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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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schlugen gegen den Körper und Blätter peitschten in sein Gesicht. Er holte die letzten Kraftreserven aus sich heraus.
    Dann sah er sie. Die Frau blickte sich gerade um und übersah dabei eine Wurzel, die wie eine knorrige Hand mit gespreizten Fingern aus dem Boden ragte. Sie stolperte und stürzte lang hin.
    Er griff die am Boden Liegende, riss sie rücksichtslos hoch und schlug ihr brutal ins Gesicht. »Das machst du nicht noch einmal«, schrie er mit sich überschlagender Stimme. »Hast du mich verstanden?«
    Doch die Frau gab nicht auf und wehrte sich mit aller Kraft.
    »Hör auf. Du hast nicht die geringste Chance.« Er packte stärker zu und schlug sie erneut. Blut floss aus ihrer Nase. Ihre Gegenwehr wurde allmählich schwächer. Er wollte ihr wehtun und stieß sie gnadenlos zu Boden. Hinter ihrem Rücken legte er den Kabelbinder um ihre Handgelenke und fesselte sie. »Hoch mit dir.«
    Er packte sie am Arm. Mühsam rappelte sich die Frau auf.
    »Gehen wir.«
    Kurze Zeit später erreichten sie den vorbestimmten Ort. Er gab der Joggerin einen Stoß, damit sie auf die Knie fiel.
    Mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen nahm sie Blickkontakt mit ihm auf. »Bitte tun Sie mir nichts. Lassen Sie mich gehen. Ich habe zwei kleine Kinder. Bitte seien Sie gnädig. Ich verrate Sie auch nicht.« Ein verzweifelter Versuch der Frau, ihr Schicksal zu wenden. »Wollen Sie Geld? Wir haben Geld, viel Geld. Soll ich Ihnen Geld geben? Wie viel wollen Sie?«
    Neferkarê reagierte nicht auf ihr Angebot.
    »So sagen Sie doch was.«
    Er baute sich in voller Größe vor ihr auf. »Halt endlich deine verdammte Schnauze, Weib. Hör auf zu jammern«, fuhr er sie an. »Steck dir dein Geld sonst wo hin. Ich will es nicht.«
    »Hunderttausend.«
    »Du hörst nicht zu. Keine Moneten. Ich will dein Blut.« Er riss ein Stück Textilklebeband ab und klebte es über ihren Mund.
    Von einem Augenblick auf den anderen veränderte sich seine Stimmungslage. Hatte er die Frau gerade noch laut angefaucht, bekam seine Stimme nun einen geradezu liebenswürdigen Klang. »Du solltest mir dankbar sein und akzeptieren, was das Schicksal für dich bestimmt hat. Du bist zu Großem auserkoren.«
    Neferkarê platzierte ein Auffanggefäß vor ihr auf dem Boden. Behutsam strich er über eine Locke, die sich vorwitzig über ihre Wange ringelte, ehe er das Haar fest packte und ihren Kopf mit einem Ruck nach hinten bog.
    Die Frau bäumte sich ein letztes Mal auf. Vergeblich. Er brachte den Kopf in eine waagerechte Position, die Kehle nach unten.
    »Dein Diener, Mächtiger, dir stets zu Diensten.« Ein teuflisches Lachen begleitete seine Worte.
    Er legte die scharfe Klinge von unten her an ihre Kehle und blickte ehrfürchtig zum wolkenverhangenen Himmel hinauf. Einen Augenblick noch zögerte er. Seine Lippen bewegten sich kaum merklich, als würde er stumme Worte sprechen. Der süße Rausch der Macht über Leben und Tod überwältigte ihn. Der große Augenblick war gekommen.
    Neferkarê drückte entschlossen zu und zog die Schneide der Waffe von links nach rechts über den Hals der Joggerin. Dabei durchtrennte er die Luftröhre und die Halsarterie. Die Auffangschale füllte sich mit Blut. Er ließ es einige Minuten fließen, bis er sicher war, dass er genug für die abendliche Zeremonie im Tempel aufgefangen hatte. Dann ließ er die Frau achtlos zur Seite fallen. Der Ackerboden verfärbte sich rot. Das letzte ausfließende Blut bildete ein schmales Rinnsal und floss ein kurzes Stück, bevor es in der Ackererde versickerte. Den Inhalt der Auffangschale goss er in einen Behälter, den er in der Kühlbox verstaute.
    Er blickte auf seine Waffe und wieder zum Himmel. Eine Weile verharrte er in dieser andächtigen Haltung, bevor er zu dem Köcher hinüberging. Er zog einen Lappen daraus hervor, den er sorgsam ausbreitete. Mit einer theatralischen Geste legte er die Waffe darauf ab.
    Etwas war noch zu tun – das Symbol anbringen. Er ging zurück zu der Leiche. Die Frau lag mit dem Gesicht nach unten. Er packte ihre rechte Schulter und drehte den leblosen Körper auf den Rücken. Aus seinem Overall holte er das Skalpell hervor. Er legte den Kopf seines Opfers zurecht und ritzte das Symbol in die rechte Wange ein. Er kannte die Bedeutung des Zeichens genau, aber nicht die, die sie finden würden. Sie waren alle unwissend. Nur ihm, dem Eingeweihten, war das Symbol bekannt. Mit diesem letzten Akt war seine Mission für heute erfüllt.
    Er ging dorthin zurück, wo er

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