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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Beerdigungen.
    Zufällig sind auch ihre Haare schwarz, genau wie die meiner Mutter, bevor sie grau wurden, und weil Carolyn nie auch nur einen Schimmer von Susans roten Haaren hatte, bestand eine gewisse Hoffnung, dass sie kein Kuckuckskind war.
    Ich fuhr von dem kleinen Parkplatz und bemerkte die teuren Autos mit Frauen am Steuer, die ihre hart arbeitenden Männer abholten. In einigen dieser Fahrzeuge saßen kleine Kinder - das Kindermädchen war heute zeitig gegangen -, und wenn ich mir diese Paare anschaute, konnte ich sofort erkennen, welche Partner sich darüber freuten, einander zu sehen, und welche wünschten, sie hätten vor zehn oder zwanzig Jahren einen anderen Zug genommen.
    Ich zweifelte nicht daran, dass jedes Paar seine eigene Geschichte hatte, glaubte aber nicht, dass eine davon meine oder Susans toppen konnte.
    Ich fuhr durch die Ortschaft in Richtung Stanhope Hall. »Bist du glücklich, Dad?«, fragte Carolyn.
    »Warum sollte ein Mann, der im Begriff ist, zu heiraten, nicht glücklich sein?«
    Carolyn, die mit meiner Art von Humor nicht vertraut ist, fragte noch mal: »Bist du glücklich?«
    Ich warf ihr einen kurzen Blick zu und sagte: »Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht froh und glücklich wäre, wieder da zu sein.« »Ich weiß.«
    »Deine Mutter ist auch sehr glücklich.«
    »Das weiß ich. Wir sprechen oder mailen uns zweimal am Tag.« Natürlich.
    Um ihr den Ball zuzuwerfen, sagte ich: »Naja, ich heirate zum zweiten Mal, und du hast überhaupt noch nicht geheiratet.« »Dad. «
    Wir plauderten über ihren Job und über ein paar andere Themen. Carolyn hatte letzten August wie jeden Sommer eine Woche in London verbracht, darin bestand jedes Jahr unsere gemeinsame Zeit, es sei denn, ich kam zu Beerdigungen, Hochzeiten oder auf Geschäftsreisen nach New York. Deshalb sagte sie zu mir: »Ich nehme an, ich werde dich dieses Jahr nicht in London besuchen.«
    Ich lächelte. »Nein. Aber deine Mutter und ich fahren nach London, vielleicht schon bald, um meinen Umzug zu regeln.« Und weil Carolyn London mag, fragte ich: »Warum kommst du nicht mit?«
    »Ich glaube nicht, dass ich kurzfristig wegkann, aber danke«, erwiderte sie. »Warum behältst du deine Wohnung in London nicht?«
    Ich dachte darüber nach und fand, dass es gar keine schlechte Idee war, je nachdem, wie es künftig um meine Finanzen bestellt sein würde. Aber ich war mir nicht sicher, ob Susan begeistert wäre. Auf jeden Fall brauchte ich die Wohnung womöglich selbst, falls die Stanhopes ihre Tochter zurückbekamen. »Das ist eine gute Idee«, sagte ich zu meiner Tochter.
    Als wir uns Stanhope Hall näherten, fragte Carolyn: »Wie geht's Opa und Oma?«
    »Sie sind wunderbar.«
    »Ich habe deine E-Mail erhalten.«
    »Gut.«
    »Und? Wie kommst du mit ihnen zurecht?« »Eigentlich gar nicht schlecht.«
    »Und Sie freuen sich für dich und Moni?«
    »Ich dachte, du stehst in täglichem Kontakt mit deiner Mutter.«
    »Wir haben nicht viel darüber gesprochen.«
    »Nun ja, dann heben wir's uns auf, bis Edward kommt.«
    Ich hatte von einem der Wachmänner eine neue Fernbedienung bekommen - die Firma hieß All-Safe Security, was mir ein bisschen redundant vorkam -, und er hatte mir außerdem den neuen Passiercode gegeben, verbunden mit dem klugen Rat, dass ich ihn nicht allzu vielen Leuten verraten sollte, die ich nicht kannte. Ich liebe den Umgang mit gutgeschulten Minderbemittelten. Ja, ich bin ein Snob.
    In so einer Situation ist die Grenze zwischen Wachmännern und Bewachten natürlich fließend und der Unterschied zwischen einem Beschützten und einem Gefangenen auf Freigang sehr subtil.
    Als das Tor aufschwang, trat der Wachmann von All-Safe Security (der aSS-Typ) aus dem Pförtner-/Wachhaus, und er erkannte mich nach der halben Stunde sogar noch und winkte mich durch. Hilfreich war dabei natürlich, dass ich die Fernbedienung hatte und mit dem gleichen Auto kam, mit dem ich weggefahren war.
    »Mom hat etwas von den Typen am Tor erwähnt«, bemerkte Carolyn.
    »Ist nicht weiter wild.«
    Sie beließ es dabei und fragte: »Sind Opa und Oma daheim?« Ich wünschte, sie wären es. »Sie haben beschlossen, in einem Cottage im Creek zu wohnen.« »Weshalb?«
    Weil sie Arschlöcher sind. »Sie fanden es dort bequemer. Und sie wollten deiner Mutter etwas Arbeit abnehmen.« Carolyn schwieg.
    Ich musste wirklich dafür sorgen, dass sie und Edward ihrem Opa und ihrer Oma gegenüber positiv eingestellt waren. Ich meine, diese Kids haben

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