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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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aber weil ich glaubte, dass dieses Treffen platzen würde, tippte ich rasch: Die Mafia will mich umbringen, und ich bin verlobt. Kaum zu glauben, aber... Es musste eine bessere Möglichkeit geben, ihr das mitzuteilen. Ich löschte den Text und tippte: Liebe Samantha, meine Exfrau und ich haben uns wiedervereint und -
    Susan kam h erein und fragte mich: »Wem mail st du?« Während ich auf Löschen drückte, sagte ich: »Meiner Kanzlei.« »Wieso?« »Ich kündige.«
    »Gut.« Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben mich. »Ich helfe dir.« »Okay ...« Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Das könnte eine Weile dauern, und wir sollten zum Bestattungsinstitut gehen.« »Das dauert nur ein paar Minuten.«
    Ich nehme an, der Zeitpunkt war gekommen, da ich eine Brücke abbrechen musste, die ich eigentlich stehen lassen wollte. Und so formulierte ich mit Susans Hilfe einen sehr schönen, wohlüberlegten und positiven Brief an meine Kanzlei, in dem ich mitteilte, was für eine schwierige Entscheidung es für mich war, verlieh meiner Hoffnung Ausdruck, dass dies keine Unannehmlichkeiten verursachen möge und so weiter und so fort, und versicherte, dass ich in ein paar Wochen nach London käme, um meine persönlichen Sachen abzuholen, meinen Nachfolger einzuweisen und sämtliche Papiere zu unterschreiben, die für meine Trennung von der Kanzlei nötig seien.
    »Teil ihnen mit, dass du heiraten willst«, schlug Susan vor. »Warum?«
    »Damit sie verstehen, weshalb du nicht zurückkommst.« »Das ist nicht nötig.« »Sie werden sich für dich freuen.« »Das ist ihnen egal. Es sind Briten.« »Unsinn. Sag's ihnen.«
    Also tat ich meine gute Nachricht kund, die Samantha via Telefon oder E-Mail binnen Nanosekunden erfahren würde. Nun ja, in London war es zwei Uhr früh, folglich hatte ich heute Abend noch etwas Zeit, um ihr zu mailen.
    Ich drückte auf die Sendetaste, und ab ging's nach London. Diese Sachen sollten eine einminütige Verzögerung haben, damit man es sich noch mal überlegen oder zumindest seine Frau oder Freundin aus dem Zimmer schicken kann.
    Kurzum, hier ging es darum, dass ich versucht hatte, sämtliche Flanken zu decken und alle Möglichkeiten durchzuspielen. Aber jetzt musste ich auf gut Glück springen und das Beste hoffen.
    Falls ich Susan verlassen würde, dann nicht, weil ich sie verlassen wollte. Wenn überhaupt, dann musste ich sie verlassen, um ihre und die Zukunft unserer Kinder abzusichern. Das ist viel, viel besser und so weiter und so fort.
    Aber es konnte durchaus möglich sein, dass sie aus den gleichen Gründen eine schwere Entscheidung treffen musste. Eine Mutter will instinktiv ihre Kinder beschützen, und dafür hatte ich Verständnis.
    »Was sitzt du da herum und denkst nach?«, fragte Susan. »Ich denke über dich, Edward und Carolyn nach ... und wie gut es ist, dass wir diese gemeinsame Zeit haben.«
    »Wir werden unser ganzes Leben zusammen sein.« Und das war das andere Problem.
    58
    Wir trafen um zwanzig Uhr fünfzehn beim Walton's ein, und wie immer waren am letzten Abend, an dem man sich die Verstorbene anschauen konnte, alle da, die es bisher vor sich hergeschoben hatten, dazu ein großes Kontingent Kanzelschwalben von St. Mark's.
    Wir gingen wie üblich zum Sarg - Ethel sah immer noch gut aus -, sagten den Besitzern der Tickets für die erste Reihe Hallo, klapperten wieder Salon A ab und sahen uns im Foyer und im Warteraum um. Mich befiel ein starkes Dejá -vu-Gefühl.
    William und Charlotte waren da, doch ich hatte nicht die Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen. Genau genommen gingen wir einander aus dem Weg. Meine Mutter war ebenfalls da, und ich begrüßte sie.
    Auch Diane Knight war gekommen, Ethels Krankenschwester aus dem Hospiz, die nett war, aber mir fiel auf, dass ich den behandelnden Arzt der Verstorbenen nicht im Bestattungsinstitut gesehen hatte. Ich nehme an, das könnte peinlich sein.
    Außerdem entdeckte ich Ethels Steuerberater, Matthew Miller, sprach eine Minute lang mit ihm und vereinbarte eine Zusammenkunft wegen Ethels abschließender Buchprüfung. Okay, eigentlich sollte man in einem Bestattungsinstitut nichts Geschäftliches regeln, aber man darf wenigstens einen Termin vereinbaren.
    Charlie Frick, Susans Tischgefährtin von letzter Woche, war ebenfalls da, und ich stellte mich vor und erzählte ihr, dass ich tagsüber in ihrem Museum gewesen war. »Hübsches Haus. Jede Menge Kunst«, erklärte ich ihr. Dann wies ich sie auf das schrecklich

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