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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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begrüßte er Jan. »Hast du die Regenwolken bestellt?« Er deutete nach Westen, von wo aus sich die dunklen Wolken immer weiter ausdehnten.
    »Damit habe ich absolut nichts zu tun.« Jan hob abwehrend die Arme.
    »Wenn doch, hättest du es gestern regnen lassen sollen.«
    »Wieso das?«
    »Der Regen hätte die Minerale freispülen und vom Staub befreien können. Wir würden sie heute leichter erkennen.«
    »Leuchtet mir ein. Aber trotzdem versuchen wir unser Glück, oder?«
    »Natürlich. Lass uns die Zeit nutzen. Wir können unterwegs reden.«
    Lukas nahm seinen Rucksack auf. Sie stiegen über das quer in der Einfahrt gespannte Drahtseil und marschierten los, als ein weiterer Wagen auf den Parkplatz fuhr.
    »Will der etwa auch sammeln?«, fragte Jan.
    »Davon kannst du ausgehen. Das ist Günther Magerl aus Obermendig. Wir kennen uns von verschiedenen Fundstellen.«
    Günther stieg aus und kam ihnen entgegen. Nach der Begrüßung spazierten sie zusammen in die Bimsgrube.
    »Was hast du heute vor, Günther?«, erkundigte sich Lukas.
    »Ich gehe zur Siebanlage. In dieser Woche ist dort intensiv gearbeitet worden. Du weißt, mit etwas Glück findet man da interessante Auswürflinge. Kommt ihr mit?«
    »Nein, wir haben es auf die kleinen Blaumänner abgesehen, den Hauyn.«
    »Dann wünsche ich euch viel Erfolg. Aber wozu brauchst du den Rucksack, wo doch ein Reagenzgläschen reichen würde?«
    Lukas schlug behutsam gegen den Rucksack. »Da ist Marschverpflegung drin.«
    »Wollt ihr länger bleiben?«
    »Eine gute Ausrüstung ist das A und O. Solltest du als erfahrener Mineraliensammler wissen.«
    Günther hob lässig die Hand und ging zielstrebig auf die in der Nähe der Abbauwand aufgebaute Siebanlage zu. Lukas und Jan spazierten gut gelaunt zu der großen Freifläche im östlichen Bereich der Grube. Kurze Zeit später schritten sie in der typischen Trauerhaltung, mit vorgebeugtem Oberkörper und die Augen auf den Boden gerichtet, die Fläche nach dem blauen Edelstein ab, der dort in kleinen Aggregaten gefunden werden konnte.
     
    »Mein Rücken.« Jan presste die Hände in die Taille und streckte sich. Er verzog das Gesicht, als bereitete ihm die Bewegung Schmerzen. »Ist das anstrengend. Ich breche gleich durch.«
    Lukas grinste breit und deutete auf große Felsbrocken, die am Fuß eines aufgeschütteten Steinhaufens lagen. »Wir sollten eine Pause einlegen.« Er zog den Reißverschluss seines Rucksacks auf und griff hinein. »Einen Becher Götterspeise mit Waldmeistergeschmack?«
    »Besser als nichts«, erwiderte Jan und setzte sich schwerfällig, eine Hand in die Seite gedrückt. »Du stehst immer noch auf das grüne Wabbelzeug?«
    »Das könnte ich zu jeder Tages- und Nachtzeit verspeisen.«
    Jan zog den Verschlussdeckel ab. »Hast du auch einen Löffel?«
    »Klar. Wie willst du denn sonst essen?«
    »Mal ehrlich«, meinte Jan nach einer Weile, »wir sind doch unbefugt hier?«
    »Mach dir darüber keinen Kopf. Ich habe den Verantwortlichen gefragt, ob wir die Grube betreten dürfen.«
    »Dann bin ich beruhigt.« Jan löffelte weiter. »Wie oft haben wir uns wohl gebückt? Hundertmal?«
    »Zähle die gesammelten Minerale und verdoppele die Zahl. Das ergibt einen ungefähren Richtwert.«
    Jan wiegte den Oberkörper von einer Seite zur anderen und stöhnte.
    »Mit deiner Fitness ist es nicht weit her. Das war früher anders.« Lukas genehmigte sich ein zufriedenes Lächeln.
    »In einem bequemen Beobachtungsstuhl hinter einem Teleskop zu sitzen ist weniger anstrengend. Du bist übers Wochenende bei deinen Eltern?«
    »Ja, aber heute Abend geht’s zurück zur Polizeischule. Morgen stehen wichtige Vorlesungen an.«
    »Du nimmst das Studium ernst.«
    »Was für eine Frage. Ich habe stets mein Ziel vor Augen, meinen Abschluss, den ich mit Bravour erreichen möchte.«
    »Eine löbliche Einstellung.« In Jans Stimme schwang Anerkennung mit. »Ich habe mitbekommen, dass die Landespolizeischule im Hunsrück ansässig ist. Du hast aber nicht erwähnt wo.«
    »In der Nähe des Flughafens Hahn.« Lukas kratzte die letzten Reste des Wackelpeters aus dem Becher.
    »Ach ja, das sagt mir was. Erinnerst du dich noch an deinen Besuch im Observatorium?«
    »Sicher. Ist doch erst drei Wochen her. War übrigens sehr interessant.«
    »Danke. Ich hatte dir von dem Kometen erzählt.«
    »Ja. Wie heißt der noch gleich? Nepi oder so ähnlich.«
    »Nemti. Wir nennen ihn Nemti.«
    »Genau. Wie entwickelt er sich? Hält er das Versprechen, das

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