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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Vollzeitsalonlöwin wurde. Ich nehme an, so was konnte viel Arbeit machen, aber Charlotte würde sich trotzdem sehr schwertun, das Kästchen mit der Frage nach dem »Beschäftigungsverhältnis« auf dem Einkommenssteuerformular auszufüllen, es sei denn, sie schrieb: »Mit faulem Hauspersonal beschäftigt«.
    Was Susan anging, so war sie größtenteils in die Fußstapfen ihres Bruders getreten, doch dann war sie der neumodischen Vorstellung verfallen, man müsste sich einen Job besorgen, und als ich sie kennengelernt hatte, arbeitete sie als private Gesellschaftssekretärin für die sagenhaft reiche Erbin eines Verlagsunternehmens in Manhattan. Das war ein durchaus akzeptabler Job für eine junge Dame aus Susans Gesellschaftsschicht, eine Art Hofdame für königliche Hoheiten.
    Wir hatten uns zufällig auf einer sommerlichen Hochzeitsfeier getroffen, die unter dem Sternenhimmel im Seawanhaka Corinthian Yacht Club stattfand. Die Braut war ein Gast oder, wie ich an diesem Abend zu Susan sagte, ein Gast bei ihrer eigenen Hochzeit. Das entlockte ihr ein leichtes Kichern, worauf wir tanzten. Alles Weitere ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
    Die Stanhopes akzeptierten mich zunächst wegen meiner Herkunft, auch wenn sie Bedenken wegen meines Nettowerts hatten. Aber in ihrer Welt geht es eher darum, wer deine Eltern sind, wo du zur Schule gegangen bist, welchen Akzent du hast und wie gesellschaftsfähig du bist. Geld ist gut, doch Geld ohne Stammbaum ist in Amerika zu alltäglich, und wenn man William und Charlotte Stanhope ist und die eigene Tochter verheiraten möchte, hält man sich an den Stammbaum und pfeift auf die Kohle, weshalb uns Mr und Mrs Stanhope, Dad und Mom, ihren Segen gaben. Sie stellten jedoch schon bald fest, dass sie mich eigentlich gar nicht mochten. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, aber es war zu spät; Susan und ich waren bis über beide Ohren ineinander verliebt.
    Nach objektiven Maßstäben war es eine sehr gute Ehe, guten Sex eingeschlossen, und wenn mich jemand gefragt hätte, was schiefgegangen war, hätte ich ihm keine Antwort geben können, außer zu sagen: »Sie hat mit einem Mafia-Don gevögelt.« Natürlich hatte sie auch nicht alle Tassen im Schrank, und ich gebe zu, dass ich mitunter ein bisschen sarkastisch sein kann, aber meistens waren wir glücklich mit unserem Leben, unseren Kindern und miteinander.
    Ich glaube jedoch, dass Frank Bellarosa eine Art böse Macht war, die ins Paradies eindrang, und niemand war darauf vorbereitet. Und um das biblische Motiv fortzuführen, jedoch mit einem anderen Handlungsverlauf: Eva tötete die Schlange, doch Adam war immer noch sauer, dass sie sich hatte verführen lassen, und reichte die Scheidung ein.
    »Möchtest du zum Haus zurückgehen?«, fragte ich Susan. »Nein, ich genieße diesen Spaziergang«, erwiderte sie und fügte hinzu: »Wie in alten Zeiten, John.«
    In der Tat, und wenn wir das halbe Jahr vergessen könnten, das all die Jahre zuvor und das Jahrzehnt danach ruiniert hatte, wäre es noch besser als in alten Zeiten; es wäre einfach ein weiterer Sommer, den wir gemeinsam verbrachten.
    Daher spazierten wir weiter, wie in alten Zeiten, nur dass wir nicht mehr Händchen hielten.
    24
    Wir hatten den Großteil ihrer vier Hektar durchquert, bis auf einen von Bäumen bestandenen Bereich rund um ihren Stall, und ich dachte schon, Susan wollte ihn meiden. Warum? Weil der Stall Erinnerungen an Mr Bellarosa weckte, unseren neuen Nachbarn, der darauf bestanden hatte, dass seine Baufirma die Aufgabe übernahm, die alte Stanhope'sche Stallung samt Remise von Williams Grund und Boden auf Susans Grundstück zu versetzen. Es war eine wahrhaft herkulische Aufgabe, das hundert Jahre alte Gebäude abzureißen und Stein für Stein in der Nähe des Gästehauses wieder aufzubauen. Zudem brauchten wir eine Sondergenehmigung, weil der Stall dicht an der Grundstücksgrenze von Alhambra errichtet werden sollte, und Frank Bellarosa musste sie unterschreiben, was er gern für uns tat - besser gesagt für Susan. Und dann machte uns Bellarosas Bauunternehmer Dominic einen Kostenvoranschlag, der so aussah, als ob Mr Bellarosa einen Großteil der Kosten übernahm.
    Hatte ich vermutet, dass Frank scharf auf Susan war? Nun, ja. War ich aufgebracht? Nein. Fand ich es amüsant? Ja. Glaubte ich, dass Susan tatsächlich mit einem Mafioso ins Bett hopsen würde? Nie und nimmer. Hätte ich besser darauf achten sollen, was vor sich ging? Offenbar. Bin ich blöde? Nein, aber

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