Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
Vom Netzwerk:
hatten auf der anderen Seite von Franks Limousine gekauert, die am Straßenrand stand ... dann sah ich, wie beide Männer aufstanden und ihre Arme und die Flinten auf dem A utodach abstützten ... dann scho ssen sie ... zwei für Frank und eine für Vinnie, und das Knallen der Schüsse war ohrenbetäubend.
    Danach blickte mir der Typ, der nur einen Schuss abgegeben hatte, in die Augen. Susan fragte: »John ... was ist passiert?«
    Ich schaute sie an. Sie war im Restaurant gewesen, hatte mit Anna am Tisch gesessen, und mir wurde klar, dass ich ihr nie genau erzählt hatte, was draußen vor sich gegangen war.
    Ich zögerte, dann berichtete ich, was mit Frank und Vinnie passiert war, und fuhr fort: »Der Schütze schaut also von mir weg, dann schaut er wieder auf Frank, der teils draußen, teils im Fenster liegt... Vinnie ist eindeutig erledigt... daher nehme ich an, dass der Typ meinte, er müsse sich noch um Frank kümmern, aber er hat kein freies Schussfeld auf ihn ... nur auf seine Beine ... folglich schaut er wieder zu mir - als wenn er ... sich nicht sicher wäre, was er mit mir machen soll.«
    »O mein Gott«, flüsterte Susan. Dann fragte sie: »Wieso bist du nicht weggelaufen?«
    »Naja, es ging so schnell... innerhalb von etwa zehn Sekunden. Aber ... ich war mir nicht sicher, weshalb er zögerte ... dann dachte ich, vermutlich stehe ich nicht auf seiner Liste ... aber er hat mich angeschaut und hatte immer noch die Schrotflinte in der Hand ... und ich dachte mir, ich bin ein Zeuge, deshalb sollte ich ihm vielleicht nicht ins Gesicht sehen.«
    Susan ergriff meinen Arm. »Komm, wir gehen weiter.«
    Ich blieb jedoch an der Stelle stehen, an der ich zehn Jahre zuvor gestanden hatte, und fuhr fort: »Ich kam also zu dem Schluss, dass ich nicht auf den Schuss warten wollte - deshalb habe ich ihm den Finger gezeigt, und er hat gelächelt, die Flinte wieder auf Frank gerichtet und den letzten Schuss auf Franks Beine abgegeben.«
    Sie schwieg einen Moment. » Was hast du getan?«
    »Ich habe ihm den Finger gezeigt. Etwa so -« Ich streckte den Mittelfinger zu einem ganz passablen italienischen Gruß hoch. Susan schwieg, bevor sie sagte: »Das war Wahnsinn.«
    »Nun ja ... vielleicht. Aber hier bin ich.«
    Sie zog mich am Arm und sagte noch mal: »Komm, wir gehen weiter.« »Nein ... wir gehen rein.« »Nein, John.«
    »Bitte. Wir sind hier, es regnet, und ich brauche eine Tasse Kaffee.« Sie zögerte, aber schließlich nickte sie. »Na schön.« Also betraten wir Giulio's Ristorante.
    Es sah noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte, mit einer hohen Blechdecke, drei Ventilatoren, einem weißen Keramikfliesenboden, karierten Tischdecken und billigen Drucken vom sonnigen Italien an den Rauputzwänden. Das Lokal machte optisch nicht viel her, war aber makellos sauber, und es war authentisch - ein Überbleibsel der italienischen Einwandererkultur des letzten Jahrhunderts. Ich entsann mich, dass es hier außerdem authentisches italienisches Essen gab - kein amerikanisch-italienisches, deshalb musste man bei der Bestellung
    vorsichtig sein, es sei denn, man mochte zum Beispiel trippa, was, wie ich auf die harte Tour erfuhr, gewürfelter Schweinemagen ist, und der Schafkopf - capozella - ist auch nicht gerade ein Leckerbissen.
    Authentisch war, soweit ich mich entsann, auch die Klientel, größtenteils Einheimische aus der schrumpfenden italienischen Nachbarschaft sowie unlängst eingetroffene italienische Einwanderer, die echte Hausmannskost suchten.
    Und dann gab es noch einen anderen Kundenkreis - Gentlemen, die teure Anzüge und Ringe am kleinen Finger trugen und kaum lächelten. Ich konnte mich noch deutlich an diese Männer erinnern, die an den Nachbartischen gesessen hatten, als ich hier mit Frank zu Mittag aß. Und ich entsann mich auch, dass Frank, der gut gelaunt gewesen war, nachdem ich ihn auf Kaution rausgepaukt hatte, seine Mafioso-Miene aufgesetzt hatte, sobald wir das Lokal betraten.
    Jetzt war es weit nach der Mittagspause, aber an den Tischen saßen ein paar italienische Männer, die Kaffee tranken, Gebäck naschten und sich unterhielten. Ich sah niemanden, der mit Anthony oder Sally Da-da befreundet sein könnte, und das war gut so.
    Ein Kellner, der um die vierzig war und eine Schürze trug, kam zu uns, lächelte und sagte: »Buon giorno.«
    »Buon giorno«, erwiderte Susan.
    »Guten Tag«, sagte ich, und für den Fall, dass er meinte, wir wollten Schutzgeld erpressen: »Einen Tisch, bitte.«
    »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher