Nelson DeMille
Zigarette an und schaute weiter auf das Haus auf der anderen Straßenseite. Schließlich sagte er: »Als ich noch auf der La Salle war, hat einer der Brüder zu uns gesagt: >Jeder in diesem Zimmer kann Präsident der Vereinigten Staaten werden<.« Er zog an seiner Zigarette. »Er war ein Quatschkopf.«
Komisch, in meiner Privatschule hatten sie uns das Gleiche gesagt, aber in St. Paul's war das durchaus eine Möglichkeit. Ich sagte: »Wir schaffen uns unser Schicksal selbst, Anthony. Wir haben Träume und Vorsätze, und wir treffen Entscheidungen. Ich zum Beispiel habe mich entschieden, heimzugehen.«
Er fand das komisch, glaubte jedoch nicht, dass mir diese Entscheidung zustand. Er sagte: »Jetzt kommt mein Anliegen - meine Überlegung -« Die Ampel schaltete um, und er nahm mich am Arm und schob mich über die Straße. Ich hätte alles dafür gegeben, wenn wir in diesem Moment Reverend James Hunnings über den Weg gelaufen wären. »Pater, darf ich Ihnen meinen Freund und Geschäftspartner Don Anthony Bellarosa vorstellen? Sie können sich bestimmt noch an Frank erinnern, seinen Vater. Oh, und da ist meine Mutter. Harriet, das ist Frank Bellarosas Sohn Tony, der jetzt erwachsen ist und Anthony genannt wird. Und ach, du meine Güte, da ist Susan. Susan, komm her und lerne den Sohn des Mannes kennen, den du umgelegt hast. Sieht er nicht genauso aus wie sein Vater?«
Na schön, genug davon. Wir erreichten den gegenüberliegenden Gehsteig, ohne jemandem zu begegnen, den ich kannte, oder stehen zu bleiben, damit Don Bellarosa Autogramme geben konnte.
Anthony sagte zu mir: »Mein Vater hat mal gesagt: >Es gibt nur zweierlei Männer auf der Welt. Diejenigen, die für andere Leute arbeiten, und diejenigen, die für sich selbst arbeiten^«
Ich ging nicht darauf ein, weil mir klar war, worauf es hinauslief.
»Deshalb arbeite ich für mich selber. Sie arbeiten für andere Leute.«
Wieder schwieg ich.
»Und deshalb denke ich, dass ich Ihnen das Geld vorschieße, das Sie brauchen, um hier eine Kanzlei zu eröffnen und Ihr Schild rauszuhängen. Was halten Sie davon?«
»Es ist ein weiter Weg von London.«
»Hey, scheiß auf London. Sie gehören hierher. Sie könnten in Teddy Roosevelts altem Büro sitzen und hier Ihr Steuerrechtszeug machen. Engagieren Sie ein paar Sekretärinnen, und eh Sie sich's versehen, fahren Sie dicke Kohle ein.«
»Und ich frage mich, wer wohl mein erster Mandant sein wird.«
»Falsch. Sehen Sie? Da liegen Sie falsch. Sie und ich haben nichts miteinander zu tun.«
»Bis auf das Geld, das Sie mir leihen.«
»Ich leihe Ihnen das Geld nicht. Ich schieße es vor. Ich investiere in Sie. Und wenn es für Sie nicht läuft, verliere ich meine Investition und schmeiße Sie einfach aus der Kanzlei. Sie haben keinerlei Risiko.«
»Mir werden nicht die Beine gebrochen oder so was Ähnliches?«
»Was reden Sie da?«
»Und womit habe ich mir diese einmalige Gelegenheit verdient?«
»Sie wissen schon. Für alles, was Sie für meinen Vater getan haben. Weil Sie ihm das Leben gerettet haben. Weil Sie der Typ waren, der nie was von ihm wollte, und weil Sie nicht wollten, dass er irgendwie zu Schaden kommt.«
Genau genommen hatte ich etwas von ihm gewollt - ein bisschen Aufregung, und die hatte ich bekommen. Was die anderen Punkte anging - nun ja, nachdem mir klargeworden war, dass er ein Verhältnis mit meiner Frau hatte, wünschte ich ihm alles Schlechte an den Hals, und auch dieser Wunsch war mir erfüllt worden. Aber ich dachte nicht daran, Anthony zu erklären, dass sein Papa und ich diesbezüglich quitt waren. Stattdessen sagte ich mit ungehaltenem Tonfall: »Erklären Sie mir genau, was zum Teufel Sie von mir wollen. Und kein Blödsinn von wegen, dass Sie in meine Zukunft investieren und die Sache keinerlei Haken hat.«
Wir erregten ein bisschen Aufsehen, und Anthony blickte sich um und sagte leise: »Kommen Sie mit nach oben, dann können wir drüber reden. Das Apartment steht leer. Der Makler kommt in einer halben Stunde. Ich hab den Schlüssel.«
»Sagen Sie's mir hier und jetzt.«
Ohne mich zu beachten, wandte er sich um und schloss die Tür auf, hinter der ein kleiner Flur und eine steile Treppe zum Vorschein kamen. »Ich bin oben«, sagte er. »Ich nicht.«
Er trat in den Flur und drehte sich zu mir um. »Sie wollen doch hören, was ich zu sagen habe.« Er wandte sich ab und stieg die Treppe hoch. Ich drehte mich um und ging weg.
Als ich die Main Street entlanglief und überlegte, ob
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