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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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denn das Bild einer sich entkleidenden Sarah baute sich vor meinem geistigen Auge auf und ließ sich nicht mehr so leicht abschütteln.
    »Und du warst wirklich vollkommen nackt?«, hakte Sarah neugierig nach, während sie sich erneut ein paar Chips in den Mund schob. Ich spürte ihren Blick, der sich bei ihren Worten über die Konturen meines Oberkörpers herabhangelte … und schluckte.
    »Ja, absolut. Ich musste sogar eine Zeitlang frontal zum Publikum stehen, wenn du es
ganz
genau wissen willst. Im Nachhinein betrachtet war es verdammt peinlich. Damals jedoch war es mir völlig egal.«
    In diesem Moment fragte ich mich, ob Sarah wusste, was mir widerfahren war. Ob Randy ihr von dem Unfall erzählt hatte? Und von Shirley … und dem Baby?
    Wir schwiegen eine Weile, bis ich zum Thema zurückfand. »Weißt du, ich empfinde das anders als du. Für mich ist so etwas nur beim Theater möglich. Dort kannst du doch alles ausblenden, findest du nicht? Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Scheinwerfer blenden dich ohnehin und die Zuschauer verschwimmen vor dir zu einer dunklen, nicht greifbaren Masse. Wenn man dich aber filmt, permanent dreißig Crew-Mitglieder um dich herumstehen, mit Kameras, die teilweise kaum zehn Zentimeter von dir entfernt sind und förmlich an deinen Lippen kleben … wenn man dir zwischendurch immer wieder im Gesicht rumpudert und ständig an dir herumzupft … nein,
das
ist für mich undenkbar.« Es gab eine kleine Gemeinsamkeit zwischen Sarah und den Kameras aus meiner Beschreibung.
    In diesen Sekunden war sie es, die an meinen Lippen hing. Sie fixierte meinen Mund. »Vermisst du das Theater?«, fragte sie schließlich.
    Ich überlegte. »Ja, schon irgendwie … aber momentan nicht sonderlich!«
    Sarah erwiderte mein Lächeln, doch plötzlich blitzte etwas in ihrem Blick auf.
    »Was?«, fragte ich argwöhnisch.
    »Ich habe nur noch eine Frage.«
    »Hm?«
    »War es die Nacktszene, in der Randy dich entdeckte?«
    Ich pfefferte ein Kissen nach ihr, und Sarah quietschte laut auf.
    »Nein, war sie nicht!«, rief ich. »Randy und ich sind schon viel länger miteinander befreundet, das habe ich dir doch erzählt. Seine … äh … sexuellen Neigungen waren nie ein Thema zwischen uns. Er behauptet zwar gerne, dass er mich entdeckt hat, aber eigentlich hat er mich nur von der Bühne weggeschleift und wieder zurechtgerückt.«
    »Du musstest zurechtgerückt werden?«, fragte Sarah neugierig und wischte sich die langen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Ja«, erwiderte ich knapp und wunderte mich, dass sie dieses Mal nicht weiterfragte. Ein Teil von mir wollte ihr alles erzählen, aber der andere – der weitaus größere Teil – fürchtete diese Offenheit und mögliche Konsequenzen. Also schwieg ich weiter.
    Als Sarah mich später zur Haustür begleitete, drückte sie ihre Lippen auf meine Wange. »Danke für den schönen Geburtstag. Träum süß«, flüsterte sie. Mein Körper vibrierte unter ihren Worten.
    Aus meinen süßen Träumen wurde nichts. Den Rest der Nacht lag ich grübelnd in meinem Bett. Früh morgens stand ich auf, ging auf meine Terrasse hinaus, atmete tief durch und beschloss, dass es nicht genug war. Also fuhr ich mit Jack zum Meer, spazierte zwei Stunden über den menschenleeren Strand und warf den Stock meines Hundes ein ums andere Mal weit auf das Wasser hinaus.
    Maggie benötigte an jenem Tag eine Unmenge Make-up, um die dunklen Ringe unter meinen Augen abzudecken.
    »Mach keine Dummheiten, Ben!«, befahl sie mir in ihrem strengsten Tonfall und drehte mich dabei so weit mit meinem Schminksessel, dass mir keine andere Wahl blieb, als ihr in die Augen zu sehen.
    »Du bist doch nicht etwa dabei, dich ernsthaft in sie zu verlieben, oder?«
    Als ich ihr erneut auswich, den Blick auf meine Schuhspitzen richtete und einfach schwieg, ließ sich Mag vor mir auf dem Fußboden nieder.
    »Gott, Ben!«
    Ich sah fest in ihre hellblauen Augen. »Sarah wird es nicht erfahren, Mag. Sie ist glücklich verlobt, hat eine zuckersüße Tochter. Was in mir vorgeht, ist alleine mein Problem. Das soll sie, und vor allem auch unsere Arbeit, auf keinen Fall belasten. Versprich mir, dass du es für dich behältst.«
    Maggie schimpfte und tadelte und … gab mir natürlich ihr Versprechen.
    Brüllendes Lachen holt mich zurück ins Hier und Jetzt.
    Es ist
Clark,
der das Publikum mit einem seiner trockenen Sprüche begeistert hat.
    Ich schrecke aus meinen Gedanken auf, doch niemand – nicht einmal Sarah –

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