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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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fest an ein Bein des Bettes klammerte, die Stütze erst ein paar Zentimeter weit verrückte und sie dann, ehe ich darauf reagieren und meinen Halt loslassen konnte, vollständig von ihrem Platz wegstieß und mit mir in die Tiefe riss. Betonplatten und Schutt lösten sich krachend von der Decke, die, ohne ihren sowieso nur dürftigen Halt, sofort nachgab. Ich hörte noch, wie sich die erschrockenen Flüche der anderen zu panischen Schreien wandelten, und schon polterten unzählige kleine und einige große, schwere Gesteinsstücke mit dumpfen, schweren Lauten hinter mir den Geröllberg hinab und ich schlitterte – auf einen schmerzhaften Aufprall gefasst – bäuchlings auf den Fuß des Hügel zu.
    Ich hatte unglaubliches Glück, mehr noch als Judith kurz zuvor in einer ähnlichen Situation, denn jene Steine, die mit mir in die Tiefe gestürzt waren, polterten teilweise nur um Haaresbreite an mir vorbei; lediglich einige wenige Steinchen trafen meine Beine, meinen Rücken und meinen Hinterkopf, waren aber kaum in der Lage, auch nur ein paar blaue Flecken zu verursachen. Meine Jeans riss und die Haut an meinen Knien platzte auf, aber als ich mich stöhnend auf dem Kellerboden aufrichtete, war ich im Großen und Ganzen unversehrt. Dichter gräulichweißer Steinstaub hüllte mich ein und verwehrte mir die Sicht über die Schulter zurück in die Richtung, aus der ich Judith und Ellen gleichzeitig erschrocken meinen Namen rufen hörte. In der nächsten Sekunde fiel das Licht aus. Einer oder mehrere der anderen versuchten hustend, sich in der plötzlichen Dunkelheit durch die Nische, die wir geschaffen hatten, zurückzutasten. Dann ertönte – wenn meine eingeschränkte, durch den Schrecken der vergangenen Sekunden irritierte Wahrnehmung mich nicht täuschte – ein lautes Knirschen, ausgehend von der Stelle des Einsturzes, und arbeitete sich in Windeseile durch den ganzen Raum.
    Im nächsten Augenblick fiel uns die Decke auf den Kopf. Zumindest kam es mir so vor. Wieder ertönten panische Schreie, ein Bersten und Brechen, ein Krachen und Poltern. Aus den Augenwinkeln sah ich einen schwarzen Fleck durch die Finsternis auf mich zurasen.
    Die Wucht des Schlages, der mich seitlich am Kopf traf, schleuderte mich nach links und so hart gegen die Wand, dass ich glaubte, meine Wangenknochen zersplittern zu hören.
    Ich spürte nicht mehr, wie ich auf dem harten, steinigen Boden aufschlug, sondern hatte plötzlich das Gefühl, wie aus meinem eigenen Körper gelöst einen Moment lang irritiert und hilflos, aber von allen Schmerzen und Ängsten befreit, durch die Dunkelheit zu schweben. Die Finsternis lichtete sich – nur einen winzigen Deut, gerade genug, um die Dinge um mich herum erahnen zu können.
    Ich befand mich nicht mehr in dem Keller, aber es herrschte tiefschwarze Nacht um mich herum, stockfinstere, beängstigende Nacht, und die Angst, der ich durch die Bewusstlosigkeit gerade erst entkommen war, kehrte zurück, und zwar so plötzlich und so heftig, dass ich mein unter den Rippen rasendes Herz in der Brust als heftiges Stechen verspürte.
    Es verlief in umgekehrter Reihenfolge: Ich empfand panische Angst, ehe ich die Ursache dafür realisierte. Die Panik hatte einen ersten Höhepunkt bereits erreicht, als ich die Falltür sah, die in den steinernen Boden vor meinen Füßen eingelassen war. Aber auf den ersten Schrecken sollten weitere folgen.
    Ich hörte Schritte, hüpfend leichte Schritte, wie die von vielen kleinen Kinderfüßen. Erschrocken starrte ich auf die Treppe hinab, die nach wenigen Metern gänzlich von der Dunkelheit verschluckt wurde und deren oberer Absatz an die Falltür grenzte. Ich musste sie nur wenige Atemzüge zuvor hinaufgeeilt sein, sie rennend und ohne innezuhalten zurückgelegt haben, denn das T-Shirt klebte mir schweißnass auf der vor Anstrengung glühend heißen Haut, mein Atem ging rasend schnell und in meinen Seiten wütete ein böses Stechen.
    Die Kinder kamen näher; ich hörte die Verwünschungen und Flüche, ihr hässliches, boshaftes Lachen durch die Finsternis zu uns dringen. Miriam, die ich mit mir den Turm hinaufgezerrt hatte bis zu diesem obersten Plateau, das vom silbrigen Schein des sichelförmigen Mondes in gespenstisches, unwirklich anmutendes Licht getaucht wurde, klammerte sich so fest an mich, dass ihr Griff um meinen Oberkörper mir beinahe die Luft abschnürte. Gehetzt blickte ich mich um, auf der aussichtslosen Suche nach einem Fluchtweg. Wir befanden uns auf dem Turm der

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