Nelson DeMille
Wetten darauf ab, dass ich darin keine Rolle spielte. Nichtsdestotrotz sagte ich: »Daher möchte ich Sie fragen, ob ich das Pförtnerhaus mieten oder kaufen könnte.«
»Ach, wollen Sie dort wohnen?«
»Es wäre eine Möglichkeit.«
Er nickte, dachte einen Moment lang nach und sagte dann: »Ich verstehe ... « »Wenn ich es mieten würde, dann nur für ein, zwei Monate.«
»Ich verstehe. Sie brauchen also eine Unterkunft, solange Sie hier sind.« »Woher wissen Sie, dass ich in London gewohnt habe?« »Mrs Sutter hat es mir erzählt.«
»Ich nehme an, Sie meinen meine Exfrau.« »Ganz recht.«
»Und was hat sie Ihnen sonst noch erzählt? Nur damit ich Ihnen nicht die Zeit stehle und etwas wiederhole, das Sie bereits wissen.«
Er zuckte die Achseln. »Als sie das Haus erwarb - das ehemalige Gästehaus -, stattete sie uns einen Höflichkeitsbesuch ab. Es war an einem Sonntag, und meine Frau und ich waren zu Hause, wir tranken Tee, und sie sprach ganz allgemein über ihre Lebensumstände.«
»Aha. Und in der Zwischenzeit hat sie Ihnen mitgeteilt, dass ihr Exmann aus London zurückgekehrt ist.«
»Ja«, sagte er. »Nicht mir, eigentlich. Soheila. Meiner Frau. Sie sprechen gelegentlich miteinander.«
Ich hätte ihn am liebsten darauf hingewiesen, dass Mrs Sutter eine Ehebrecherin und keine gute Gesellschaft für Soheila war. Doch warum für Unruhe sorgen? Ich wandte mich wieder meinem Thema zu und sagte: »Wenn Sie also nichts dagegen haben, würde ich das Pförtnerhaus gern für ein, zwei Monate mieten - mit Kaufoption.«
»Es steht nicht zum Verkauf, aber -«
Ehe er fortfahren konnte, tauchte die Frau, die die Tür geöffnet hatte, mit einem Teetablett auf, das sie mit einer Verbeugung auf dem Tisch abstellte.
Mr Nasim entließ sie, worauf sie sich zurückzog und die Tür hinter sich schloss. Nun ja, vielleicht war ihre Ausbildung doch nicht so schlecht; sie brauchte bloß ein bisschen Nachhilfe in Haustüretikette. Es sei denn, was wahrscheinlicher war, sie hatte eine Heidenangst vor Amir Nasim. Vielleicht konnte ich von ihm ein paar Tipps zur Beziehung zwischen den Geschlechtern bekommen.
Mr Nasim spielte den guten Gastgeber, öffnete einen Holzkasten, der Teedosen enthielt, und sagte zu mir: »Haben Sie eine bestimmte Vorliebe?«
Die hatte ich, und zwar für Scotch Whisky, aber ich sagte: »Earl Grey wäre bestens.«
»Ausgezeichnet.« Er löffelte den Tee in zwei Porzellankannen und goss aus einer Thermoskanne heißes Wasser darüber, während er die ganze Zeit Bemerkungen über die Teezubereitung machte, wie zum Beispiel: »Ich lasse ihn im Allgemeinen vier Minuten ziehen ... « Er deckte beide Kannen zu, drehte dann eine Sanduhr um und sagte: »... Sie können es jedoch bei Ihrem halten, wie Sie möchten.«
Ich warf einen Blick auf meine Uhr, was man sowohl als Zeitnahme für den Tee als auch als Anzeichen einer leichten Ungeduld deuten konnte. Jedenfalls glaube ich, dass Tee das ist, was Menschen von Mr Nasims Glauben um sechs Uhr an Stelle von Cocktails zu sich nehmen.
Während wir darauf warteten, dass der Sand der Zeit verrann, plauderte er drauflos. »Ich habe zehn Jahre in London gelebt. Eine wunderbare Stadt.«
»Das ist sie.«
»Sie waren, glaube ich, sieben Jahre dort.« »Ganz recht.«
»Und vorher sind Sie um die Welt gesegelt.« »In der Tat.«
»Sie sind also ein abenteuerlustiger Mann. Ein Mann, der die Gefahr liebt, womöglich.«
»Ich war segeln. Ich habe keine Kriegsschiffe angegriffen.«
Er lächelte, dann sagte er: »Aber da draußen ist es gefährlich, Mr Sutter. Vom Wetter einmal abgesehen, gibt es Piraten und hochexplosive Minen. Sind Sie in den Persischen Golf gesegelt?«
»Bin ich.«
»Das ist sehr gefährlich. Haben Sie den Iran besucht?« »Ja. Buschehr.« »Und wie wurden Sie dort empfangen?« »Ganz gut. «
»Gut. Ich bin der Meinung, dass Menschen, die in Hafenstädten wohnen, freundlicher und unbekümmerter zu Seeleuten sind als diejenigen, die im Binnenland leben. Was meinen Sie?«
»Ich glaube, das stimmt, es sei denn, man kommt nach New York.«
Er lächelte erneut und wechselte das Thema. »Sie wollen also in ein, zwei Monaten nach London zurückkehren.« »Möglicherweise.«
»Und wo wohnen Sie dort?«
Ich nannte ihm meine Straße in Knightsbridge, ohne ihm meine Haus-, Wohnungs- oder Telefonnummer zu verraten.
Er nickte. »Eine sehr schöne Gegend. Ich habe in Mayfair gewohnt.« »Auch eine schöne Gegend.«
»Zu viele Araber.«
Ich ließ das
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