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Nemesis 02 - Geisterstunde

Nemesis 02 - Geisterstunde

Titel: Nemesis 02 - Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
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Treppe, die massiv genug aussah, um dem Beschuss aus einer Kanone zu trotzen.
    Dennoch zog er sie ohne Mühe auf. Seltsamerweise quietschte sie nicht einmal in den Angeln – dafür, dass Carl den Keller angeblich so gut wie nie betrat, war diese Tür erstaunlich gut gepflegt. Aber auch das behielt ich für mich.
    »Sollten wir nicht besser eine Lampe mitnehmen?«, fragte Maria unsicher. Ich dachte an den Scheinwerfer, den Carl oben zurückgelassen hatte, um den Flur zu beleuchten, und zumindest Judiths Gedanken schienen sich wohl auf ganz ähnlichen Bahnen zu bewegen. Ganz offensichtlich war ihr die Vorstellung, im Dunkeln die beiden Treppen hinaufzugehen, mindestens so unangenehm wie mir.
    »Gute Idee«, sagte Carl spöttisch, während er die Tür vollends aufzog und die Wand dahinter ein paar Sekunden lang abtastete. Dann ertönte ein trockenes Knacken, wie das Geräusch eines brechenden Zweiges. An den Wänden flammten mehrere in Abständen angebrachte Lampen auf und gaben den Blick auf eine steil in die Tiefe führende Steintreppe frei.
    Ich klappte den Mund auf, aber Stefan kam mir zuvor.
    »Die reinste Festbeleuchtung«, murmelte er. »Aber im ganzen übrigen Haus funktionieren nur noch ein paar Funzeln. Irgendwie komisch, nicht?«
    »Der Keller hat einen eigenen Stromkreis«, antwortete Carl.
    »Und wann genau wollten Sie uns das sagen?«, fragte Stefan. Seine Stimme klang erstaunlich beherrscht, aber Carl warf ihm einen Blick zu, als fürchte er, dass Stefan ihn im nächsten Moment die Treppe hinunterstoßen würde.
    »Wahrscheinlich ist er bei dem Brand vor zehn Jahren nicht so stark beschädigt worden wie der Rest des Gebäudes«, antwortete er – was ganz und gar keine Antwort auf Stefans Frage war. »Ich weiß nicht einmal, wo die Sicherungskästen sind.«
    »Dann suchen wir sie doch«, schlug Stefan vor.
    Hintereinander stiegen wir die schmale Treppe hinab.
    Judith presste sich noch fester an mich, was auf der steilen, in halsbrecherischem Winkel nach unten führenden Treppe alles andere als bequem war. Die Stufen waren ausgetreten und gerade ein winziges bisschen zu schmal, um sie gefahrlos hinunterzugehen, und das blasse Licht, das die Treppe erhellte, schien die Dunkelheit an ihrem unteren Ende nur noch zu betonen. Ein Schwall muffiger, abgestanden riechender Luft schlug uns aus der Tiefe entgegen, und ich wünschte Carl in Gedanken die Pest an den Hals für das, was er vorhin über Ratten und Spinnen erzählt hatte. Natürlich war das Huschen und Trippeln kleiner, haariger Beinchen und krallenbewehrter Pfoten nicht wirklich da, sondern nur eine weitere Ausgeburt meiner eigenen Phantasie – was aber nichts daran änderte, dass ich es trotzdem hörte. Die Dunkelheit dort unten hinter der letzten Stufe hatte etwas Bedrohliches, und es wurde mit jedem Schritt schlimmer, den sie näher kam. Irgendetwas wartete dort unten auf uns. Etwas, das nichts mit meinen Phobien zu tun hatte, nichts mit Ratten und Spinnen oder jäh auftauchenden Hindernissen oder Fallgruben, die sich in der Schwärze dort unten verbargen, sondern etwas weitaus Älteres, Gefährlicheres und Bösartigeres. Ich wollte nicht dort hinunter. Um nichts auf der Welt, und wäre ich in diesem Moment allein gewesen, ja, nicht einmal das – wäre Judith nicht da gewesen, ich hätte auf der Stelle kehrtgemacht und wäre davongerannt, so schnell ich konnte. Nicht nur aus diesem Keller, sondern aus diesem Haus und weg von dieser ganzen verdammten Stadt. Aber Judith war da, und außerdem wäre ich ja noch nicht einmal in dieses verdammte Kaff hineingekommen, geschweige denn hinaus. So ging ich weiter und schickte insgeheim ein Stoßgebet zum Himmel, dass Judith selbst genug mit ihrer eigenen Angst zu tun hatte, um nicht zu merken, wie es um ihren tapferen Beschützer stand.
    Auf den letzten drei oder vier Stufen eilte Carl voraus und die Dunkelheit dahinter verschlang ihn. Er blieb gerade lange genug verschwunden, um der irrationalen Angst, mit der mich diese Schwärze erfüllte, neue Nahrung zu verleihen, dann wiederholte sich das schwere Klacken von oben, und ich schloss für eine Sekunde geblendet die Augen, als unter der Decke eine ganze Anzahl unerwartet heller Lampen aufleuchtete.
    Carl war nicht verschwunden, und in dem weitläufigen Raum hinter ihm lauerte auch nichts von alledem, was meine überbordende Phantasie mich hatte glauben lassen wollen. Dennoch war sein Anblick eine Überraschung.
    Ich hatte ein schmutziges, mit Gerumpel voll

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