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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit ihrer schwer gewöhnungsbedürftigen Art, die noch arroganter wirkte als die Ellens, wirklich keine Freunde gemacht. »Schließlich war Burg Crailsfelden ja die ganze Zeit über in Professor Klaus Sängers Besitz«, erklärte Judith. »Möglicherweise hat er seine Forschungen, wie auch immer diese ausgesehen haben, unter dem Deckmantel des Schulalltags noch jahrzehntelang weiter betrieben.«
    Vielleicht betreibt er sie auch immer noch, fügte ich, immer stärker zu Ellens verrückter Theorie tendierend, düster in Gedanken hinzu.
    Ellen tippte mit dem Zeigefinger auf den unteren linken Bereich der zweiten Karte, die Maria auf dem Tisch ausgebreitet hatte. »Das sind Laboratorien«, erklärte sie optimistisch. »Ich denke schon, dass sie erhalten geblieben sind. Welchen Grund sollte Sänger gehabt haben, sie zu zerstören? Nach allem, was wir bislang wissen, war Sänger ein Extremist. Ich weiß nicht, was er in diesen Kellern getrieben hat, aber er hat es ganz sicher fanatisch getan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er diese Labors aus Scham über den verlorenen Krieg und über das Scheitern seines Idealismus abgerissen hat. Und wenn es sie noch gibt, muss es auch noch geheime Zugänge dazu geben – wenn wir Glück haben sowohl von innerhalb als auch von außerhalb der Schule.«
    »Es hat auch Zellen gegeben.« Beklemmt deutete ich auf einen eindeutig bezeichneten Bereich neben den von Ellen als Laborräume benannten Quadern und dachte fröstelnd an die verliesartige Kammer mit dem Gitter in der Tür zurück, die mir bereits bei unserer ersten Erkundungstour durch den Keller aufgefallen war.
    Menschenversuche, schoss es mir durch den Kopf.
    Möglicherweise hatte Ellen mit ihrem so genannten Paarungsexperiment ein bisschen zu weit ausgeholt, aber mittlerweile sah alles danach aus, als ob Professor Sänger in diesen unheilvollen Gemäuern tatsächlich Menschenversuche durchgeführt hatte. Ich fragte mich, wie diese ausgesehen haben könnten und welchem Zweck sie wohl gedient hatten, beschloss aber schnell, kein ehrliches Interesse an der Antwort auf diese Frage zu verspüren.
    Eine Zuchtanstalt für kleine Arier unter dem Deckmantel eines Müttergenesungsheims, später einer Schule, ausgerüstet mit vergitterten Zellen im Keller, die an eine Ansammlung von Laboratorien grenzte, die der einer gut ausgestatteten Universität in nichts nachstand …
    Schon die bloße Vorstellung war einfach pervers.
    »Wahrscheinlich hat man dort größere Tiere für irgendwelche Tierversuche gehalten«, wiegelte Ellen ab, machte aber nicht den Eindruck, dass sie selbst von ihrem mächtig an den Haaren herbeigezogenen Einwand überzeugt war. Schließlich war sie diejenige gewesen, die als Erste in die Richtung spekuliert hatte, die mir selbst, sosehr ich mich dagegen sträubte, spätestens seit dem Fund der Rechnung für das Falltor nicht mehr abwegiger als alle anderen vorkam; nämlich darüber, dass man uns hier eingesperrt hatte, um an uns fortzusetzen, was man noch für eine unbestimmte Dauer nach dem Zweiten Weltkrieg in diesen Kellergewölben betrieben hatte.
    »Wir sollten Carl mit unserem Fund konfrontieren«, beschloss Judith entschieden, während sie die Karten mit fast hektischen Bewegungen wieder zusammenfaltete und in der schwarzen Ledermappe verschwinden ließ, in der Ellen sie gefunden hatte. Es war ihr deutlich anzusehen, wie wenig ihr das Thema behagte. Sie fürchtete sich wohl davor, es weiter zu vertiefen und keine plausiblen Argumente mehr gegen die ihrer Meinung nach kranken Fantasien der jungen Ärztin vorbringen zu können. »Wahrscheinlich wird er darauf bestehen, von nichts etwas gewusst zu haben«, seufzte sie schulterzuckend, während sie sich die Mappe unter den Arm klemmte. »Aber vielleicht hilft er uns wenigstens, uns mit diesen Karten besser zurechtzufinden. Schließlich kennt er sich von uns allen am besten in dieser Burg aus.«
    Maria raffte die Klassenbücher zusammen, in die sie vertieft gewesen war, ehe die Baupläne ihr Interesse auf sich gezogen hatten. Ellen griff nach dem Schlüsselbund und den Rechnungen und trat an Judith und ihr vorbei auf den Flur hinaus, um ihnen mit der Taschenlampe den Weg zu leuchten. Einen Augenblick traf sich mein Blick prüfend mit dem Marias – ich erinnerte mich an den Zustand, in welchem wir sie quasi unter Anwendung roher Gewalt aus dem Hauptgebäude gezerrt hatten, und sorgte mich ein wenig darum, ob sie einer neuerlichen Konfrontation mit Ed schon wieder

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