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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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Vormittag hat Kriminalrat Brückner grünes Licht gegeben.« Habermehl spürte buchstäblich die knisternde Spannung, die Dux ergriffen hatte. Ein leises Lächeln umspielte seinen Mund. »Sie haben den Praktikumsplatz. Wir sollten allerdings später darüber reden.«
    »Verstehe, Sie haben zu tun. Ein interessanter Fall?«
    »Kann man so sagen.«
    »Okay. Ich melde mich in den nächsten Tagen noch einmal bei Ihnen.«
    Habermehl beendete das Gespräch.
    »War das dieser Praktikant?«, fragte Weinbrecht und betonte das letzte Wort in einer Art, die ihm nicht gefiel.
    »Das war Herr Dux. Sie sollten Ihre Vorurteile gegenüber Praktikanten schleunigst überdenken. Auf mich hat der junge Mann einen guten Eindruck gemacht. Eine sympathische Stimme.«
     
    Leichenfundort: 7° 14‘ 32,95“ Ost, 50° 24‘ 22,20“ Nord.
     
    Fünfundzwanzig Minuten später stoppte Weinbrecht den Wagen vor dem Haus der Familie Baertel in Andernach. Sie klingelten. Eine Frau um die Vierzig mit hochgestecktem Haar begrüßte sie.
    »Frau Baertel?«, fragte Habermehl und zeigte ihr seinen Dienstausweis.
    »Nora Baertel, ja.«
    »Dürfen wir hineinkommen?«
    »Um was geht es?« Sie führte sie in ein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer. Hinter dem großen Fenster breitete sich ein Grundstück aus, das von einer hohen Hecke eingefriedet wurde.
    »Was führt Sie zu mir? Die Polizei im Haus verheißt nichts Gutes.«
    Habermehl schluckte. »Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Mann tot aufgefunden wurde.«
    Er hasste die Situation, einem Menschen die Nachricht vom Ableben des Partners überbringen zu müssen. Man wusste nie, wie das Gegenüber reagierte. Musste er mit einem Zusammenbruch rechnen oder nahm er oder sie die Botschaft gefasst auf?
    »Unser Beileid, gnädige Frau.«
    Mit starrem Blick sah Nora Baertel an ihm vorbei, wie paralysiert. In ihrem Gesicht regte sich fast kein Muskel, nur ein Augenlid zuckte. Geistesabwesend nagte sie an der Unterlippe. Die Hände presste sie in die gepolsterten Armlehnen des Sessels. Eine beklemmende Stille erfüllte den Raum.
    »Sie haben verstanden, was ich sagte?«, fragte Habermehl leise.
    Die Frau nickte. »Ein Unfall?« Die Worte waren kaum zu verstehen.
    »Ihr Mann wurde Opfer eines Gewaltverbrechens.«
    Wieder diese schmerzliche Stille, nur unterbrochen vom rhythmischen Ticken einer Standuhr.
    »Sie meinen … ermordet?«
    »Wir haben ihn in der Nähe von Maria Laach gefunden.«
    »Dann war er wohl wandern.«
    »Sie sagen das so, als wüssten Sie nicht, was Ihr Mann vorhatte.«
    Nora Baertels Selbstbeherrschung beeindruckte ihn. Die meisten Frauen brachen in Tränen aus, wenn sie vom Tod ihres Ehemannes erfuhren.
    Langsam erhob sie sich und ging zu einem Tisch, auf dem etliche Flaschen standen. Mit einem bis zum Rand gefüllten Glas kam sie zurück. »Darf ich Ihnen auch einen Whisky anbieten?«
    Habermehl lehnte ab.
    Die Frau trank das Glas halb leer und sagte: »Sie wundern sich bestimmt über meine Beherrschung.«
    »Jeder reagiert anders auf eine solche Nachricht.«
    »Ich will es Ihnen gleich sagen. Armin und ich wollten uns trennen. Das Scheidungsverfahren läuft bereits. Er ist auch schon ausgezogen.«
    »Wir nehmen das zur Kenntnis, Frau Baertel«, erwiderte Habermehl . »Wir brauchen seine neue Adresse.«
    »Ich schreib Sie Ihnen auf.«
    »Gab es Unstimmigkeiten?«
    »Natürlich gab es Auseinandersetzungen um die Verteilung der Sachwerte. Aber glauben Sie nicht, daraus ein Mordmotiv ableiten zu können.«
    »Trotzdem müssen wir Sie fragen, wo Sie gestern Nachmittag waren.«
    »Ich war einkaufen und anschließend beim Friseur.«
    »Wir werden das überprüfen«, warf Weinbrecht ein.
    »Ist in den letzten Tagen etwas vorgefallen? Hatten Sie Kontakt mit Ihrem Mann?«
    Frau Baertel trank das Whiskyglas leer. Sie verzog den Mund, auf ihrer Stirn bildeten sich Falten. »Ich habe ihn weder gesehen noch gesprochen.«
    »Was ist Ihr Mann von Beruf?«
    »Er ist, war Anlageberater bei einer Bank hier in Andernach.« Die Stimme der Frau stockte. Zum ersten Mal erkannte Habermehl Trauer in ihrem blassen Gesicht. Ihre Abgeklärtheit zeigte Brüche. »Ich gebe Ihnen seine Visitenkarte.«
    »Hat Ihr Mann ein Arbeitszimmer im Haus?«
    »Ja, aber er hat es ausgeräumt.«
    »Dürfen wir es uns trotzdem ansehen?«
    Nora Baertel erhob sich und forderte sie auf, ihr zu folgen.
    »Hier, bitte.« Die Frau öffnete eine Tür und ließ sie eintreten. »Sehen Sie sich in Ruhe um. Ich bin im

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