Nelson sucht das Glück
war, als er einer älteren Dame einen Chihuahua verkaufte. Die meiste Zeit jedoch spürte er nur seine Verärgerung, besonders wenn Emil ihn anschaute und laut fluchte.
In seiner Verängstigung hatte Nelson es kaum bemerkt, als die junge Frau und ihr Mann den Laden betreten hatten, und nahm nur aus dem Augenwinkel wahr, wie die Frau all die Welpen an der Welpenwand betrachtete. So überraschte es ihn, als sie ein paar Minuten später den Finger durch das Gitter der engen Reisebox streckte, in der er hockte, und ihn anlächelte.
Katey hatte den kleinen Welpen, der einsam in seiner Box saß, in dem Moment bemerkt, als sie und Don den Laden verlassen wollten. Er war klein, ziemlich flauschig und mehrfarbig – weiße und ockerfarbene und braune Flecken. Bemerkenswert waren seine Augen, die aussahen, als hätte sie jemand mit Farbe umrandet – ein brauner Ring umgab sein linkes Auge, ein weißer sein rechtes. Auch die Rute war ungewöhnlich, denn sie war fast halb so lang wie der übrige Körper und bunt gescheckt. Was Kate jedoch am meisten beeindruckte, war die Traurigkeit, die der kleine Hund ausstrahlte, und so steckte sie den Finger in den Käfig, um ihn ein wenig aufzumuntern. Zuerst beachtete der Kleine sie gar nicht, doch dann begann er eifrig an dem Finger zu lecken und betrachtete sie aufmerksam mit seinen großen, braunen Augen.
Katey hatte viele Jahre nicht mehr darüber nachgedacht, wie es wäre, sich einen Welpen anzuschaffen. In all den Jahren, die sie in Wohnungen gelebt hatte, war das auch nicht möglich gewesen. Katey wusste, dass andere Menschen durchaus kleine Hunde in der Wohnung hielten und zweimal am Tag mit ihnen Gassi gingen, doch wenn sie sich einen Hund anschaffen würde, dann müsste er einen Garten haben, in dem er spielen konnte. So viel wusste sie über Hunde immerhin noch aus ihrer Kindheit. Als sie und Don vor ein paar Monaten in ihr Haus gezogen waren, war ihr der Gedanke an einen Hund jedoch gar nicht gekommen, vielleicht, weil sie so sehr mit dem Auspacken der Kisten und dem für sie ganz neuen Zusammenleben beschäftigt gewesen waren.
Doch als sie an diesem Tag in Emils Laden den Welpen in das Spielställchen setzen ließ und sich mit ihm beschäftigte, wurde der Wunsch, den kleinen Kerl mit nach Hause zu nehmen, rasch überwältigend. Der Hund leckte ihr aufgeregt das Gesicht und sprang zwischen all den Spielzeugen hin und her, um ihr zu zeigen, dass er mit ihr spielen wollte. Als sie ihn hochhob, kuschelte er sich an sie und beschnüffelte sie. Sie schaute ihren Ehemann fragend an, als er sie anlächelte. Nelson fühlte sich von dem warmen Duft der jungen Frau, von ihrer sanften Art und den lieben, dunkelbraunen Augen sogleich getröstet. Als sie so auf ihn herabschaute, das freundliche Lächeln wie eingerahmt von ihrer glatten, perlweißen Haut und dem sanft gelockten schwarzen Haar, wurde Nelsons Körper weich und geschmeidig.
Nachdem sie ihn auf den Arm genommen und zurück zum Tresen gebracht hatte, rechnete er fest damit, dass sie ihn Emil reichen würde, wie das schon so viele Kunden getan hatten, nachdem sie ein paar Minuten mit ihm gespielt hatten. Doch das tat sie nicht. Es fand ein Gespräch statt. Emil war höflich und freundlich zu der jungen Frau. Diese hatte eine weiche, sanfte Stimme und schlug einen Ton an, den Nelson ziemlich beruhigend fand. Auch der Mann, mit dem sie da war, nahm an dem Gespräch teil. Nelson roch viel von der Frau an dem Mann und viel von ihm an ihr, und es schien, als seien sie sehr verbunden miteinander. Und noch einen anderen starken Geruch nahm Nelson an den beiden wahr, den er noch nicht gekannt hatte, einen Geruch, der intensiv und schillernd und ziemlich faszinierend war. Erst später würde er begreifen, dass das der Duft menschlichen Verlangens war.
Nelson spannte seinen Körper an, als die Frau ihn sanft in seine Box zurücksetzte und die Tür fest zumachte. Er drückte sich ganz eng an die Öffnung der Box, versuchte, ihr die Finger abzuschlecken, und winselte leise. Als er zu Emil hochschaute, warf der ihm einen kurzen Blick zu, bei dem der kleine Hund erschauderte. Doch es war nicht Emil, der ihn an diesem Tag aus dem Laden wegbrachte, so wie Nelson es den ganzen Tag befürchtet hatte. Es war Katey.
An diesem Tag wusste Nelson noch nicht, dass Katey die große Liebe seines Lebens sein würde.
5
In den ersten sechs Monaten von Nelsons Leben bei Katey und Don stellte sich rasch eine schöne Routine ein. Schon bald merkte der
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