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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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»Smith«, was, wie ich vermutete, nicht ihr Deckname war, sondern eher die Alma Mater ihrer Tochter. »Ich habe Arbeitssachen angezogen«, sagte sie.
    »Gut. Ich auch.«
    »Aber ich habe auch Kleidung zum Wechseln mitgebracht, falls du dich von mir zum Abendessen einladen lässt.«
    Eine rasche Abfolge von Bildern ging mir durch den Kopf - Kleidung am Boden, das Badezimmer, die Dusche, das Schlafzimmer, das Bett -
    »Es sei denn, du bist beschäftigt.«
    »Beschäftigt? Nein, ich habe nichts vor«, erwiderte ich und erinnerte sie: »Ich bin gerade erst angekommen.«
    Sie lächelte, blickte sich um und stellte fest : »Hier verändert sich nichts.«
    »Nein. Aber ich war froh darüber«, sagte ich. »Ich habe Kaffee gekocht.« »Gut.«
    Sie stellte ihre große Segeltuchtasche auf den Boden, worauf ich sie in die Küche führte. »Wie kommst du hier zurecht?«
    »Bestens«, erwiderte ich. »Es war sehr nett von deiner Mutter, dass sie mich für längere Zeit eingeladen hat.«
    »Sie mag dich.«
    »Dessen bin ich mir nicht so sicher.«
    Elizabeth lächelte erneut. »Sie zeigt ihre Gefühle nicht immer. « »So eine Mutter habe ich auch.«
    Ich goss zwei Tassen Kaffee ein und fragte: »Sahne? Zucker?«
    »Schwarz«, sagte sie und erkundigte sich: »Wie geht es deiner Mutter?«
    »Wir haben zweimal miteinander gesprochen, seit ich wieder da bin, aber gesehen habe ich sie noch nicht.«
    »Wirklich? Ich kann mir nicht vorstellen, meine Kinder nicht sofort zu sehen, wenn sie von einer Reise zurückkehren.«
    Ich dachte darüber nach, bevor ich entgegnete: »Ich habe Carolyn noch nicht gesehen, und sie lebt in Brooklyn. Das sind fünfzig Minuten mit der Bahn.«
    »Tja, du bist ja erst zurückgekommen ... wann genau?« »Vor etwa zwei Wochen. Wollen wir uns auf den Patio setzen?«
    Wir gingen durch die Hintertür hinaus und setzten uns auf zwei gusseiserne Stühle, die die Alteisensammlungen von 1942 bis '45 überstanden hatten. Der Tisch stammte aus der gleichen Zeit, und ich erinnerte mich, dass George die Möbel jedes Frühjahr abgeschmirgelt und gestrichen hatte.
    »Mom und Dad haben fast jeden Tag hier draußen ihren Morgenkaffee getrunken«, erklärte Elizabeth.
    »Das ist sehr schön«, sagte ich. »Wie geht es ihr?«
    »Heute Morgen hat sie gut ausgesehen. Wesentlich besser als sonst.«
    Meiner Erfahrung nach ist das bei Todkranken nicht immer ein gutes Zeichen, doch ich sagte: »Das freut mich. Ich wollte sie heute besuchen, aber ... ich hatte einen Termin in Oyster Bay.«
    Elizabeth nickte und sah sich um. »Es ist so friedlich hier. Ich habe es genossen, hier aufzuwachsen. Es war wie ... dieses abgeschiedene, von einer Mauer umgebene Anwesen ... hat die Außenwelt ferngehalten.«
    »Ich nehme an , das war der Zweck der Sache.«
    »Hast du gern im Gästehaus gewohnt?«
    »Ja, nachdem die Stanhopes nach South Carolina gezogen waren.« Sie lächelte, sagte jedoch nichts dergleichen wie: »Was für Arschlöcher sie waren.« Ich nehme an, nachdem sie ein paar Jahre als Kind von Arbeitern hier auf dem Anwesen gewohnt hatte, war sie darauf abgerichtet, nichts Abfälliges über den Herrn und die Dame des Hauses zu sagen. Nichtsdestotrotz fuhr ich fort: »Wenn William es mit seiner Abstammung nicht so glücklich getroffen hätte, würde er in der Penn Station Toiletten putzen.«
    »Na, na, John.«
    »Tut mir leid. War das unfreundlich?« »Über so was bist du doch erhaben.«
    »Natürlich. Und Charlotte würde an der Eighth Avenue anschaffen gehen.« Sie verkniff sich ein Lächeln und wechselte das Thema. »Die Holzapfelbäume sehen gut aus.«
    »Ich glaube, Nasim hat sie beschneiden, einsprühen und düngen lassen.«
    »Ich erinnere mich, dass ich wochenlang Holzäpfel aufgelesen habe, damit Mom ihr Gelee machen konnte.«
    Mir fiel ein, dass Elizabeth in dem Sommer, in dem Susan und ich heirateten und ins Gästehaus zogen, als Teenager immer auf die Bäume geklettert war. Mir fiel auch ein, dass Elizabeth auf ein Internat ging, sodass ich sie nicht oft zu Gesicht bekam. Was Elizabeths Internatsausbildung anging - und auch ihre College-Ausbildung -, so kassierte Ethel immer noch für ihre besondere Beziehung zu Augustus, auch nachdem sich der alte Herr schon lange nicht mehr daran erinnern konnte, dass er mit ihr gevögelt hatte.
    Wie dem auch sei. »Das erinnert mich daran - im Keller stehen Kisten mit Holzapfelgelee für dich.«
    »Ich weiß. Eigentlich m ag ich das Zeug gar nicht.« Elizabeth lachte. »Nachdem ich sie

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