Nelson sucht das Glück
den Kontakt zu den Menschen, denen er hier begegnete. Keiner von ihnen hatte den freundlichen und willkommen heißenden Duft, wie ihn Mrs Anderson, Vernon, der Tierarzt oder seine große Liebe verströmt hatten.
Manchmal, wenn der junge Hund sich satt gefressen hatte, wanderte er aus reiner Neugier auf der Müllhalde herum. Es war interessant, was die Menschen alles auf den Müll warfen. Oft verbrachte er Stunden damit, sich in den Geruch von alter Kleidung oder zerfetzten Handtüchern zu vertiefen. Menschliche Gerüche waren so kompliziert, und er hätte sie furchtbar gerne verstanden. Manchmal fand er eine kaputte Puppe oder ein altes Stofftier, das er zu seinem Schlafplatz trug, um damit zu spielen, es zu schütteln, und dabei stellte er sich vor, Katey wäre bei ihm. Einmal knurrte ihn ein anderer, größerer Hund laut an, und Nelson ließ die zerfetzte Spielzeugratte, die er ergattert hatte, fallen und flitzte davon. Der große Hund klaute sie und kaute darauf herum. Nelson spürte, dass es besser war, immer das zu tun, was diese großen Hunde wollten. Am nächsten Tag würde er sich ein anderes Spielzeug suchen.
Eines Nachts bemerkte Nelson bei den Hunden einen Neuankömmling, der ganz in der Nähe seinen Schlafplatz hatte. Sein Geruch war stark, und er wirkte aggressiv. Nelson lag den größten Teil der Nacht halb wach. Es war nicht nur die Angst, die ihn wach hielt. Der Neue war ein lauter und aggressiver Beller, und er hörte fast die ganze Nacht nicht damit auf. Es war ein durchdringendes Geräusch, und als Nelson am nächsten Morgen nach einer unruhigen Nacht erwachte, fühlte er sich müde und gereizt. Langsam wanderte er zu der Müllhalde und stand plötzlich auf einer toten Ratte. Er schob das Tier beiseite und begab sich auf die Suche nach seinem Frühstück.
Auch in der folgenden Nacht bellte der Neuankömmling wieder laut. Doch diesmal kam nach einer Stunde Ruhestörung ein dicker Mann aus einem der Gebäude, in denen die Pressmaschinen untergebracht waren. Manchmal hatte Nelson die Arbeiter der Nachtschicht gerochen, wenn sie in dem Gebäude ein und aus gingen, aber gesehen hatte er sie nur ein oder zwei Mal. Es war das erste Mal, dass er einen aus der Nähe sah. Der dicke Mann kam aus dem Gebäude und hatte eine zusammengerollte Zeitung in der Hand. Auch eine Taschenlampe hatte er dabei. Nelson beobachtete, wie er den großen, bellenden Hund anschrie, eine schwarze Bestie, die mit einem Knurren antwortete. Als der Dicke ihm mit der Zeitung einen Nasenstüber verpasste, winselte der große Hund und verschwand im Dunkeln. Der Mann zog sich wieder ins Haus zurück.
Doch als der große Hund auch in der Nacht danach zu bellen begann, hatte der Mann einen seiner Freunde dabei, als er aus dem Gebäude kam. Sie gingen nah an Nelson vorbei, der nach zwei Nächten mit wenig Schlaf erschöpft war, aber sie hatten den großen Hund im Visier, der laut kläffte und die Zähne fletschte, als sie näher kamen. Als der Mann diesmal den Hund mit der Zeitung schlug, trat das Tier nicht den Rückzug an, sondern sprang die beiden Menschen an und versuchte, den Dicken zu attackieren. Nelson roch frisches Blut. Er wusste nicht, was das silbrig glänzende Etwas bedeutete, das aus der Tasche des Freundes des Mannes kam, doch als Schüsse ertönten und die Luft ringsum zum Beben brachten, zitterte er vor Angst. Der große Hund lief um sein Leben. Nelson war einige Momente lang wie erstarrt. Der verletzte Dicke schrie wie am Spieß, und sein Freund leuchtete überall mit der Taschenlampe herum. Nelson sah, wie der Lichtkegel auf drei oder vier Hunde fiel. Wieder hörte man Schüsse, und dann das schrille Aufjaulen eines der anderen Hunde, als ihn eine Kugel traf. Er sank leblos auf dem Boden zusammen.
Nelson lief in Richtung der dunklen Straßen. Weit weg hörte er weitere Schüsse. An der Witterung anderer Hunde in seiner Nähe erkannte er, dass er nicht der einzige Hund war, der von der Müllhalde flüchtete. Zähne wurden gefletscht, es wurde gejault. Nelsons Adrenalinspiegel war hoch, und er verschwand in die Nacht hinein.
Nelson wanderte langsam über das rissige Pflaster der Stadt, weil er nicht genau wusste, wohin er gehen sollte. Er befand sich mitten in einer verlassenen Betonlandschaft, in der nur ab und zu eine Straßenlaterne brannte. Obdachlose kauerten in selbst gebauten Höhlen aus Pappkarton, sie schnarchten, schluchzten vor sich hin oder brabbelten auf eine Weise, die Nelson verstörte. Überall hing
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