Nelson DeMille
Rechnung, aber mit einem kurzen Blick erkannte ich, dass es eine Liste war, auf Polnisch geschrieben.
»Für den Lebensmittelladen«, sagte sie.
»Hä ...? Ach, richtig.« Während meines romantischen Monats in Warschau. Warum muss ich so ein Klugscheißer sein? Hm, vielleicht bekam ich das Zeug in Glen Cove oder Brooklyn.
Sophie zögerte, bevor sie sagte: »Misses ist traurig. Vielleicht gehen Sie ... « Sie deutete mit dem Daumen über ihre Schulter.
»In Ordnung. Danke«, erwiderte ich. »Sie sind eine sehr nette Frau. Wir sehen uns bei unserer Rückkehr.«
»Ja.« Sie ging und schloss die Tür hinter sich.
Ich hörte, wie sie das Haus verließ, und sah sie in ihr Auto steigen und wegfahren.
Tja, ich nehme an, ich könnte reingehen und die Sache klären, indem ich William in den Würgegriff nahm und ihn ein leeres Blatt Papier unterschreiben ließ, das ich später ausfüllen würde. Es gibt eine rechtliche Grundlage dafür - nécessitas non habet legem, der Notfall kennt kein Gesetz.
Aber ich hatte Susan versprochen, an Ort und Stelle zu bleiben und mich nicht in diese Familienangelegenheit einzumischen, und sie hatte versprochen, mit mir zu reden, bevor sie gingen.
Daher zapfte ich ein paar neue Onlinequellen an, um die Zeit totzuschlagen, und las über Salvatore D'Alessios Henkersmahlzeit. Ein Großteil der Texte waren objektive Berichterstattungen, die nicht viel Neues enthielten. In einer Geschichte allerdings hieß es: »Anrufe am Wohnsitz der Bellarosas in Long Island wurden nicht en tgegengenommen, und in Mr Bella rosas Geschäftsstelle, bei Bell Enterprises in Ozone Park, Queens, war nur der Anrufbeantworter erreichbar.«
Naja, dachte ich, so kann man keine Geschäfte treiben. Was ist, wenn jemand Limousinen für eine Beerdigung braucht? Zum Beispiel die Familie D'Alessio?
In dem Text hieß es weiter: »Informanten aus dem unmittelbaren Umfeld der Ermittlungen besagen, dass Tony Bellarosa wahrscheinlich das Land verlassen hat.«
Ich konnte nur hoffen, dass er sich nicht in London oder Paris versteckte. Schließlich wollte ich ihm nicht in der Täte Gallery oder im Louvre über den Weg laufen. Auch Madame Tussauds Wachsfigurenmuseum sollte ich unbedingt meiden.
Mir fiel etwas ein, und ich fand Anthonys Karte in meiner Brieftasche und wählte seine Handynummer. Nach dreimaligem Klingeln meldete sich eine automatische Ansage: »Dieser Anschluss wurde auf Wunsch des Kunden stillgelegt. Keine weiteren Auskünfte verfügbar.«
Das klang nicht so, als wäre Anthony irgendetwas zugestoßen; es klang, als wollte er nicht über sein Handysignal aufgespürt werden.
Auf jeden Fall wäre es ein albernes Gespräch geworden, wenn ich ihn erreicht hätte - Anthony, wo bist du? John, wo bist du ? Ich habe zuerst gefragt, Anthony.
Ich mailte Carolyn wegen des Mordes an Mr Salvatore D'Alessio, einem Mitbürger im Bezirk Brooklyn und einem Mann, den die Bezirksstaatsanwaltschaft Brooklyn mit Sicherheit sehr gut kannte. Außerdem war ich davon überzeugt, dass in Carolyns Dienststelle nach dem Mafia-Mord der Teufel los war und ihre Kollegen fieberhaft mit dem NYPD und dem FBI zusammenarbeiteten, um Hinweise auf die Killer und den flüchtigen Leibwächter auszuwerten - und vor allem die Person zu identifizieren, die für das Umlegen bezahlt hatte. Allerdings brauchte man nicht allzu viel Grips, um darauf zu kommen, dass Anthony Bellarosa der Hauptverdächtige war; ihn ausfindig zu machen dürfte dagegen schwieriger sein.
Ich sagte Carolyn Bescheid, falls sie es nicht schon wusste, dass man Mom und Dad möglicherweise in den Nachrichten erwähnte. Ich schrieb nicht: »Hoffentlich bringt dich das nicht in Verlegenheit«, aber sie würde es trotzdem verstehen. Außerdem dürfte ihr mittlerweile klar sein - oder jemand in der Dienststelle hatte es
ihr gegenüber erwähnt -, dass Anthony Bellarosa möglicherweise eine Rechnung mit Mom begleichen wollte. Ich erwähnte es nicht, teilte ihr aber mit, dass wir am nächsten Morgen nach Europa verreisen wollten und uns telefonisch bei ihr melden würden, bevor wir aufbrachen. Sie würde wissen, worum es ging.
Mir fiel ein, dass sich Anthony und Carolyn in Alhambra einmal begegnet waren, und obwohl ich nicht dabei gewesen war, ging ich davon aus, dass sie den dunklen, gutaussehenden Rüpel von nebenan nicht mochte; in dieser Hinsicht hatte sie ein besseres Urteilsvermögen als ihre Mutter.
Wie dem auch sei, Carolyn Sutter, stellvertretende Bezirksstaatsanwältin in
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