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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Intelligenz.«
    Er wirkte ganz und gar nicht erfreut darüber, dass ich ihn bei seinem Unsinn unterbrochen hatte, sagte jedoch: »Ich sag Ihnen bloß, was Sie hören wollen.«
    »Ich will keinen Blödsinn hören. Zu diesem Thema will ich von Ihnen am liebsten gar nichts hören.«
    Er zündete sich eine Zigare tte an, bevor er sagte: »Okay.«
    »Was wollen Sie von mir? Und warum?«
    Er setzte sich auf das Fensterbrett, nahm einen Zug und sagte: »Okay, folgendermaßen sieht's aus - ich habe mit Jack Weinstein gesprochen, dem alten Anwalt meines Vaters. Sie erinnern sich an ihn. Er mag Sie. Und er hat gesagt, dass ich mit Ihnen sprechen soll, was ich gemacht habe. Er sagt, Sie sind der klügste, ehrlichste und standhafteste Typ, mit dem er jemals zu tun hatte. Und das kommt von einem schlauen Juden, der zu meinem Vater gestanden hat, wenn es sein musste. Und immer im Interesse meines Vaters. Und Jack sagt mir, ich brauche jemand wie Sie. Bloß, um zu reden. Bloß, um einen Rat zu kriegen. So wie Jack es für meinen Vater gemacht hat. Jemand, der kein Paesano ist. Verstehen Sie?« »Sie meinen, eine Art Consigliere?«
    »Yeah ... das heißt bloß >Berater<. Die Leute denken, es heißt... wie irgendwas, das mit den ... Leuten zu tun hat, die im organisierten Verbrechen sind. Es ist das italienische Wort für >Berater<. Anwälte werden auch als Rechtsberater bezeichnet. Richtig?«
    »Dann ist das also Jack Weinsteins alter Job?«
    »Yeah. Und Jack sagt, ich brauch auch jemand wie die Jungs, die Caesar auf Schritt und Tritt gefolgt sind und ihm ins Ohr geflüstert haben: >Du bist nur ein Sterblichere <. «
    »Ist das eine Vollzeitbeschäftigung?«
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Damals war's eine. Dieser Mann hat Caesar daran erinnert, dass er ein Mensch war, kein Gott. Mit anderen Worten: Selbst Caesar musste scheißen gehen, so wie jeder andere auch.«
    »Und Sie haben das Gefühl, dass man Sie daran erinnern muss?«
    Wieder rang er sich ein Lächeln ab und sagte: »Das geht jedem so. Jedem, der Erfolg hat. Und Jack meint, ich brauche das womöglich. Hey, in Washington sollte jeder jemand haben, der ihm auf Schritt und Tritt folgt. Meinen Sie nicht?«
    »Es könnte nützlich sein.«
    Ich konnte mir bestenfalls vorstellen, dass Jack Weinstein, ein kluger Mann, einfach erkannt hatte, dass Anthony hoffnungslos überfordert war. Aber Jack sah auch die Möglichkeiten, die in ihm steckten, und wenn er Anthony lange genug am Leben erhalten konnte, dann würde der junge Tiger groß, stark und hoffentlich auch schlau genug werden, um zu herrschen, zu töten und seinen Feinden eine Heidenangst einzujagen. Und Jack, scharfsinnig, wie er war, dachte, dass John Sutter die Aufgabe übernehmen könnte, die er einst bei Frank innehatte, und vielleicht sogar die Stelle von Anthonys totem Vater. Sollte ich mich geschmeichelt fühlen, weil man mir zutraute, den Ersatzvater für einen jungen Mann zu geben, der sich vorgenommen hatte, so gefährlich und hinterlistig wie sein Daddy zu werden? Und wenn mir das gelang, dann wollte Anthony eines Ta ges vielleicht mit meiner Frau f icken, sofern ich eine hatte.
    Die ganze Sache hatte etwas Ironisches und möglicherweise auch Possenhaftes an sich - doch es war nicht komisch. Es hätte komisch sein können, wenn Susan nicht in diesem Zimmer gewesen wäre, aber sie war es, und sowohl Anthony als auch ich waren uns dessen bewusst.
    Ich sagte zu ihm: »Jack meint also, dass Sie so was brauchen. Einen Berater und jemanden, der Ihnen Bescheid sagt, wenn Sie zu eingebildet werden. Wozu brauchen Sie mich Ihrer Meinung nach?«
    »Ich brauche jemand, dem ich vertrauen kann, jemand, der nichts mit meinen Geschäften zu tun hat. Jemand, der nichts zu gewinnen hat, wenn ich Verluste einfahre. Ich brauche Ihren Verstand und Ihren ehrlichen Rat.«
    Sein Vater war zudem von meinem Stammbaum, meinem Ansehen und meiner noblen Kanzlei beeindruckt gewesen. Der Stammbaum war nach wie vor da, aber dafür interessierte sich Anthony nicht; ihm ging es um Köpfchen und Mumm. »Meinen Rat wobei?«, fragte ich ihn.
    »Bei allem, wozu ich einen Rat brauche.«
    »Aber dann höre ich Sachen, die ich nicht hören will.«
    »Dazu wird es nicht kommen. Und selbst wenn, haben wir ein Vertrauensverhältnis und Sie sind an die anwaltliche Schweigepflicht gebunden.«
    »Ist das so?«
    »Das liegt bei Ihnen, Anwalt.«
    »Wie steht's mit der Vergütung?«
    »Zweihundert. Das ist das jährliche Honorar. Und Sie können ansonsten

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