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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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Frau erhalten, die mit Jake Kontakt aufnehmen wollte, und ob es in Ordnung sei, wenn er ihr seine Adresse gab. Einen Moment lang dachte Jake, es handele sich wieder um einen der üblichen Kontaktvermittlungsversuche von Norma, und er sagte barsch zu Tony, er sei nicht interessiert. Doch Tony erklärte, die Frau, über die er rede, sei nicht aus romantischen Gründen an ihm interessiert. Sie wolle ihn kontaktieren, weil sie behauptete, Jakes Hund gehöre in Wirklichkeit ihr.
    Jake holte tief Luft. Was, zum Teufel, redete Tony da? Tony quatschte noch ein paar Minuten weiter und setzte Jake erst dann ins Bild, als der ihn recht rüde dazu aufforderte, Klartext zu reden. Tony gab zu, bei dem Grillabend ein paar Videoaufnahmen von dem Hund gemacht zu haben, wie er herumhüpfte und zu dem Beatles-Song mitheulte. Und nicht nur das: Zu Jakes großem Unmut hatte er das Video ins Netz gestellt. Zuallererst wollte Jake wissen, ob Oliver auf dem Film zu sehen war. Tony bejahte. Wütend wollte Jake wissen, was er sich eigentlich dabei gedacht habe, ein Video von einem Kind ins Netz zu stellen, wo jeder es sich anschauen könne, doch Tony plapperte weiter, es gebe jede Menge lustige Tiervideos im Internet zu sehen und dass er glaube, die Aufnahmen von dem tanzenden und heulenden dreibeinigen Hund könnte der Knüller sein. Mittlerweile hatte sich Jake jedoch in Gedanken der Frau zugewandt, von der Tony geredet hatte. Wer sie sei, fragte er. Tony meinte, er wisse nur wenig über sie, außer dass sie in Los Angeles lebte. Sie versuche verzweifelt, Jake zu erreichen, und wolle gerne den Hund sehen, von dem sie behauptete, er gehöre ihr.
    Jake brauchte einige Tage, um das zu verarbeiten, was Tony ihm gesagt hatte. Er hatte keine Ahnung, was diese Person, die behauptete, Nelsons frühere Besitzerin zu sein, im Schilde führte, und ob sie den Hund zurückhaben wollte. In dem guten Jahr, das er mit Nelson verbracht hatte, war ihm klar geworden, dass es sich bei ihm um ein ganz besonderes Wesen handelte. Wer hätte ein solches Tier nicht zurückhaben wollen, wenn sich die Gelegenheit dazu bot? Doch Jake wusste, wenn das passierte, würde Oliver am Boden zerstört sein. Wenn Jake manchmal nachts noch einmal nach ihm schaute, fand er den Jungen tief schlafend vor, und mit einem friedvollen, ja seligen Ausdruck auf dem Gesicht. Nelson schlief manchmal auch, doch es kam vor, dass er mit seinen lieben, neugierigen Augen zu Jake aufblickte. Manchmal stellte sich Jake vor, wenn der Hund sprechen könnte, würde er ihm bestimmt sagen, Oliver gehe es gut, und das würde auch so bleiben, solange er da war.
    Mit seiner Mutter besprach Jake die Angelegenheit nicht, denn ihm war klar, was sie sagen würde. Er wusste, dass auch sie den Hund liebte, doch sie war eine Frau mit strengen Prinzipien, die zur gläubigen Katholikin erzogen worden war. Gewiss würde sie ihm sagen, das einzig Richtige sei, herauszufinden, wer die Frau war und ob ihr der Hund wirklich gehörte. Wenn sie den Hund wollte, dann müsse er ihn auch zurückgeben.
    In seinen geschäftlichen Angelegenheiten hatte Jakes Korrektheit ihm immer genützt, und so kam es, dass er zwar einige Tage mit der Entscheidung rang, dann jedoch beschloss, die Frau anzurufen. Auf dem Anrufbeantworter war eine Männerstimme, und Jake hinterließ eine Nachricht und erklärte die Situation.
    Etwa drei Minuten später rief eine Frau zurück. Sie klang vollkommen ungläubig, fragte, ob Jake ihr den Hund beschreiben könne, was er dann in allen Einzelheiten tat. Er schilderte ihr, was für Augen, was für einen Körperbau und Fell Nelson hatte, und dann sagte er ihr, dass der Hund nur noch drei Beine habe. In diesem Moment hörte er, wie die Frau am anderen Ende der Leitung nach Luft schnappte. Kurz darauf sagte sie, das klinge ganz und gar nach dem Hund, den sie einmal besessen habe, wenn man einmal von dem fehlenden Bein absah. Auf das Video im Netz sei sie durch Zufall gestoßen. Zwar waren die Bilder verschwommen und ziemlich dunkel, und der tanzende und heulende Hund sei auch nur ein paar Sekunden zu sehen, doch sie habe das deutliche Gefühl, das sei der Hund, der ihr einmal gehört habe. Jake fühlte sich mutlos, denn er wusste, was nun wegen Oliver auf ihn zukam.
    Die Frau erkundigte sich nach Jakes Familie und wie lange er den Hund bereits habe. Immerhin beruhigte es Jake ein wenig, dass sie sich der Schwierigkeit seiner Lage durchaus bewusst zu sein schien. Sie fragte, ob sie ihn besuchen und den

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