarosa es möglicherweise nicht für nötig hielt, diese Woche öffentlich aufzutreten. Vielleicht sollte ich der Diözese Brooklyn eine E-Mail schicken und ihr erklären, dass ich, das FBI und die Polizei von New York sämtliche Paesanos sehen wollten, die bei der Totenwache und der Messe aufkreuzten. Was ritt den Kardinal? Hatte er Der Pate nicht gesehen?
    Die Pläne für Mr Gottis sterbliche Überreste und seine unsterbliche Seele lagen also auf Eis, bis weitere Verhandlungen stattfanden. Vielleicht sollte jemand der Diözese eine große Spende anbieten. Vielleicht hatte es jemand getan, und der Kardinal wollte mehr.
    Bei Frank Bellarosa hatte es übrigens keine solchen Probleme gegeben. Ich war mir sicher, dass seine Seele ebenso viele schwarze Flecken wie Mr Gottis hatte, aber Frank hatte vorausgedacht. Ich glaube auch, dass er seinen bevorstehenden Tod ahnte, wenn auch nicht die Art und Weise, wie er ihn ereilte.
    Ich konnte mich noch ganz genau an den Tag nach unserer Mafia-Themenparty im Plaza erinnern, als Frank und ich mit Lenny und Vinnie in einem großen schwarzen Cadillac den East River nach Williamsburg überquert hatten, einem Stadtteil von Brooklyn, in dem Frank aufgewachsen war. Wir fuhren zu Santa Lucia, der Kirche, in die er als Junge gegangen war, und tranken Kaffee mit drei älteren italienischen Priestern, die uns

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