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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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mitmachen musste.
    Kurzum, Susan wollte mich bei diesem Gespräch daran erinnern, dass wir etwas richtig gemacht hatten; wir waren gute Eltern gewesen, und darauf konnten wir noch immer stolz sein, und es verband uns noch immer. Natürlich hatten wir es am Ende verpfuscht, doch als wir uns trennten, waren Edward und Carolyn schon auf dem Weg in die wirkliche Welt gewesen.
    »Wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte, würde ich es tun«, sagte Susan.
    Das klang so, als ob sie das, was sie getan hatte, bereute, beziehungsweise, wie die meisten von uns, mich eingeschlossen, bereute, dass sie erwischt worden war. Das Verhältnis an sich musste emotional anregend und sexuell vergnüglich gewesen sein, von dem köstlichen Tabubruch ganz zu schweigen. Ich meine, sie hatte nicht mit dem Tennisprofi im Club gevögelt; es war ein Mafia-Don. Daher wusste ich nicht, ob sie die Affäre bereute oder die Folgen. Das dürfte davon abhängen, wie weit sie die Uhr zurückdrehen wollte.
    Um ehrlich zu sein, hatte ich mich in der Zeit, als Susan und ich uns einander entfremdet hatten und in getrennten Schlafzimmern schliefen, kurz mit einer Fernsehreporterin namens Jenny Alvarez eingelassen, die seinerzeit sehr bekannt gewesen war. Ich hatte sie kennengelernt, weil sie über die Mordanklage gegen Frank Bellarosa berichtete und ich bekanntermaßen der Anwalt des Dons war. Ich hatte nie bereut, dass ich mich mit Jenny Alvarez eingelassen hatte, vermutlich, weil es keine unangenehmen Folgen nach sich zog, und natürlich fühlte ich mich im Recht, weil meine Frau mit meinem berühmten Mandanten vögelte. Naja, ob im Recht oder nicht, ich spielte zu einem Zeitpunkt mit dem Feuer, als Susan und ich nicht noch mehr Feuer gebrauchen konnten. Ich hatte immer das Gefühl gehabt, dass ich Susan von diesem kurzen Techtelmechtel - wie ich es bezeichnete, im Unterschied zu ihrer Affäre - hätte erzählen sollen, war mir aber nicht sicher, ob ich dieses Geständnis aus den richtigen Beweggründen gemacht hätte, nämlich um der Wahrheit und Ehrlichkeit willen und um mein Gewissen zu entlasten. Oder hätte ich nur angeben, sie verletzen oder eifersüchtig machen wollen? Und da ich mich nicht entscheiden konnte, hatte ich es für mich behalten.
    Aber jetzt war vielleicht der Zeitpunkt gekommen, da ich Susan erzählen konnte, dass sie nicht die Einzige war, die Ehebruch begangen hatte. Ich sagte zu ihr: »Susan...«
    »Ja?«
    »Hmm ... kannst du dich an die Fernsehreporterin erinnern, diese Jenny Alvarez, die, glaube ich, bei einem der Nachrichtensender gearbeitet hat?« »Nein ... ich glaube nicht.«
    Ich beschrieb Ms Alvarez, doch Susan konnte sich nicht an sie erinnern und erkundigte sich: »Wieso willst du das wissen?«
    »Naja ... ich habe mich nur gefragt, ob sie noch auf Sendung ist.« »Ich sehe mir die Fernsehnachrichten nicht oft an.«
    »Okay. Also, Nasim hat mir erzählt, dass du und seine Frau ... Soheila, richtig —?« »Ja...«
    »- euch angefreundet habt.«
    »Naja, ich nehme es an ... aber ... « Sie wirkte verdutzt und fragte mich: »Wieso hast du mich nach der Fernsehreporterin gefragt?«
    Ich kam wieder zur Vernunft. »Ich mochte ihre Berichte immer, finde sie jedoch bei keinem Sender.«
    Susan zuckte die Achseln und sagte: »Es gibt Dutzende neuer Kabelsender, seit du weg bist.«
    »Aha. Also, Edward scheint mit seiner Arbeit für das große Filmstudio ganz glücklich zu sein.«
    Susan wandte sich nur zu gern wieder dem Thema Kinder zu und erwiderte: »Ihm gefällt das, was er macht - in der Entwicklungsabteilung, was immer das auch ist. Und ich bin überrascht, dass er auch Los Angeles mag.«
    »Ich auch. Wo haben wir versagt?«
    Sie lächelte. »Ich glaube, er vermisst die Gold Coast.« »Mag sein.«
    »John, glaubst du, er bleibt dort?«
    »Möglich erweise. Du musst dich damit abf inden.«
    Sie nickte und sagte: »Naja ... es sind nur sechs Flugstunden.«
    »Richtig.«
    Sie erging sich in Erinnerungen. »Ich hatte meine Familie immer um mich, als ich aufgewachsen bin ... Ich dachte, das wäre normal.« »Nicht mehr.«
    Wieder nickte sie. »Wenigstens ist Carolyn in der Nähe. Aber ich bekomme sie nicht oft zu sehen. Sie ist sehr beschäftigt.« »Als stellvertretende Bezirksstaatsanwältin muss sie viele Überstunden machen, und der Job ist sehr stressig.«
    »Ich weiß. Sie erzählt es mir.« Susan schaute mich an und fragte: »Bist du nicht stolz, dass sie in deine Fußstapfen tritt?« Carolyn trat nicht unbedingt in meine

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