Nelson DeMille
seine Million Dollar -, aber erst, wenn ich mit ihm darüber gesprochen habe, was er für dich, Edward und Carolyn tun muss, bevor ich abreise. Er wird es verstehen.«
Sie blieb sitzen und schüttelte immer noch den Kopf. »Die Kinder sagen, es ist ihnen egal...«
»Ist es auch. Aber uns nicht. Willst du, dass Peter der einzige Nutznießer des Stanhope'schen Vermögens ist?«
Sie antwortete nicht, musste sie aber auch nicht.
Ich nahm ihre Hand und zog sie auf die Beine. »Geh in die Küche oder irgendwo anders hin, beruhige dich, werde wütend, und danach gehst du rein und sagst ihm, was Sache ist.«
Sie schwieg noch immer.
»Wenn er rausstürmt, bist du ihn und sein Geld los. Aber wenn er mit mir sprechen will, dann arbeiten wir eine Regelung aus, durch die sein Zugriff auf den Geldsack gelockert wird.«
Sie schüttelte wieder den Kopf und sagte kaum hörbar: »Nein ... John ... ich lasse dich nicht gehen.«
»Du - wir - haben keine andere Wahl. Schau, Susan ... vielleicht in einem Jahr oder so, wenn wir die Gelegenheit hatten, über diese Sache nachzudenken, und sehen, wie uns dabei zumute ist -«
»Nein!«
»Okay, dann spreche ich jetzt mit ihm. Schick ihn rein.« »Nein.« »Dann gehe ich da raus -«
»Nein ... nein ... lass mich ... Ich brauche bloß einen Moment... « Sie wollte sich wieder setzen, aber ich nahm sie am Arm und schob sie zur Tür. »Ist schon gut«, sagte ich. »Du bist tapfer und weißt, was du zu tun hast.«
»Nein ... ich werde nicht...«
Ich schlug einen strengen Ton an: »Wir werden die Zukunft unserer Kinder nicht opfern, weil wir aus Eigennutz -«
Sie riss sich von mir los. »Ich werde dich nicht wieder gehen lassen.«
Ich packte sie an der Schulter und sagte: »Ich gehe. Aber nicht, ehe ich für die Kinder alles in Ordnung gebracht habe, was ich schon vor zehn oder zwanzig Jahren hätte tun sollen -«
»Nein, John, bitte ...«
»Aber ich verspreche dir, Susan ... ich verspreche dir, dass wir wieder zusammen sein werden.«
Sie schaute mich an, und noch immer rannen ihr Tränen über die Wangen. Sie schluchzte, dann legte sie den Kopf an meine Schulter und fragte: »Versprichst du es ...?«
»Ja. Okay ... « Ich schob sie zur Tür und begleitete sie in die Diele. Sie drehte sich zu mir um und schaute mich an. Ich lächelte und sagte: »Bestell deinem Vater, dass dein Anwalt mit ihm sprechen will.«
Sie lächelte nicht, nickte aber, und ich ging wieder ins Büro und schloss die Tür.
Ich stand eine ganze Minute da, dann setzte ich mich an den Schreibtisch.
Ich nahm einen Stift und notierte mir ein paar Punkte, die ich mit William klären musste. Aber in Gedanken - und im Herzen - war ich nicht bei der Sache. Immerhin hatte ich vor, mit ihm einen Deal auszuhandeln, der sicherstellen sollte, dass Susan und ich einander nie wiedersehen würden.
Es wäre durchaus möglich, dass William den Vorschlag ablehnte, die Kontrolle über sein Geld und damit über seine Tochter aufzugeben - denn was sprang für ihn dabei heraus? Sicherlich nicht Susans Liebe und Gesellschaft oder die Liebe seiner Enkel. Er bekam durch diesen Kuhhandel lediglich die Garantie, dass Susan und John einander nie wiedersehen würden, und ich fragte mich, ob ihm das reichte. Nun ja, ich nehme an, das hing davon ab, wie ehrlich er bezüglich der Gründe gewesen war, aus denen er diese Verbindung beenden wollte. Glaubten er und Charlotte wirklich, dass Susan einen schrecklichen Fehler machte? Oder ging es in Wirklichkeit um Williams Hass auf mich?
William musste sich darüber im Klaren sein, dass er nicht nur mich los war, wenn er sich auf diesen Kuhhandel einließ, sondern dass er auch seine Tochter und seine Enkelkinder verlieren würde, sobald sie finanziell unabhängig waren. Im Grunde genommen hatte ich den Spieß umgedreht und ihn in eine ausweglose Lage gebracht. Und trotzdem könnte er sich darauf einlassen, wenn er mich mehr hasste, als er Susan, Edward und Carolyn liebte. Außerdem war ich mir sicher, dass Peter seinen Vater dazu drängen würde, sich auf den Deal einzulassen, wenn das gleichzeitig bedeutete, dass auch Peter sofort seinen Erbteil bekam. Dann durfte Peter Daddy ebenfalls sagen, er könne ihn kreuzweise.
Die Tür ging auf, und Susan kam ins Büro. Ich stand da, und wir schauten uns an. »Mein Vater lehnt deinen Vorschlag rundweg ab.«
»Na schön.« Damit war zumindest eine Frage beantwortet. Sie wirkte ausgelaugt, und ich glaube, ich habe sie noch nie so aufgelöst und
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