Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
Vom Netzwerk:
bereits. Peanuts«, entgegnete Günther. Sein dankbarer Gesichtsausdruck zeigte aber, dass er froh war, die Verletzung versorgt zu wissen.
    Ein auflebender Westwind trieb die Vorboten der Regenwolken, die sich über den Gänsehals wälzten, bis in die Osteifel. Böen wirbelten Staub auf und jagten ihn durch die Grube. Über der Freifläche, die Jan und Lukas nach Mineralen abgesucht hatten, bildete sich ein Staubteufel, der allerdings schnell wieder zusammenbrach. Der erste größere Regenschauer stand bevor. Bei dem einen würde es nicht bleiben, dazu war die heranziehende Wolkenmasse zu kompakt.
    »Kennst du die ehemalige Erzgrube Barthold?«, fragte Lukas, der mit Günther über Mineralogie fachsimpelte. Jan spitzte interessiert die Ohren.
    »Sie befindet sich nordöstlich von Wassenach. Ich bin im Juli einmal dort gewesen, habe um das Stollenmundloch herum aber nur taubes Gestein gefunden.«
    »Dann warst du nicht an der richtigen Stelle. Du hättest den Waldweg hinaufsteigen müssen.«
    »Hat sich deine Suche gelohnt?«
    »Kommt darauf an, was du erwartest. Museumsstücke gibt es keine. Ich habe oben im Wald die Reste einer alten Halde gefunden, mit viel Quarz und Rotem Glaskopf .«
    Jan warf Lukas einen erstaunten Blick zu. »Von was redet ihr? Was ist Roter Glaskopf?«
    »Eine besondere Ausbildungsform des Minerals Hämatit«, belehrte ihn Günther. »Was machen Sie denn so? Sammeln Sie auch?«
    »Normalerweise nicht. Hat mich aber interessiert, was ihr Mineraliensammler so treibt. Ich studiere Astronomie und arbeite zeitweise im Observatorium bei Schalkenmehren.«
    »Interessant. Ich habe mich in meiner Jugend auch für Astronomie interessiert und besaß sogar ein Fernrohr, eines dieser sogenannten Kaufhaus-Teleskope. Ich hatte viel Freude damit. Später habe ich mich einem irdischen Hobby zugewandt, der Mineralogie.«
    »Wenn man Spaß daran hat, ist das bestimmt ein spannendes Steckenpferd«, bestätigte Jan und Günther nickte zustimmend.
    Über dem Rheintal im Osten und dem angrenzenden Niederwesterwald vergingen die letzten Sonnenstrahlen. Graue Wolken überzogen inzwischen fast den gesamten Himmel.
    Günther griff in seine Hosentasche und holte eine Packung Gauloises Blondes blau hervor. Er bot Lukas und Jan eine Zigarette an, die sie ablehnten.
    »Das ist lobenswert«, gestand er ein. »Ich hätte damit nicht anfangen sollen. Jetzt ist es zu spät.«
    »Bist du vom Nikotin abhängig?«
    Günther druckste herum. »Ja, das gebe ich aber nicht gern zu.«
    »Wie viel rauchst du am Tag?«
    »Fast zwei Schachteln. Ich bin Kettenraucher.«
    Lukas verkniff sich einen Kommentar.
    »Vielleicht hält das Wetter noch eine Zigarettenlänge.« Günther zündete sich einen Glimmstängel an.
    »Die Steine und Minerale müssen untergebracht werden. Wo lassen Sie das alles?«, fragte Jan und wandte sich ab, um den Rauch der Zigarette nicht einatmen zu müssen.
    »Damit habe ich kein Problem. Ich wohne im Haus meiner Eltern. Da ist Platz genug. Außerdem steht mir unser Gartenhaus zur Verfügung. Darin kann ich schalten und walten, wie ich will.«
    Jan drehte den Auswürfling zum wiederholten Mal in der Hand und betrachtete ihn von allen Seiten. Lukas fiel sein skeptischer Blick auf.
    »Ohne Kritik üben zu wollen, aber was ist an dem Stein Besonderes?«
    »Das ist ein Sanidinit, erkennbar an der grobkörnigen Struktur und der weißen Farbe. Das Besondere erkennt man erst unter dem Mikroskop. Sanidinite enthalten sehr oft winzige, gut ausgebildete Kristalle seltener Minerale«, klärte ihn Lukas auf.
    Jan gab ihm den Auswürfling. Lukas warf einen Blick darauf und legte ihn auf die Ladefläche seines Wagens. Er wollte ihn später genauer ansehen. »Mir ist aufgefallen, dass du das rechte Bein nachziehst, Günther. Was ist passiert?«
    »War ein dämlicher Unfall. Nicht so schlimm. Tut manchmal noch weh, gibt sich aber wieder.«
    »Ein Autounfall?«
    »Nein. Ist vor einer Woche im Steinbruch am Schellkopf geschehen. Bin auf Geröll ins Straucheln gekommen und mit dem Knie auf einem kantigen Steinbrocken aufgeschlagen.«
    »Ja, ja.« Lukas verzog das Gesicht. »Ein Mineraliensammler muss überaus leidensfähig sein.«
    »Witzbold«, kommentierte Günther die Feststellung und fuhr ernst fort: »Habt ihr von dem Mord gehört?« Er warf den heruntergebrannten Zigarettenstummel weg.
    »Es wird in allen Zeitungen gestanden haben«, mutmaßte Lukas. »Selbst in der Polizeischule ist darüber gesprochen worden.«
    »Wenn man

Weitere Kostenlose Bücher