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Nemesis 02 - Geisterstunde

Nemesis 02 - Geisterstunde

Titel: Nemesis 02 - Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Qualm des letzten Zuges absichtlich ins Gesicht, sofern das von ihrem Platz in zwei Metern Entfernung technisch möglich war. »Könntet ihr vielleicht mal darüber nachdenken, wie wir endlich hier herauskommen? Ich habe wirklich keine Lust, in dieser staubigen Ruine zu übernachten.
    Oder am Ende noch länger hier festzusitzen.«
    Ich tauschte einen vielsagenden Blick mit den beiden anderen Frauen. Marias Blick wanderte wieder über die Fotos und verharrte auf dem Bild mit den eingekringelten Köpfen. Sie erschrak.
    »Was ist?«, fragte Judith besorgt, aber auch mit unverhohlener Neugier.
    Maria schüttelte irritiert den Kopf. »Nein«, sagte sie schließlich entschieden. »Das ... das sind wir nicht. Das können nicht wir sein. Ich bin nie hier zur Schule gegangen.«
    Ed zuckte mit den Schultern. »Frau Doktor hat ausnahmsweise einmal Recht«, lenkte er ab. Anscheinend hatte er entweder das Interesse an Carls Nazi-Schatz verloren oder beschlossen, dass die Fotos ihn auf der geplanten Suche danach nicht weiterbrachten. Vielleicht befürchtete er auch, Maria könnte wieder etwas entdecken, was sich ihrer Meinung nach ausführlich zu erklären lohnte, und ahnte, dass seine Kapazitäten an Allgemeinbildung dazu nicht mehr ausreichen würden.
    Wer wusste das schon so genau? »Wir müssen hier raus.
    Und wenn es keinen Ausgang gibt und auch kein Telefon, dann müssen wir eben anders auf uns aufmerksam machen.«
    »Was schlägt unser Superbrain denn vor?« Ellen zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Du könntest die längst überfällige Gehirnoperation an ihm in Angriff nehmen, während wir draußen auf dem Hof abwarten, ob ein arbeitsloser Anästhesist im Dorf seine Schreie hört und anfragt, ob hier vielleicht eine Stelle für ihn frei ist«, schlug Judith bissig vor.
    »Wir könnten den Dachstuhl anzünden«, erwiderte Ed.
    Ich war mir nicht sicher, ob er nur scherzte.
    »Irgendjemand da unten wird das Feuer bestimmt bemerken und die Feuerwehr alarmieren.«
    »Ich fürchte, da muss ich passen«, stöhnte Ellen. »Mir mangelt es an gewissem Feinwerkzeug, um an einem Organ von derart mikroskopischer Winzigkeit herumzuoperieren. Wir werden die Nacht hier oben abwarten und auf den CateringService warten müssen, von dem von Thun geredet hat.«
    »Dann gehen wir eben in den Keller und suchen nach Carls Schatz.« Ed zeigte sich unbeeindruckt von Ellens Beleidigungen. Vielleicht hatte er sie gar nicht als solche begriffen. »Oder wir suchen nach ein paar Schaufeln und buddeln von Thun aus.«
    »Du bleibst auf deinem Hintern sitzen und wartest ab, genau wie alle anderen«, entschied Ellen kühl. »Morgen früh geben wir ein Rauchsignal. Aber nicht mit dem Dachstuhl. Diese verdammte Ruine hat Stefan umgebracht, von Thun geschluckt und deinen IQ halbiert. Ich denke, das sind genug Verluste für eine einzige Nacht.«
    »Ach, lass ihn doch«, winkte Judith ab. »So einen großen Verlust stellt er nun auch wieder nicht ...«
    »Psst!« Maria hielt sich erschrocken den Zeigefinger vor die Lippen und bedeutete uns mit der anderen Hand, ebenfalls still zu sein und zu lauschen. »Habt ihr das auch gehört?«
    Nun, da alle verstummt waren, war das, was sie meinte, tatsächlich nicht zu überhören. Aus der Empfangshalle erklangen deutlich schlurfende Schritte. Ein Husten und Schnaufen ...
    Mit einem einzigen Satz war ich bei Carl, der dem Geschehen in der Küche schon seit geraumer Weile schweigend an eine Wand gelehnt und mit vor der Brust verschränkten Armen folgte. Ich riss ihm die Taschenlampe aus der Hand, die Judith auf dem Hof an ihn weitergegeben hatte. Alarmiert und zum Schlag bereit hielt ich sie fest, während das Geräusch immer näher kam.
    Mittlerweile rechnete ich in dieser geisterhaften Umgebung mit allem: mit dreibeinigen Monstern, die Tentakeln schwingend durch die Tür hereinkrochen, mit einäugigen Untoten und fliegenden – Fledermäusen ähnelnden – Toastern aus der Nachkriegszeit, die in Schwärmen über uns hereinbrachen. Und ich war der einzige Mann in diesem Raum. Carl war nicht nur alt, sondern es stand auch längst nicht fest, ob er uns tatsächlich so wohlgesonnen war, wie er vorgab, und Ed war ein Krüppel.
    Ich vernahm ein Stolpern, ein Keuchen, fast hechelnde Atemgeräusche und spannte meine Muskeln zum Schlag –
    – dann erschien Stefan im Türrahmen.
    Er bot einen erbärmlichen Anblick. Seine Haut war aschfahl und blutverkrustet wie sein kurzes blondes Haar, sein T-Shirt hing in Fetzen von

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