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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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du mir gegeben hast?«
    »Das will ich meinen. Er hat sich prächtig entwickelt. Am Dreizehnten habe ich ihn das erste Mal mit bloßem Auge gesehen. Hier hast du den Löffel zurück.« Jan klemmte den leeren Becher zwischen zwei Steine.
    »Was ich nicht verstehe, Jan, wieso ist kaum etwas davon in den Medien zu hören oder zu lesen?«
    »Weil sich keiner blamieren will. Seit 1973 sind die Fachleute in ihren Vorhersagen sehr vorsichtig, was Kometen betrifft.«
    »Was ist seinerzeit schiefgelaufen?«
    »Damals wurde der Komet Kohoutek vollmundig als Jahrhundertkomet angekündigt. Alle Beobachtungen sprachen zunächst dafür. Doch im Endeffekt war Kohoutek eine einzige Enttäuschung.«
    »Seitdem lehnt sich keiner mehr aus dem Fenster.«
    »Wenigstens nicht weit, was verständlich sein dürfte.«
    »Dann hast du mit deiner Prognose Mut bewiesen.«
    Jan schmunzelte. »Ich war ziemlich sicher, dass ich mit meiner Voraussage recht habe.« Seine Stimme klang selbstbewusst.
    »Die Wissenschaft ist nicht stehen geblieben. Heutzutage gibt es sicher bessere Möglichkeiten der Vorhersage als damals.«
    »Schon, aber die Grundlage aller Voraussagen sind die Beobachtungsdaten. Wenn da etwas nicht genau stimmt, schon eine geringe Abweichung, ein winziger Messfehler, und es geht in die Hose. Außerdem sind Kometen stets für eine Überraschung gut, positiv und auch negativ.«
    »Okay. Nemti kann man also inzwischen mit bloßen Augen sehen.«
    »Mit einem guten Sehvermögen schon, eine sternenklare Nacht vorausgesetzt. Nemti wird in den nächsten Tagen so hell, dass selbst ein halb Blinder ihn nicht übersehen kann.«
    Lukas steckte die leeren Becher zusammen und packte sie in den Rucksack. »Hoffen wir, dass das Wetter mitspielt.«
    »Bisher waren die Beobachtungsbedingungen in der Eifel gut.« Jan warf einen skeptischen Blick auf die immer dichter werdende Wolkendecke.
    »Da staune ich aber.« Lukas gab sich überrascht. »Im Hunsrück war in der letzten Woche der Himmel entweder bedeckt oder es lag Hochnebel über dem Land. Da war nichts mit Sterne gucken.«
    »Da hat die Eifel dem Hunsrück etwas voraus«, entgegnete Jan selbstzufrieden. »Wir hatten einige Beobachtungsfenster mit hervorragender Sicht.«
    »Dann ist Nemti der zweite gute Grund, um für einige Zeit in die Eifel zu kommen.«
    »Und was ist der erste?«
    »Mein Praktikum in der Kriminalinspektion Mayen.«
    »Dann hat es geklappt? Glückwunsch. Wann geht es los?«
    »In gut zwei Wochen.«
    »Wie lange dauert ein solches Praktikum?«
    »Drei Monate. Was macht dein Kollege?«
    »Wen meinst du?«
    »Deinen Projektleiter, el Hadary.«
    »Der hat einen Knall.« Jan drehte den Kopf zur Seite und vollführte eine abwertende Handbewegung. »Er hat sich eine Glatze rasieren lassen.«
    »Hat er Läuse?«, scherzte Lukas.
    »Er meint, das wäre im Moment in .«
    »Jeder, wie es ihm gefällt. Grüße ihn von mir. Kommst du allein hoch, oder soll ich helfen?«
    Jan ergriff die dargebotene Hand und erhob sich kraftlos. »Erst der schmerzende Rücken und jetzt auch noch Druckstellen im Sitzfleisch«, beschwerte er sich, konnte aber ein verschmitztes Lächeln nicht unterdrücken.
     
    Zwei Stunden später – das Wetter hatte wider Erwarten gehalten – trafen sie auf dem kleinen Parkplatz mit Günther zusammen. Lukas stellte den Rucksack auf der Ladefläche seines Geländewagens ab.
    »Warst du erfolgreich?«, fragte er ihn.
    Günther öffnete seinen Rucksack und ließ sie hineinsehen. »Voilà! Ich bin hochzufrieden. Hauyn-haltige Auswürflinge und Sanidinite – was will ich mehr. Und wie sieht’s bei euch aus?«
    »Ein Reagenzglas ist nicht voll geworden, dazu sind die Hauyne nun wirklich zu klein, aber das holen wir bei Gelegenheit nach. Zeig mal deine Fundstücke.«
    Günther langte in den Rucksack und holte einen handtellergroßen vulkanischen Auswürfling hervor.
    »Du hast dich verletzt?« Lukas griff nach Günthers Hand. Zwischen Daumen und Zeigefinger verlief ein schmales Rinnsal von Blut.
    »Habe ich im Eifer des Gefechts gar nicht bemerkt.«
    »Das werden wir erst einmal verarzten.«
    »Lass nur, sind doch Peanuts«, wehrte Günther ab.
    Lukas reichte Jan den Auswürfling und kramte auf der hinteren Sitzbank seines Autos unter einer Decke einen Verbandskasten hervor. Mit Wasser aus einer Trinkflasche tränkte er ein Tuch, tupfte das teilweise geronnene Blut ab und reinigte die kleine Wunde. »So, Pflaster drauf und fertig. Ist halb so schlimm.«
    »Sagte ich

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