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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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zog er über den Trainingsanzug und setzte die Kapuze auf. Damit war er ausreichend geschützt.
    Er öffnete die Tür auf der Beifahrerseite. Die Frau hing zusammengesackt im Sicherheitsgurt. Der Kopf war nach vorn auf die Brust gefallen. Er löste den Gurt und zog den schlaffen Körper aus dem Wagen. Das bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Er war stark und die sportlich wirkende Frau zierlich und schlank. Er schätzte sie auf fünfzig bis fünfundfünfzig Kilogramm. Er schob die Unterarme unter den Achseln der Frau durch und zog sie um das Auto herum an den linken Straßenrand, wo er sie niederlegte. Hier war sie von der Straße aus nicht zu sehen, da sich sein Wagen zwischen ihr und der Fahrbahn befand.
    Noch einmal musste er an den Kofferraum. Behutsam löste er die Verkleidung an der rechten Seitenwand. Sobald die Öffnung groß genug war, griff er hinein und zerrte den Köcher hervor. Er hängte ihn über die Schulter, ebenso wie eine Kühlbox mit den weiteren benötigten Utensilien. Nun fehlte nur noch das Skalpell. Er steckte es in die Tasche. Jetzt war er bereit.
    Als er wieder neben der im Gras liegenden Frau stand, blickte er sich ein letztes Mal um. Sie waren allein. Das Ritual ging nur ihn und diese Joggerin etwas an. Er beugte sich hinunter, hob sie hoch und lehnte sie gegen das Auto. Dann stellte er sich in gebückter Haltung mit dem Rücken vor sie und wuchtete den schlaffen Körper auf seinen Rücken. So trug er sie an einem Ackerrain entlang. Links von ihm lag ein abgeerntetes Feld, rechts befand sich eine große Wiese. Der Weg war uneben und bucklig. Das Tragen der schweren Last bereitete ihm mehr Schwierigkeiten, als er geglaubt hatte. Wiederholt rollten Steine unter seinen Füßen weg und er schwankte. Er trat auf die Kante, die den Übergang vom Acker zur Wiese bildete, und Erdreich brach aus. Mehr als einmal stolperte er und wäre beinahe gestürzt. Doch nach etwa achtzig Metern hatte er es geschafft. Hier, vierzig Meter von einem einzeln stehenden Baum entfernt, musste es geschehen. Er hatte die Stelle am Fuß des Veitskopfs mit Bedacht ausgewählt.
    Er legte die Frau auf dem dunklen Ackerboden ab und ließ sich ins Gras fallen. Er atmete schwer und keuchte. Nach kurzer Zeit, Atem und Puls hatten sich wieder normalisiert, setzte er sich auf. Es war dämmrig, aber noch hell genug, das Vorhaben auszuführen.
    Schwerfällig kam er auf die Beine. Er griff nach dem Köcher und holte die in ein dickes Tuch gewickelte Waffe hervor. Mit einer Fingerspitze fuhr er über die Schneide. Er trug zwar dünne Einmalhandschuhe, doch das musste vorsichtig geschehen, denn nicht sein Blut sollte vergossen werden. Er verspürte eine unbändige Freude, eine innere Befriedigung, und er fühlte sich stark. Endlich war der Zeitpunkt gekommen.
    Plötzlich riss die Frau die Augen auf und röchelte. Noch ziemlich benommen ertastete ihre Hand die Stelle, an der er den Elektroschocker angesetzt hatte.
    Neferkarê tadelte sich dafür, das Gerät im Wagen zurückgelassen zu haben. Er suchte in seinen Taschen nach dem Kabelbinder, mit dem er sie fesseln wollte. Brutal versuchte er, ihre Arme nach hinten zu drehen.
    Sie begann aus Leibeskräften zu schreien und schlug wild um sich. Er hatte nicht mit einer solch entschlossenen Gegenwehr gerechnet. Blitzschnell schlug sie mit den Fäusten seine Hände zur Seite, tauchte unter ihm weg und platzierte einen gezielten Fußtritt unterhalb seiner Gürtellinie. Die Zeit, in der er kampfunfähig war, nutzte sie zur Flucht. Wie ein gehetztes Tier rannte sie auf den nahen Waldrand zu.
    Neferkarê wälzte sich stöhnend auf den Rücken. Durch eine Wolkenlücke erblickte er den Kometen, und er schämte sich, dass er sich hatte übertölpeln lassen. Wütend biss er die Zähne zusammen und nahm die Verfolgung auf.
    Die Joggerin hatte mittlerweile die halbe Strecke bis zum Waldrand geschafft.
    Zum Trainingsprogramm für seine Mission gehörte neben der spirituellen Unterweisung durch den Meister auch ein intensives Krafttraining. Das kam ihm zugute. Allerdings haperte es an Ausdauer. Seine Lungen brannten, das Herz raste. Er musste verschnaufen. Gierig sog er die schwüle, zum Schneiden dicke Luft ein.
    Die Frau erreichte den Waldrand.
    Neferkarê spurtete weiter. Zwischen den ersten Bäumen blieb er stehen und lauschte in den Wald hinein, hörte aber nur das pulsierende Rauschen des Bluts in seinen Schläfen.
    Plötzlich knackte trockenes Holz. Er rannte in Richtung des Geräuschs. Zweige

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