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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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jahrelang aufgelesen, gewaschen, gekocht, eingemacht... tja, aber ich nehme sie trotzdem.«
    »Ich habe mir ein Glas genommen.«
    »Nimm dir noch eins. Nimm eine ganze Kiste.«
    Ich lächelte.
    Wir saßen eine Minute lang da und betrachteten das Grundstück, dann sagte Elizabeth: »Ich musste Mom versprechen, dass ich ihren Garten abernte. Aber ... möglicherweise ist sie schon tot, bevor ich fertig bin. Hast du mit... wie heißt er doch gleich... gesprochen?«
    »Amir Nasim. Ja. Habe ich. Er scheint ein ganz anständiger Mann zu sein, und er hat nichts dagegen, dass ich den Sommer über hierbleibe ... er möchte sein Eigentum jedoch bis zum ersten September zurückhaben, es sei denn, Ethel ist noch ... bei uns.«
    Sie nickte. »Hast du ihn gefragt, ob er das Pförtnerhaus verkaufen will?« »Habe ich. Er will es selber nutzen.«
    »Tja, das ist schade. Ich meine, wenn ich hier sitze, werde ich ein bisschen nostalgisch ... ich habe dieses Haus wirklich geliebt. Glaubst du, dass er seine Meinung noch ändert?«
    Meiner Ansicht nach hatte ich keinen Grund, Nasims Sorgen vertraulich zu behandeln, deshalb erwiderte ich: »Er hat Sicherheitsprobleme.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich denke, dass er glaubt, Leute aus seiner alten Heimat wollen ihm etwas zuleide tun.«
    »Meine Güte ... woher kommt er? Aus dem Iran?«
    »Ja. Möglicherweise ist er paranoid. Doch sofern er recht hat, könnte das Pförtnerhaus käuflich zu erwerben sein, wenn er ermordet wird und sein Besitz unter den Hammer kommt.« Ich lächelte, um zu zeigen, dass es ein Witz sein sollte.
    Elizabeth dachte über das Ganze nach, dann sagte sie: »Das ist ja unglaublich ... «
    »Ganz meine Meinung. Ich glaube jedenfalls, dass er seine Wachmänner im Pförtnerhaus unterbringen will.« Ich überlegte, ob ich ihr erzählen sollte, dass Nasim auch Susans Gästehaus kaufen wollte, entschied mich aber dafür, Susans Namen überhaupt nicht zu erwähnen. Stattdessen spielte ich die Sache herunter und fragte: »Gibt es hier nicht irgendeine Verordnung, die politische Morde untersagt?«
    Sie rang sich ein Lächeln ab, war durch die Nachricht jedoch sichtlich beunruhigt und auch enttäuscht, dass das Pförtnerhaus nicht zu kaufen war.
    Ich stand auf und sagte: »Warte hier.« Ich ging in den verwilderten Nutzgarten, kam mit dem Holzschild zurück und hielt es an der halbverfaulten Stange hoch. »Kannst du dich noch daran erinnern?«
    Sie lächelte. »Durchaus. Kann ich das haben?«
    »Selbstverständlich.« Ich legte das Schild auf den Tisch, und wir betrachteten beide die verblichene, abblätternde Farbe. Die schwarzen Buchstaben waren nahezu verschwunden, aber anhand der Umrisse auf dem weißen Hintergrund konnte man die Worte »Victory Garden« erkennen.
    »Meinst du, ich sollte es auf Moms Grab anbringen?« »Warum nicht?«
    Sie nickte. »Bald wird die ganze Generation, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hat, tot sein.«
    »Stimmt.« Ich konnte vor allem kaum erwarten, dass William Stanhope starb. Ich meine, ich wünschte ihm nicht Böses, aber der alte Mistkerl war Ende siebzig und damit viel zu alt, um noch für irgendwas nützlich zu sein, falls er es je gewesen war.
    Immerhin war William tatsächlich in den Zweiten Weltkrieg gezogen und dadurch zu einem Mitglied der Heldengeneration geworden, wenn auch nur mit knapper Not. Er redete nicht viel über seine Kriegserlebnisse, nicht etwa, weil er durch den Krieg traumatisiert worden war. Vielmehr verbrachte er, wie ich von Ethel Allard erfahren hatte, eine recht angenehme Zeit. Ihr Dienstherr und Wohltäter Augustus Stanhope hatte seine zweiundzwanzig Meter lange Motoryacht, The Sea Urchin, für einen Dollar an die Regierung verkauft, so wie viele Reiche entlang der Gold Coast zu Zeiten dieses nationalen Notstands - Benzin bekam man sowieso nicht -, worauf The Sea Urchin von der Küsten wache zum Patrouillenboot umgebaut und gegen feindliche U-Boote eingesetzt wurde. Dann ging Augustus' dilettierender Sohn William zur Küstenwache, und wie es der Zufall wollte, wurde Lieutenant (Oa) William Stanhope zum Dienst an Bord der ehemaligen Stanhope'schen Yacht abgestellt. The Sea Urchin lag im Seawanhaka Corinthian Yacht Club, und da William die knappen Unterbringungsmöglichkeiten der Regierung nicht an Anspruch nehmen wollte, quartierte er sich als guter Patriot in Stanhope Hall ein. Er begab sich auf Patrouillenfahrt wider feindliche U-Boote, und je nachdem, mit wem man spricht - mit William dem Furchtlosen oder

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