Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
Vom Netzwerk:
blasen lassen?«
    »Ich glaube, darüber schweigen die Geschichtsbücher.«
    »Schade. Jedenfalls lass ich jemand bei der hiesigen historischen Gesellschaft nachfragen, wie diese Bude ausgesehen hat, als Roosevelt hier war. Wir richten sie wieder genau so her.«
    Ob ich in einem Museum arbeiten wollte oder nicht - ich meine, wessen Büro war das überhaupt? Jedenfalls würde Anthony bei einer Erkundigung bei der Historischen Gesellschaft von Oyster Bay erfahren, dass Roosevelt gar nicht hier gearbeitet hatte. Anschließend würde man beim Nachschlagen in den Todesanzeigen des Oyster Bay Enterprise-Pilot auf einen toten Makler stoßen.
    »Wir brauchen einen Elchkopf an der Wand da«, schlug er vor. Er lachte und führte mich dann in ein kleineres Zimmer, das genauso aussah wie das Schlafzimmer, nur dass es noch schäbiger war.
    »Hier sitzt Ihre Privatsekretärin«, sagte er. »Sie stellen sich eine Ausziehcouch hier rein und besorgen sich eine kleine Fica. Capisce?« Er lachte. Wie könnte diese Sache noch besser werden? Sex, Geld, Macht und dazu noch Geschichte.
    In diesem Zimmer standen ein Schreibtisch und ein Aktenschrank, deshalb fragte ich Anthony: »Wer hat hier gewohnt?«
    »Ein Literaturagent«, erwiderte er. »Er wurde rausgeschmissen, aber die andern Mieter haben feste Verträge. Trotzdem muss ich sie rauskriegen.«
    »Machen Sie ihnen ein faires Angebot.« Zum Beispiel ausziehen oder sterben.
    »Richtig. Ein gutes Angebot.« Er führte mich in die kleine Küche im hinteren Teil des Apartments und sagte: »Die reißen wir raus und machen daraus einen Aufenthaltsraum mit einer Bar. Was halten Sie davon?«
    »Ich glaube, die Restaurierung wird bei der einheimischen Presse für allerhand Aufsehen sorgen. Wollen Sie das?«
    »Gute Presse für Sie. Ich bin ein stiller Teilhaber.«
    »Nicht lange.«
    »Ich weiß, wie man so was machen muss, damit mein Name nie auftaucht. Darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen. «
    »Sie haben bereits mit dem Makler gesprochen, Anthony.«
    »Nein. Anthony Stephano hat mit dem Makler am Telefon gesprochen. Und wenn der Makler herkommt, heiße ich Anthony Stephano. Capisce?« »Die Leute wissen, wie Sie aussehen.«
    »Nein, nicht so wie bei meinem Vater. Ich halte mich bedeckt. Der Name ist das Problem, deshalb benutzen wir ihn nicht. Und wenn jemand meint, ich heiße nicht Stephano, wird er kein Wort drüber verlieren. Richtig?«
    »Wenn Sie Ihren richtigen Namen benutzen, könnten Sie den Verkäufer um zwei Millionen runterhandeln«, wandte ich ein. Er lächelte. »So? Warum denn das, John?«
    »Ach, ich weiß nicht.« Ich riet wild drauflos und sagte: »Vielleicht wird er nervös.«
    Er lächelte wieder. Genoss eindeutig die Macht und den Ruhm, die man als Don Bellarosa hatte, und die Vorstellung, dass Männer zitterten, während er mit ihnen Geschäftliches beredete.
    Andererseits meinte ich festzustellen - vielleicht bildete ich mir das auch nur ein -, dass sich die Geschäftsgepflogenheiten dieser Organisation in den letzten zehn Jahren leicht verändert hatten - aber möglicherweise war es Anthonys Stil, der mir anders vorkam als derjenige, an den ich mich erinnerte, als ich Ehrenmafioso war.
    Jedenfalls war ich der Alte geblieben; diese Leute konnten mich nicht einschüchtern. Immerhin war ich John Whitman Sutter, und selbst der dümmste Goombah wusste, dass es einen Menschenschlag gab, den sie nicht umlegen sollten, weswegen zum Beispiel der Bundesanwalt Alphonse Ferragamo noch am Leben war. Auch die Mafia hat ihre Regeln, und man wollte keine schlechte Presse, sondern am liebsten gar keine Presse.
    Doch selbst wenn man nicht Gefahr lief, umgelegt zu werden, bestand stets das Risiko, dass man verführt, korrumpiert oder manipuliert wurde. Ich glaube, an dem Punkt war ich gerade. So sagte ich mir, ich war nicht wegen irgendwelcher moralischer Schwächen meinerseits hier oder weil ich um eines Nervenkitzels willen das Bedürfnis hatte, mein Leben noch mehr zu verhunzen - das hatte ich schon hinter mir. Es war wegen Susan.
    Normalerweise würde die werte Dame natürlich auf jeder Auflistung der nicht umzulegenden Personen ganz oben stehen, wenn sie nicht einen Mafia-Don umgenietet hätte. Hopsala.
    Also musste ich ... was tun?
    Anthony wandte sich wieder dem Thema zu und sagte: »Ich bin ein anständiger Geschäftsmann. Bell Enterprises. Was früher passiert sein mag, ist vorbei. Aber wenn die Leute denken wollen -«
    »Anthony. Bitte. Sie beleidigen meine

Weitere Kostenlose Bücher