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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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musste über Ellens treffsicheren Spott grinsen, obwohl mir streng genommen jegliche Lust auf Späßchen schon heute Morgen im Hotel vergangen war. Lediglich Eds Miene blieb regungslos. Entweder hatte er Ellens Worte überhaupt nicht als beleidigend wahrgenommen oder er suchte einmal mehr vergeblich nach einem passenden Konter.
    »Wir haben Ihnen etwas mitgebracht.« Ellen wurde sofort wieder ernst, trat an die Arbeitsplatte heran, schlug die schwarze Mappe auf und breitete die oberste der vergilbten Karten demonstrativ vor Carls Nase aus.
    »Schatzkarten für Ihre Suche nach dem Nazigold. Oder nach unserem Ausgang.« Sie stemmte die Hände in die Hüften und maß den Althippie von Kopf bis Fuß mit einem Blick, der so überheblich und abschätzig war, dass er jeden gestandenen Straßenpenner in eine tiefe Selbstwertkrise befördert hätte. »Nur für den Fall, dass Sie uns erzählen möchten, Sie haben nichts davon gewusst: Wir haben uns längst darauf geeinigt, Ihnen kein Wort zu glauben. Alles, was wir wollen, ist, Ihnen hiermit eine Gelegenheit zu bieten, uns doch noch einen zweiten Weg aus dieser Vorbereitungsanstalt für die Psychiatrie zu zeigen und fein mit der Ausrede aus dem Schneider zu sein, dass Sie das nur mit Hilfe dieses Papierkrams geschafft haben. Einverstanden?«
    Carl antwortete nicht, sondern starrte nur mit entgeistertem Blick auf die Grundrisspläne hinab. Ich war nicht sicher, ob er der Ärztin überhaupt zugehört hatte – dem Ausdruck absolut glaubwürdiger Überraschung auf seinem Gesicht nach zu schließen, die sich zu Fassungslosigkeit steigerte, als er erst langsam, dann zunehmend hektischer und mit zitternden Händen in den Bauplänen der Burg herumzublättern begann, wohl eher nicht. »Das …«, stammelte er kopfschüttelnd. »Das ist vollkommen unmöglich … Das kann nicht sein. Woher …« Er blickte irritiert zu Ellen auf, die sein Tun regungslos, aber aufmerksam beobachtete. Carls Reaktion deutete sie ihrer Körperhaltung nach zu schließen im Gegensatz zu mir, der sie als echte Verwirrung erkannte, wohl eher als die Nervosität eines Ertappten. »Woher habt ihr das?«, fragte Carl.
    »Aus Professor Sängers Schreibtisch«, antwortete Ellen ruhig. »Wenn Sie jetzt bitte noch fragen würden, was das ist; nur, um Ihrem kleinen Schauspiel die Krone aufzusetzen, wenn Sie wissen, was ich meine. Ich habe zwar keine Ahnung, wie es sich in diesem seelenlosen Kaff verhält, in dem Sie sich für gewöhnlich herumtreiben, und ob der Begriff der Schauspielkunst überhaupt schon bis Crailsfelden durchgesickert ist, aber ganz allgemein steht man in Deutschland auf gnadenlos überzogene Darstellungen im Hollywood-Stil.«
    »Ich weiß, was das ist!«, fuhr Carl sie, plötzlich überhaupt nicht mehr unsicher, aber immer noch vollkommen aus der Fassung gebracht, an. Er wirkte ein bisschen wie ein Sechsjähriger, dem man zum Geburtstag den sehnlichsten Kindheitstraum erfüllt und ein Rennpferd mit Stall, Jockey und Stalljungen geschenkt hat und der jetzt kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht, weil er hin- und hergerissen ist zwischen grenzenloser Freude über dieses Geschenk und abgrundtiefer Verzweiflung über die Tatsache, dass man seinen Traum in Wirklichkeit verwandelt und ihn damit vorläufig aller Ziele beraubt hat. »Das sind Grundrisspläne der Burg«, sagte er. Ich konnte sehen, in welcher Eile das Blut durch seine Halsschlagadern gepumpt wurde. »Ich habe überall danach gesucht – sowohl im Grundbuchamt in Crailsfelden als auch in dem der Kreisstadt. Aber alles, was ich auftreiben konnte, waren ein paar historische Pläne dieser Festung. Über Umbauten in der Nazizeit habe ich nichts auftreiben können. Und ich habe gründlich gesucht, das können Sie mir glauben.«
    Mein Gefühl sagte mir, dass er die Wahrheit sprach, aber mein Verstand hielt entschieden dagegen. »Und was ist das?« Ich griff nach der Abrechnung des Crailsfeldener Bauunternehmers und knallte sie mit einer ruppigen Geste auf den Stapel der Pläne. »Was ist mit der lebensgefährlichen Falle, die Ihr guter Freund Sänger vor nicht allzu langer Zeit hier hat installieren lassen? Davon haben Sie auch nichts gewusst, nicht wahr? Sie können nur von Glück reden, dass Sie nicht selbst in den vergangenen zwei Jahren von diesem verdammten Falltor aufgespießt worden sind!«
    Der Späthippie maß mich zwei, drei Sekunden lang mit verständnislosem Blick, sah auf die Rechnungen vor seiner Nase hinab und tat schließlich, was

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