Nemti
Kommissare, Lukas Dux, Frau Prohaska und Kollegen der Spurensicherung.
»Meine Dame, meine Herren.« Habermehl verschaffte sich Gehör. »Ich verstehe Ihre ausgelassene Stimmung. Das ist eine normale Reaktion auf das gestrige Ereignis.« Er gesellte sich zu ihnen. »Reden Sie ruhig weiter. Ich möchte mitlachen.«
»Trinken Sie einen Schluck, Herr Habermehl.« Frau Prohaska reichte ihm ein Glas Sekt mit Orangensaft.
»Gern.« Seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Er fühlte sich wohl in der ausgelassenen Runde.
Das Klingeln eines Telefons störte die Feierlaune empfindlich. »Einen Augenblick Ruhe, bitte.« Weinbrecht hob ab und meldete sich. »Für Sie, Herr Habermehl.«
Er stellte sein Glas ab. »Wer ist dran?«
»Frau Winkelmann«, flüsterte Weinbrecht und reichte ihm den Hörer.
Es wurde ein kurzes Gespräch.
»Will Brückner Sie sehen?« Weinbrecht nahm ihm den Hörer ab und legte auf.
»Ja. Ausgerechnet jetzt.« Habermehl ächzte. »Aber nicht allein. Wir sollen alle ins große Besprechungszimmer kommen. Außer KTU und Spusi.«
Lukas drängte sich an den Kollegen vorbei. Habermehl betrachtete ihn von oben bis unten. »Das Auge sieht schon besser aus. Wie fühlen Sie sich?«
»Das ist nebensächlich. Weiß er schon, dass ich gestern weisungswidrig gehandelt habe?«
»Noch nicht. Aber er wird es gleich erfahren. Ich muss ihm berichten, wie der Einsatz abgelaufen und es zu der Festnahme gekommen ist.«
»O je. Dann kann ich mich auf einiges gefasst machen.« Lukas stieß die Luft aus.
»Keine Sorge, Kriminalrat Brückner wird Sie nicht vor versammelter Mannschaft herunterputzen. Das macht er unter vier Augen.«
»Wenigstens ein Trost. Hat Jan gestern ein Geständnis abgelegt?«
»Wo denken Sie hin. Die Befragung verlief einseitig. Er stellte sich stumm wie ein Fisch, taub und teilnahmslos.« Habermehl demonstrierte seine Unzufriedenheit durch Kräuseln der Mundwinkel.
»Das habe ich befürchtet. Wird ein hartes Stück Arbeit, ihn zu knacken.« Habermehl sah ihm seine Enttäuschung an.
»Lassen Sie uns später darüber reden. Wir sollten hinaufgehen. Der Kriminalrat kann höchst ungehalten werden, wenn er warten muss.« Er winkte die Kommissare herbei. »Gehen wir.«
Im großen Besprechungszimmer saß Staatsanwältin Frau Doktor Linus neben dem Kriminalrat und unterhielt sich angeregt mit ihm. Daneben die vier uniformierten Kollegen, die beim Einsatz dabei waren.
Brückner stand auf und kam ihnen entgegen. Er legte Habermehl freundschaftlich die Hand auf die Schulter und geleitete ihn an den Tisch. »Nehmen Sie Platz, meine Herren.«
Habermehl und sein Ermittlerteam setzten sich den uniformierten Kollegen gegenüber. Der Tisch war eingedeckt und in der Mitte stand ein Blumenstrauß. Kriminalrat Brückner begab sich an das Kopfende. Augenblicklich kehrte Ruhe ein. Alle warteten gespannt darauf, dass er das Wort ergriff.
»Verzeihen Sie mir«, er blickte die Staatsanwältin an, »wenn ich zunächst meine Kollegen anspreche. Ich habe Sie zusammenrufen lassen, weil ich Ihnen ein Lob aussprechen möchte.« Er deutete ein Klatschen an. »Ich denke, ich spreche auch in Ihrem Namen, verehrte Frau Doktor, wenn ich die Männer zu Ihrem Erfolg beglückwünsche.« Er nahm ein Schriftstück vom Tisch und hielt es hoch. »Die Staatsanwältin hat den Haftbefehl mitgebracht. Gleißner wird am späten Nachmittag in die JVA Koblenz überstellt.«
In diesem Moment flog die Tür auf und seine Sekretärin rauschte herein.
»Ich hatte ausdrücklich darum gebeten, nicht gestört zu werden, Frau Winkelmann.« Brückner warf ihr einen grimmigen Blick zu.
Sie legte die aktuellen Ausgaben verschiedener Zeitungen auf den Tisch.
Habermehl las eine in großen Lettern gedruckte Schlagzeile: Schlitzer gefasst. Die Eifel atmet auf.
»Es tut mir leid, Herr Kriminalrat, aber es ist etwas Schreckliches passiert.« Frau Winkelmanns Arme wedelten fahrig durch die Luft. Sie kam um den Tisch herum und beugte sich zu Brückner hinunter.
Warum regte sie sich so auf? Positive Schlagzeilen in der Presse nach diesem Ermittlungserfolg gingen doch runter wie Öl.
Frau Winkelmann redete händeringend auf Brückner ein. In ihrem Gesicht zeigten sich rote Flecken der Erregung. Im Gegensatz zu ihr verlor Brückner langsam seine gesunde Gesichtsfarbe. Er ließ sich gegen die Rückenlehne fallen und schnaufte. »Danke, Frau Winkelmann«, sagte er kaum hörbar.
Sie drehte sich um und eilte zur Tür. Zurück blieb ein erstarrt
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