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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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miteinander sprechen mussten. Ich zwinkerte ihm zu, aber er zwinkerte nicht zurück.
    Susan und ich standen auf dem Vorhof und winkten, als sie wegfuhren. Ich zeigte William das V-Zeichen, aber ich glaube nicht, dass er es gesehen hat.
    Susan und ich gingen zum Haus zurück, und sie sagte: »Tja, ich bin ein bisschen enttäuscht, aber auch ein bisschen erleichtert.«
    »Ich weiß genau, wie dir zumute ist.«
    »Komm schon, John. Du hast sie praktisch aus der Tür geschubst.« »Habe ich nicht. Er ist gestolpert.«
    Wir begaben uns wieder in die Küche, und ich probierte ein anderes Muffin. »Das riecht und schmeckt wie Mist.«
    »Das ist Kleie«, sagte Susan. »Tja, du hast es ein ums andere Mal versucht, aber ich glaube, sie haben sich unter diesen Umständen einfach nicht wohlgefühlt.« »Wie kommst du darauf?«
    Sie dachte einen Moment lang nach, bevor sie sagte: »Tja, das ist ihr Problem.«
    »So ist es. Und lass dir von ihnen keine Schuldgefühle einreden. Du bist eine gute Tochter, aber sie sind manipulativ, narzisstisch und egozentrisch.« Außerdem sind sie Arschlöcher. »Und sie legen keinen Wert darauf, ihre Enkel zu sehen.«
    Susan saß am Tisch, und weil sie bedrückt wirkte, sagte ich: »Wir werden alle einen schönen Vatertag haben. Ich verspreche es.«
    Sie rang sich ein Lächeln ab.
    Ich zögerte, dann ergriff ich ihre Hand. »Wenn ich gehe ... ich meine, für immer, wird das -«
    »Wenn du das noch einmal sagst, werfe ich dich raus.«
    Ich stand auf, schloss sie in die Arme und sagte: »Dein Vater und ich müssen am Sonntagabend oder Montagmorgen etwas besprechen.«
    Sie dachte darüber nach. »Ich will nicht, dass man über mich spricht, als wäre ich eine schamhafte Jungfrau«, sagte sie schließlich.
    »Du bist keine Jungfrau.«
    »Worüber wollt ihr reden?«
    »Nun ja, über den Deal. Wir brauchen einen Ehevertrag«, erklärte ich ihr. »Damit der Deal klappt.«
    »Das ist kein Deal. Es ist eine Ehe.«
    »Nicht, wenn man eine Stanhope ist. Und das ist dein Problem, nicht meines.« »Na schön. Rede mit ihm. Sieh zu, dass du meine Unterhaltszahlung und mein Erbteil nicht vermasselst.« »Liegt dir was daran?« »Nein. Aber mir liegt etwas an den Kindern.« »Wird gemacht. Koste es, was es wolle.«
    Dann sagte sie etwas, das mich nicht im Mindesten schockierte: »Gott vergebe mir, aber ich hasse sie.«
    Sie war ein bisschen weinerlich, deshalb legte ich die Arme um sie und sagte: »Wir haben uns von der Vergangenheit gelöst, und jetzt musst du dich von deinen Eltern lösen.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Sie tun mir leid.«
    Es fällt mir schwer, Mitleid mit jemandem zu haben, der hundert Millionen Dollar schwer ist, vor allem, wenn es sich um Arschlöcher handelt, aber weil ich nett sein wollte, sagte ich: »Ich weiß, was du meinst... mir tut Harriet leid, und mir hat mein Vater leidgetan ... und ich glaube, als er gestorben ist, hat er sich selbst leidgetan. Aber ... wir werden nicht wie sie werden.«
    Sie nickte, stand auf und sagte: »Lass uns heute etwas Lustiges unternehmen.«
    Nun ja, ich hatte gerade die Stanhopes aus der Tür geschubst, und etwas Lustigeres gibt es nicht. »Was würdest du denn gern unternehmen?«
    »Lass uns in die Stadt fahren, zu Mittag essen und anschließend in ein Museum oder einkaufen gehen.«
    »Einkaufen?«
    »Wann warst du das letzte Mal in Manhattan?« »Letztes Jahr im September.«
    Sie schaute mich an und nickte. »Ich war nie am Ground Zero.« Sie dachte einen Moment lang nach, dann fragte sie: »Sollten wir das tun ...?« »Es ist nicht gerade lustig.«
    »Ich weiß ... aber du warst dort... können wir das heute tun?« »Du kannst mir ja sagen, wie dir zumute ist, wenn wir unterwegs sind.« »In Ordnung ...« Sie nahm meine Hand. »Ich fühle mich geborgen, wenn ich neben dir stehe.«
    »Du bist sehr lieb«, sagte ich. »Weißt du, letzten September war ich völlig deprimiert. Ich habe mich noch nie so allein gefühlt wie damals in New York.«
    »Carolyn kam nach Hilton Head und sagte zu mir: >Mom, ich wünschte, Dad wäre hier.< Und ich habe zu ihr gesagt: >Ich auch.<«
    »Nun ja, jetzt bin ich hier«, erwiderte ich.
    54
    Als wir in Richtung Manhattan fuhren, blickte Susan auf die Skyline und stellte fest: »Es ist so seltsam, die Türme nicht zu sehen ... « Dann sagte sie: »Ich möchte wirklich mit dir zu Ground Zero gehen.«
    Ich warf ihr einen kurzen Blick zu. »Na schön.«
    Also fuhren wir nach Lower Manhattan und standen eine Zeitlang

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