Nemti
wirkender Kriminalrat, dem die Mitteilung jegliches Lächeln aus dem Gesicht gefegt hatte.
Er war erst nach einer Weile fähig, zu sprechen. Seine Stimme klang belegt. »Meine Sekretärin hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass ein Forstinspektor Danninger versucht hat, Herrn Habermehl zu erreichen. Er ist schließlich bei uns gelandet.« Er fixierte ihn. Seine Augenlider flatterten.
»Was ist passiert, Herr Kriminalrat?«, fragte Frau Doktor Linus.
»Etwas, mit dem, verflucht noch mal, niemand rechnen konnte. Schluss mit feiern, alles abgeblasen.« Brückner erhob sich und stützte sich auf der Tischkante ab. »Herr Danninger hat heute Morgen eine Frauenleiche gefunden. Ganz in der Nähe des gestrigen Einsatzortes.« Er warf Habermehl einen verständnislosen Blick zu. »Die Leiche trägt die Handschrift des Schlitzers.«
Ein Raunen erfüllte den Raum. Ungläubig sah einer den anderen an.
Habermehl zog ein Tuch aus der Jackentasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Herr Habermehl, machen Sie und Ihre Leute sich umgehend an die Arbeit.« Er räusperte sich und griff nach einem Glas Wasser.
Die beiden Polizeibeamten, die Gleißner mitgenommen hatten, blickten Brückner an. »Sollen wir mitfahren? Wir kennen uns dort aus.«
Habermehl nahm dem Kriminalrat die Entscheidung ab. »Selbstverständlich kommen Sie mit.« Er hastete zur Tür und blieb davor stehen. Kurz entschlossen gab er erste Anweisungen. »Herr Weinbrecht, Herr Beyer, Sie suchen Kamal el Hadary auf. Fragen Sie, wo er sich gestern aufgehalten hat, und überprüfen Sie sein Alibi. Hat er keins, bringen Sie ihn ins Kommissariat. Er ist dringend verdächtig, in den Fall involviert zu sein.«
»Und wenn er sich weigert?«
»Mein Gott, das machen Sie doch nicht zum ersten Mal. Reden Sie ihm gut zu. Wenn das nicht funktioniert, provozieren Sie ihn. Darauf wird er mit Sicherheit reagieren, und Sie haben einen Grund ihn mitzunehmen. Herr Dux und ich fahren zum Leichenfundort.« Er stieß die Tür auf.
»Ich möchte informiert werden«, rief Brückner ihnen hinterher.
»Zeitnah natürlich, Herr Kriminalrat. Ich weiß.« Habermehl eilte durch das Vorzimmer, Lukas im Schlepptau.
»Ich schlage vor, wir nehmen meinen Wagen.«
»In Ordnung. Vorher informieren wir die Spurensicherung und fordern den Notarzt an.« In seinem Büro tätigte er die entsprechenden Telefonate.
Lukas kramte in seinem Schreibtisch und kam mit einer Sofortbildkamera zu ihm herüber. »Ich bin so weit. Von mir aus können wir starten.«
»Was wollen Sie mit der Kamera? Die Kollegen der Spurensicherung halten doch alles im Bild fest.«
Lukas zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Mein Gefühl rät mir, sie mitzunehmen.«
»Von mir aus. Kommen Sie.« Habermehl griff nach seiner Jacke.
Dieses hässliche Gefährt behagte ihm ganz und gar nicht. Jede Unebenheit der Straße gaben die Räder an die Sitze weiter. Schon nach wenigen Metern beschwerte sich Habermehl. »Mann, ist der hart gefedert. Mein Rücken. Wie halten Sie das nur aus?«
»Da gewöhnt man sich dran.«
Es begann zu regnen. Zunächst langsam, dann immer stärker.
»Wenn es weiter so schüttet, werden Sie die harte Federung schnell vergessen und seine Talente kennenlernen.«
»Was für Talente?«
»Kein anderer Wagen, auch nicht der bequemste, schafft es, einen steilen, matschigen Waldweg hinaufzufahren. Sie werden sehen.«
Der Regen ließ nach, als sie das Gieferstal erreichten. Nebelfetzen zogen gespenstisch durch den Wald.
Ohne Probleme steuerte Lukas seinen Wagen den schlammigen Waldweg hinauf. Das geländegängige Fahrzeug der Polizeibeamten folgte ihnen.
»Sehen Sie, da steht ein dunkelgrüner Jeep. Ich stelle mich dahinter.«
»Das wird Danningers sein.« Habermehl kletterte hinaus. Er hielt sich am Türrahmen fest, um nicht auszurutschen. Beinahe wäre sein Schuh im Matsch stecken geblieben. Er wandte sich an die Polizisten. »Gehen Sie die Böschung hinauf und sperren großräumig ab.«
Der Forstinspektor kam ihnen entgegen. Sein Gesicht wirkte hager und bleich. Ein Hund trottete hinter ihm her und setzte sich an seine rechte Seite.
»Sie haben die Leiche gefunden?«, sprach ihn Habermehl an.
»Nein, das war Hermann.«
»Wir würden gern mit ihm sprechen. Wo finden wir ihn?«
»Er sitzt neben mir.«
Lukas ging vor dem Hund in die Hocke und ließ ihn an seiner Hand schnüffeln. Danach streichelte er ihm über den Kopf. »Du bist eine Bracke, nicht wahr?«
»Gut erkannt.
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