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Nenn mich einfach Superheld: Roman (German Edition)

Nenn mich einfach Superheld: Roman (German Edition)

Titel: Nenn mich einfach Superheld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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sie fest, damit sie mir nicht wegrannte und sich nicht in ihrem eigenen Garten verirrte. Sie schmiegte sich an mich. Vielleicht war ihr auch einfach nur furchtbar kalt.
    »Ist ja eine Mordstrauerfeier«, sagte ich. »Das habt ihr sensationell auf die Beine gestellt. Dieses Essen, Wahnsinn.«
    »Hast du probiert?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber ich muss dir echt sagen, dass du die Musik für die Beerdigung super ausgesucht hast. Ich musste fast weinen.«
    »Das war Claudis Musik«, sagte Tammy in mein Hemd hinein. »Ich kann dir meine brennen.«
    »Nein, danke«, sagte ich rasch. »Ich höre gar keine Musik.«
    Ich streichelte ihr Haar. Meine Finger verfingen sich in den Strähnen, seltsamerweise waren die Fingerkuppen rau und rissig wie bei jemandem, der schwer körperlich arbeitete. Ich streichelte Tammys Kopf mit flacher Hand, wie man ein Kind oder einen Hund streichelt. Dann küsste ich ihre Stirn und ihre Schläfen, die nach Rauch und ihrem unerträglichen Parfum rochen. Sie schlang beide Arme um mich, und so standen wir da, als könne uns nichts auf dieser Welt auseinanderbringen.
    »Tammy«, sagte ich. »Ich muss dir etwas beichten.«
    Sie hob neugierig das Gesicht an.
    »Siehst du dieses Mädchen da drin?«
    »Die Schneekönigin im Rollstuhl?«
    »Genau.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Ich liebe sie«, sagte ich.
    Tammy nickte. Ich hatte ein wenig befürchtet, dass es sie kränkte, wenn ich sie hier im Garten küsste und ihr zugleich meine Liebe zu einer anderen Frau gestand. Wäre ich auch nur einen Hauch nüchterner gewesen, hätte ich die Klappe gehalten.
    »Ihr seid alle in dieses Mädchen verknallt.« Tammy klang völlig gleichgültig. »Die Gäste sind hingerissen. Ich dachte, die würden alle was mit mir anfangen wollen, aber sobald sie aufgetaucht ist … Ich frag mich, wie sie das macht. Ich denke, sie ist gar nicht richtig gelähmt.«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Eigentlich ist es doch total egal.«
    Ich streichelte wieder ihren Kopf, den sie gegen meine Schulter lehnte.
    » Ich will was mit dir anfangen«, sagte ich.
    »Warum? Du hättest eine Chance bei diesem Mädchen.«
    »Lieb von dir, aber nie im Leben, Tammy. Ich glaube, ich werde wahnsinnig. Einige Leute versuchen mir gerade komische Dinge anzudeuten. Guck dir zum Beispiel dieses Mädchen im Rollstuhl noch mal an. Sehen wir uns etwa ähnlich?«
    »Vielleicht.«
    »Aber sie hat schwarzes Haar.«
    »Das ist gefärbt, Dummkopf.«
    »Nein«, sagte ich. Obwohl ich ihr sofort glaubte.
    Sie streckte die Hand aus und raufte mir die Haare. »Ich finde, deine Freunde und du, ihr seht euch alle untereinander ein bisschen ähnlich.«
    »Das hast du nicht gesagt!«
    »Du bist unglaublich süß, und die Prinzessin hat bestimmt sofort kapiert, dass ihr zusammen ein höchst effektvolles Paar abgebt.«
    »Was redest du da?«
    Sie wich plötzlich zurück und schob mich in Richtung Haus. »Geh und sprich mit ihr«, sagte sie.
    Das Verlustgefühl, als sie aus meinen Armen geglitten war, war nicht auszuhalten. Ich hatte auch nicht vor, hier noch irgendetwas aushalten zu wollen. Ich zog sie zurück.
    »Ich liebe sie, aber ich habe Angst vor ihr«, sagte ich. »Sie ist ein noch schlimmeres Monster als ich. Und obwohl ich das weiß, zieht es immer so in meinem Inneren, wenn ich sie ansehe. Ich möchte sie in die Arme nehmen und durch die Welt tragen, damit sie nicht mehr weinen muss. Damit niemand mehr weinen muss.«
    »Du bist eben ein echter Superheld«, sagte Tammy, und so sehr ich darauf lauschte, konnte ich diesmal keinen Spott aus ihrer Stimme heraushören.
    Keine Ahnung, wie lange wir noch im Garten standen, bis ich endlich auf die Idee kam, meine Hand unter ihr Kleid zu schieben, und dabei feststellte, dass ihr Po eiskalt war.
    »Lass uns reingehen«, sagte ich, und wir liefen um das Haus herum, über die Veranda wollten wir nicht, weil da zu viele standen, und durch den Haupteingang auch nicht, weil er komplett verstopft war. Tammy zog mich um eine weitere Ecke, und dort, an der Seite, war eine Wendeltreppe. Die Stufen wackelten und stöhnten kläglich unter unseren Füßen, aber dann standen wir in meiner Dachkammer, doch meine Freude war voreilig. Im Doppelbett lag Marlon. Daneben schlief Ferdi.
    »Ferdi!« schrie Tammy gellend. Jede Wette, sie hatte ihn komplett vergessen. Sie hatte vergessen, dass sie überhaupt einen Sohn hatte. Ferdi wachte davon nicht auf, aber Marlon konnte nicht mehr so tun, als würde er schlafen.
    »Er wollte zu mir«, sagte er, und

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