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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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für uns ausgeben.«
    Die Idee begeisterte Susan nicht sehr - Frauen sind nicht praktisch -, und sie rief den Geschäftsführer des Seawanhaka an. Glücklicherweise war der zweite Samstag im August frei, also reservierte ihn Susan für einen Hochzeitsempfang unter freiem Himmel - nähere Einzelheiten würden in aller Breite in den nächsten zwei Monaten besprochen werden.
    Sie legte auf. »Das ist perfekt. Wir verbringen unsere Hochzeitsnacht im Gästezimmer des Clubs, und am nächsten Morgen segeln wir mit unserer neuen Yacht für vierzehn Tage in die Flitterwochen.«
    »Kommen deine Eltern mit?«
    »Nein, John. Nur Edward und Carolyn.«
    »Ah, okay. Aber bei unseren letzten Flitterwochen waren sie nicht dabei.« Sie ging darüber hinweg und sagte: »In der Woche davor fliegen wir nach L.A., verbringen ein paar Tage mit Edward und nehmen ihn zur Hochzeit mit zurück.« »Guter Plan.«
    Das klang also nach einem wunderbaren Sommer. Im September, wenn hier alles geklärt war, würde ich mir dann einen Job suchen, und wenn wir nicht gestorben waren, würden wir noch ewig leben - in einem kleineren Haus, ohne die monatlichen Stanhope'schen Zahltage. Unterdessen mussten wir nur dafür sorgen, dass wir überlebten.
    Ich saß am Schreibtisch in meinem Privatbüro, hatte die Tür geschlossen und verfasste eine irreführende E-Mail an Elizabeth, in der ich ihr mitteilte, dass Susan und ich nach Istanbul verreisen und in drei bis vier Wochen zurückkehren würden. Dann würden wir die Formalitäten für Ethels Nachlass klären.
    Außerdem erinnerte ich sie behutsam an den Brief und fragte sie, ob wir uns heute treffen könnten, bevor ich morgen in aller Frühe abreiste. Danach rief ich im Pförtnerhaus an und teilte den Wachmännern mit, dass sie Elizabeth Allard passieren lassen sollten.
    Als ich auflegte, fuhr ein blauer Ford Taurus auf den Vorhof und Schwachkopf und Dämeltusse stiegen aus. Ich hätte die Wachmänner auffordern sollen, sie in Ketten zu legen, aber offenbar hatte Susan sie angekündigt.
    Ich betrachtete sie vom Fenster aus, als sie zum Haus gingen und miteinander redeten, als probten sie im letzten Moment noch mal ihren Text. Sie wirkten ein bisschen grimmig, daher vermutete ich, dass sie über Nacht nicht von einem Engel aufgesucht worden waren, der ihnen erklärt hatte, dass Gott alle Menschen liebte außer ihnen und sie ihrer Familie lieber nicht die Kohle kappen sollten, weil sie sonst sofort in die Hölle kämen.
    Die Türklingel schellte, und ich hörte, wie Sophie die Stanhopes begrüßte. Ich war überrascht, dass Susan nicht selbst an die Tür gegangen war; in dieser Welt lässt man Verwandte oder gute Freunde nicht vom Hauspersonal begrüßen, es sei denn, man ist wirklich indisponiert. Folglich wollte Susan ihnen eine Botschaft zukommen lassen - oder sie schärfte das Schlachtermesser.
    Ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, dann wurde die Luft plötzlich kalt, schwarze Fliegen tauchten aus dem Nichts auf, und grüner Schleim quoll aus den Wänden. Die Stanhopes waren eingetroffen.
    68
    Susan und ich hatten beschlossen, dass sie mit Luzifer und der bösen Hexe des Südens im Wohnzimmer sprechen sollte, während ich hinter verschlossenen Türen im Büro blieb, sodass sie mich zu Rate ziehen oder mich hinzurufen konnte, falls angebracht.
    Ich hatte auf diese Weise schon allerhand Steuervergleiche ausgehandelt sowie in einigen hässlichen Familienstreitigkeiten wegen Erbschaften vermittelt; unterschiedliche Zimmer für unterschiedliche Leute, damit die Parteien nicht ekelhaft zueinander oder handgreiflich werden konnten. In der Regel klappt es.
    Ich rief meine E-Mails ab und stieß auf ein paar Mitteilungen von Freunden in London, die anfragten, ob sie richtig gehört hatten, sei es von Samantha oder von Kollegen aus der Kanzlei. Tja, ich konnte auf keine dieser E-Mails antworten, bis die Geschworenen mit dem Urteil aus dem Wohnzimmer kamen. Deshalb spielte ich mit dem Computer Poker und hatte prompt eine Siegesserie - Glück im Spiel, Pech in der Liebe?
    Etwa fünfzehn Minuten nach der Ankunft der Stanhopes klopfte es an der Tür, und ich sagte: »Komm rein.«
    Sophie tauchte auf und teilte mir mit: »Ich gehe jetzt.« »Okay, danke für alles, was Sie getan haben.«
    Die Tür war noch offen, und ich hörte Stimmen im Wohnzimmer, und der Tonfall und die Sprachmelodie waren ernst und düster.
    Sophie reichte mir ein Blatt Papier, und ich dachte, es wäre eine Nachricht von Susan oder Sophies

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