Nelson DeMille
gewonnen.«
»Klingt nach Zen.«
»Du weißt, wovon ich spreche, also lass es sein.« »Na schön.«
Sie wandte sich wieder dem vorigen Thema zu und gab bekannt: »Meine Eltern wohnen bei mir.«
Auch das hatte ich befürchtet. Ich wollte sie nicht auf dem Grundstück haben; mein Angebot, sie bei mir unterzubringen, war nicht ehrlich gemeint gewesen.
Susan fuhr fort: »Edward und Carolyn ebenfalls. Es wird schön sein, wenn sie wieder in ihren alten Zimmern sind.«
Ich nickte.
»Ich würde dich gern zum Abendessen oder auf ein paar Cocktails einladen ... was dir lieber ist.« Ich antwortete nicht.
»Es wäre weniger unangenehm, dich hier auf dem Grundstück zu haben, wenn du nicht das Gefühl hättest, du müsstest meinen Eltern aus dem Weg gehen ... oder mir. Den Kindern wäre das viel lieber.«
»Das weiß ich, Susan.«
»Also?«
Ich dachte über dieses Familientreffen dank Ethel nach. Ich freute mich darauf, meine Kinder zu sehen, aber auf meine Exschwiegereltern konnte ich verzichten. Die andere Sache war ... nun ja, meine öffentliche Demütigung, als mir von meiner wunderschönen Frau Hörner aufgesetzt worden waren; dadurch, dass ich mich von ihr hatte scheiden lassen und zehn Jahre lang nicht mehr mit ihr gesprochen hatte, fühlte ich mich gerächt, und mein Stolz war ungebrochen. Ich war, wie schon gesagt, theoretisch bereit, mich im gleichen Zimmer wie sie aufzuhalten, zu lächeln und zu plaudern. Wenn ich jedoch tatsächlich im Haus meiner ungetreuen Exfrau weilen und mit unseren Kindern und ihren Eltern an einem Tisch sitzen musste ... Susan, wein Schatz, könntest du wir b itte die Erbsen reichen? William , darf ich dir Wein nachgießen? T ja, ich glaubte nicht, dass ich dazu bereit war.
»John?«
»Nun ja ... ich glaube nicht, dass deine Eltern mit mir -«
»Es ist mir egal, was sie wollen. Sie können woanders essen, wenn es ihnen nicht passt. Ich frage dich, ob du zu Hause mit mir, Edward und Carolyn essen möchtest.« »Ja. Durchaus.« »Gut. Sie werden sich freuen.« »Darf ich eine Begleiterin mitbringen?«
Sie schaute mich an, sah, dass es ein Witz war, verkniff sich ein Lächeln und boxte mich spielerisch gegen den Arm. »Das ist nicht komisch.«
Wir liefen weiter über die vier Hektar Land, und ab und zu deutete sie auf irgendetwas, das die Ganzes hatten machen lassen, oder auf etwas Neues, das sie seit ihrer Rückkehr veranlasst hatte, und sie ließ sich darüber aus, wie wenig sich das Grundstück verändert habe. Sie sagte: »Die Bäume sind größer, und alle sind durchgekommen, bis auf die Blutbuche, die da drüben stand. Ich würde sie ja ersetzen, aber ich hatte einen Kostenvoranschlag von etwa dreißigtausend Dollar.«
Ich wollte ihr vorschlagen, sich von ihren Eltern eine zum Einzug schenken zu lassen, und vielleicht würde ich das ihnen gegenüber auch erwähnen, wenn sie zum Abendessen kamen. Charlotte würde an ihrer Martini-Olive ersticken, und William würde einen Herzanfall erleiden und tot umfallen. Ein Sieg auf ganzer Linie.
Das könnte auch eine gute Gelegenheit sein, bei William Abbitte dafür zu leisten, dass ich ihn als, ich zitiere, »ein ehrloses Arschloch, ein widerlicher, zynischer Mistkerl, ein kapitaler Drecksack und ein hinterhältiges Schwein« bezeichnet hatte. Ich glaube, das war das letzte Mal, dass wir miteinander gesprochen hatten. Daher wurde es vielleicht Zeit, dass ich mich für meine Kraftausdrücke entschuldigte, den Satz anständig formulierte und ihn fragte, ob er irgendetwas dagegen unternommen habe.
Susan erinnerte mich: »Hier haben die Kinder im Sommer ihre Zelte aufgeschlagen. Kaum zu glauben, dass wir sie allein im Freien schlafen ließen.«
»Für gewöhnlich hatten sie Freunde dabei. Und außerdem ist es hinter der Mauer sicher.« Jedenfalls war es mal so.
»Mein Haus auf Hilton Head steht in einer bewachten Wohnanlage«, sagte Susan.
»Tatsächlich? « Selbstverständlich.
»Kaum zu glauben, dass Carolyn und Edward in kleinen Apartments ohne Portiers an belebten städtischen Straßen wohnen, und sie mögen es auch noch.« »Sie sind jung und abenteuerlustig.«
»Und haben keine Angst. Ich bin froh, dass wir sie nicht zu sehr behütet oder verzogen haben.«
»Nun ja, die Grenze zwischen behüten und zu sehr behüten, versorgen und verziehen ist fließend.« Von gar nicht behüten oder vernachlässigen, so wie ich aufgewachsen war, wollte ich nicht anfangen, aber das wäre mir allemal lieber als das, was Susan noch immer
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