Nelson DeMille
erklärten, wie schwer der Unterhalt der alten Kirche in einer sich wandelnden Gegend sei, und so weiter und so fort. Es lief darauf hinaus, dass Frank einen Scheck über fünfzig Riesen ausstellte, und ich nehme an, der Scheck war gedeckt, denn als Frank ein paar Monate später die Stunde schlug, gab es keinerlei Probleme mit der Totenmesse in Santa Lucia.
Aber die Zeiten ändern sich, und die katholische Kirche hatte es offenbar satt, Totenmessen für ihre weniger begehrten Schäflein auszurichten, auch wenn die natürlich das Sakrament am nötigsten hatten.
Ich dachte auch an Ethels Totenwache im Walton's, ihren bevorstehenden Trauergottesdienst in St. Mark's, der von Reverend Hunnings geleitet werden würde, und ihre Bestattung auf dem Stanhope'schen Privatfriedhof. Anders als bei Gotti oder Frank würde Ethels Tod nicht landesweit in den Nachrichten erwähnt werden.
Das war natürlich nachvollziehbar, auch wenn es mir nicht gerecht vorkam; wenn man im Leben groß ist, stirbt man auch groß. Aber falls es eine höhere Macht gibt, die an der Pforte Fragen stellt und die Zeitungsausschnitte überprüft, dann wird wenigstens dort alles geklärt.
Susan sagte »Gute Nacht« und schaltete ihre Nachttischlampe aus.
Ich las noch eine Weile in der Boulevardpresse, bevor ich meine schlafende Schöne küsste, die Schrotflinte tätschelte und mein Licht ebenfalls ausmachte.
53
Der Donnerstagmorgen dämmerte grau und nieselig. Ich hoffte auf besseres Wetter, damit die Stanhopes ausgehen und fünf Runden Golf spielen konnten.
Susan, ganz die perfekte Gastgeberin und liebevolle Tochter, war bereits unten, und ich stellte fest, dass sie das Waffenarsenal irgendwo anders hingebracht hatte, damit es die Hausgäste nicht beunruhigte oder das Personal, das möglicherweise unsere Betten machen oder das Badezimmer putzen wollte. Ich musste Sophie die Angst vor Waffen austreiben. Vielleicht sollte ich sie in Waffenkunde unterrichten und ihr die fünf Grundstellungen beim Schießen beibringen.
Ich duschte, zog mich an und ging hinunter in die Küche, wo Susan eine Kanne Kaffee zubereitet und auf der Kochinsel ein europäisches Frühstück angerichtet hatte. Wir küssten und umarmten uns, dann fragte ich: »Sind deine Eltern laufen?«
»Sie sind noch nicht heruntergekommen, aber ich habe sie gehört.«
»Soll ich ihnen ein paar Martinis bringen?«
Ohne darauf einzugehen - was ich ihr nicht verübeln kann -, sagte sie: »Ich habe meine E-Mails abgerufen. Carolyn kommt mit dem Zug um achtzehn Uhr fünf und nimmt vom Bahnhof aus ein Taxi.«
Dann informierte sie mich über Edwards Reisepläne und ein paar andere Sachen, die ich wissen musste, und zu meiner Freude erfuhr ich, dass wir die nachmittägliche Aussegnung im Walton's schwänzen würden. Ich war mir sicher, dass Ethel am liebsten ihre ganze Beerdigung schwänzen würde, aber sie musste dabei sein, wir dagegen nicht, und ich wusste, dass es ihr nicht auffallen würde.
Ich goss mir und Susan Kaffee ein, und sie wollte mir ihre Vitamine aufdrängen, die ich höflich ablehnte. Allerdings grub ich meine Zähne in ein Müsli-Muffin.
Und so saßen wir am Tisch, lasen die drei Klatschblätter, die Sophie besorgt hatte, und ich sah, dass Mr Gotti immer noch im Papavero Funeral Home lag. Der Sarg war nach wie vor geschlossen, und nur die Familie durfte ihn besichtigen.
Allerdings gab es Gerüchte über eine private Totenmesse in der Friedhofskapelle - nur für geladene Gäste. Datum, Zeitpunkt und Ort mussten noch festgelegt werden. Nun ja, das war ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht war die Diözese Brooklyn von der Liga wider die Diffamierung von La Cosa Nostra unter Beschuss geraten. Ich fragte mich, ob Anthony Bellarosa und Salvatore D'Alessio eingeladen waren.
Ich stand auf und ging zum Wandtelefon. »Wen willst du anrufen?«, fragte Susan. »Felix Mancuso.« »Weshalb?«
»Um mich auf den neuesten Stand der Dinge bringen zu lassen.« Ich wählte Mr Mancusos Handynummer, und er meldete sich. »Hi, John Sutter«, sagte ich. »Guten Morgen.«
»Gleichfalls. Hören Sie, ich will Sie ja nicht nerven, aber ich habe mich gefragt, ob Sie irgendetwas über Anthonys Verbleib oder irgendwelche anderen Neuigkeiten gehört haben, die für mich von Nutzen sind.«
»Ich hätte Sie sowieso angerufen«, erwiderte er. »Aber ich bin froh, dass Sie anrufen. Ich habe Ihre Nachricht über die zufällige Begegnung mit Bellarosas Fahrer erhalten, Tony Rossini - so lautet sein
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