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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Gegensatz zu dem Mann dar, der alles andere als bescheiden war.«
    Keine schlechte Feststellung - ein bisschen abgedroschen, aber verständlich.
    Sie fuhr mit ihrem Bericht beim Schrappen der Rotorblätter fort. »John Gotti war ein Mann, der für viele Menschen überlebensgroß war. Der Teflon-Don, an dem keine Anklage hängenblieb.«
    An dem keine Anklage hängenblieb. Das war nicht die BBC.
    »Man kann Hunderte von Menschen sehen, die an diesem regnerischen Tag auf die Straße gekommen sind - Freunde und Nachbarn, vielleicht aus Neugier, vielleicht um ihrem Nachbarn Respekt zu zollen ... «
    Naja, wenigstens ein Nachbar war nicht da, um seinen Respekt zu erweisen; er war tot.
    Die Journalistin wandte sich wieder dem Thema »Gotti, der Bonvivant«, zu. »Er wurde wegen seiner von Hand gefertigten italienischen Anzüge für tausend Dollar auch der elegante Don genannt.«
    Tausend? Sollte ich mich wegen des Brioni für zweitausend aufregen? Nein. So viel kosten sie. Vielleicht bekam Gotti als prominenter Gangster einen Rabatt. Ich hätte bei Brioni's Anthonys Namen erwähnen sollen.
    »Die Prozession wird jetzt wieder schneller«, sagte die Frau im Hubschrauber, »und ist in Richtung Ozone Park unterwegs, zum Bergin Jagd- und Angelclub, wo Gotti das Hauptquartier seines kriminellen Imperiums unterhielt.«
    Wirklich?
    Die Hubschrauberkamera entfernte sich, sodass man die lange Fahrzeugschlange sehen konnte, die langsam durch den grauen Nieselregen rollte - den Leichenwagen, die rund zwanzig Transporter, auf denen sich die Blumenarrangements türmten, und die zwanzig oder mehr schwarzen Großraumlimousinen, in denen unter anderem auch Salvatore D'Alessio saß, nicht aber Anthony Bellarosa.
    Ich hielt Ausschau nach Mr Mancusos grauem Auto inmitten Dutzender anderer, die den schwarzen Limousinen folgten, und ich sah tatsächlich einen grauen Wagen, dessen sämtliche Fenster offen waren und aus dem jemand der Menschenmenge zuwinkte. Ich nehme an, das ist FBI-Humor.
    »John! «, hörte ich Susan rufen.
    »Das hier ist wichtig«, rief ich zurück.
    »Du wirst etwas viel Wichtigeres verpassen, wenn du nicht kommst.« »Ich komme!«
    Ich wollte den Fernseher bereits ausmachen, als ins Studio umgeschaltet wurde und der Nachrichtenmoderator sagte: »Dank an Sharon, die heute Mittag aus unserem Helikopter berichtet hat. Weitere Aufnahmen von John Gottis Beerdigung sehen Sie nach dem Bericht unserer Reporterin für Stadtnachrichten, Jenny Alvarez, die uns über das Leben von John Gotti informieren wird.«
    Wer?
    Und dann war sie auf dem Bildschirm. Meine alte ... Gespielin. Sie sah großartig aus mit der Fernsehschminke ... vielleicht ein bisschen orange ... aber immer noch sehr hübsch, mit einem schönen breiten Lächeln.
    »Danke, Scott«, sagte Jenny. »Das waren tolle Aufnahmen vom Beerdigungszug heute Mittag, als der Leichnam von John Gotti in St. John's zur letzten Ruhe -«
    »John Sutter!«
    »Bin gleich da.«
    »Einer der Sargträger war Mr Gottis Anwalt, Carmine Caputo, der nach der Beerdigung interviewt wurde.«
    Mr Caputos Gesicht tauchte auf, und er ließ sich von einem Reporter, der aussah wie sechzehn, ein paar Fragen stellen. Mr Caputo, alter Profi, der er war, beantwortete nicht eine Frage, nutzte aber die Gelegenheit, um seinen Mandanten zu lobpreisen: Familienmensch, Vater, Ehemann, guter Nachbar - na ja, bis auf dieses eine Mal -, guter Freund - wenn man mal davon absah, dass er Paul Castellano umlegen ließ - und ein großzügiger Spender für viele gute Zwecke, darunter, so hoffte ich, auch Mr Caputos Anwaltskanzlei. Ich hasse es, wenn Mandanten sterben, ohne ihre Rechnungen zu bezahlen, so wie Frank es mit mir gemacht hatte. Aber Mr Caputos Zuneigung zu Mr Gotti schien ehrlich zu sein, folglich hatte er sein Geld bekommen.
    Jenny kam wieder ins Bild, und ich dachte schon, sie würde zu der letzten großen Mafia-Beerdigung überleiten, über die sie berichtet hatte - der von Frank Bellarosa -, und Mr Bellarosas der Oberschicht entstammenden Anwalt erwähnen, John Sutter. Das war die Gelegenheit, mich zu verteidigen und zu sagen: »Wenn Carmine Caputo an John Gottis Beerdigung teilnehmen konnte, warum haben sich dann alle aufgeregt, als John Sutter zu Mr Bellarosas Beerdigung ging? Hä? Und John trug nicht einmal den Sarg, Herrgott noch mal.« Danach käme Archivmaterial von mir, und wenn die Kamera wieder auf Jenny gerichtet wurde, würde sie sich die Augen wischen und sagen: »John? Bist du da

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