Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
scheint es zu bemerken. Ich zwinge mich zur Aufmerksamkeit und konzentriere mich auf die letzten Szenen auf der Leinwand.
Erst als Sarah leise neben mir kichert, bemerke ich ihren Blick.
»Hm?«, frage ich.
Sie schüttelt den Kopf und lehnt sich zu mir herüber. »Du bewegst die Lippen zu deinem Text«, flüstert sie dicht an meinem Ohr. »Das machst du auch am Set. Immer wenn wir uns die Aufnahmen anschauen.« Sie ergreift meine Hand und führt sie an ihre Lippen.
Für die Länge eines Herzschlages schließe ich die Augen und halte den Atem an. Sarah küsst meinen Handrücken.
Warum tut sie das?
…
Weiß sie denn nicht, was diese zarte Berührung mit mir anrichtet?
Sarah legt meine Hand zurück in meinen Schoß. Dann hakt sie ihren Arm unter meinen und lehnt ihren Kopf gegen meine Schulter.
Auf der Leinwand läuft derweil die Abschluss-Szene der ersten Folge. Die Szene, die wir an unserem ersten Drehtag gespielt haben.
Ron
und
Lea
sehen sich tief in die Augen. »Ja, genießen wir es …«, sagt
Lea
leise.
Die Kamera fährt zurück. Durch das Fenster des kleinen Cafés sieht man die beiden an dem Tresen sitzen; seine Hand schwebt mit einem leichten Flirren über ihrer. Langsam blendet das Bild aus, die Titelmusik setzt in einer leicht abgeänderten Variante wieder ein.
Ende.
Einen kurzen Moment lang passiert gar nichts. Absolute Stille.
Dann – plötzlich – donnernder Applaus. Randy steht auf. Wir folgen ihm auf seine Geste hin, winken dem Publikum zu und geben beim Verlassen des Saals bereits die ersten Autogramme.
***
Als ich nach dem Wochenende der Vorpremiere am Set ankomme, herrscht dort eine ausgelassene Stimmung. Alle sitzen bereits um einen großen Tisch herum, auf dem diverse Laptops zwischen verstreuten Magazinen und aufgeschlagenen Zeitungen stehen.
Ich überprüfe die Uhrzeit, aber nein, zu spät bin ich nicht. Sarah entdeckt mich zuerst.
»Ben, komm her und schau dir das an!« Sie deutet auf die Zeitschrift in ihren Händen. Ich grüße in die Runde und stelle mich hinter Sarahs Stuhl, um ihr über die Schulter zu sehen. Sie tippt auf die große Schlagzeile.
»Hier, schau: ›Randy Stiller erweckt eine neue Generation der Fernseh-Unterhaltung zum Leben. Ganz in
unserem
Sinn. Mit der märchenhaften Story, brüllend komischen Dialogen und wunderschönen Kulissen wird seine neue Show auch Ihr Herz im Sturm erobern.
›Das Leben in meinem Sinn
ist eine erfrischend andere Serie, in der auch die Romantik nicht zu kurz kommt.‹ … Bla, bla, kurze Beschreibung der Story … Hier: ›Stiller leistet sich einen hervorragenden Cast, bestehend aus bekannten Schauspielern, die ihre Rollen nicht besser hätten spielen können. Besonders die beiden Hauptdarsteller harmonieren perfekt miteinander. Sarah Pace als lebenshungrige
Lea
und Ben Todd in der Rolle des leicht verklemmten
Ron
werden Ihnen eine besondere Liebesgeschichte mit dem Charme der großen Romantik-Klassiker ins Wohnzimmer bringen. Niemand sollte auch nur eine Minute dieser wahrhaft fantastischen Serie verpassen. Darum unser Tipp für die gesamte Familie:
›Das Leben in meinem Sinn‹,
Datum, Zeit und Sender.«
Sie klappt das Magazin zu und strahlt mich an. »So ähnlich sehen alle anderen Berichte auch aus. Ich habe nicht
ein
negatives Wort gelesen.«
Über mir schwappt eine Welle des Glücks zusammen, als sie mich so anlacht, doch ich bezweifele stark, dass die positive Resonanz der Medien der Grund dafür ist. Ich beuge mich zu Sarah hinab und drücke einen Kuss auf ihre Stirn. »Fantastisch.«
Als ich mich wieder aufrichte, fange ich Maggies Blick ein, die diese Szene offenbar vom gegenüberliegenden Ende des langen Tisches beobachtet hat. Ihr kritischer Blick bohrt sich so tief ein, dass ich unwillkürlich den Kopf senke.
Vermutlich wundert sich Mag maßlos über mich. Und, mal ehrlich, ich kann es ihr nicht verübeln.
In den folgenden Tagen füllen sich Sarahs und mein Terminkalender mit Verpflichtungen, die nichts mit dem eigentlichen Dreh zu tun haben. Wir geben an jedem Tag der kommenden Wochen Interviews, treten in großen Kaufhäusern auf und unterzeichnen unzählige Autogrammkarten. Die Promotion der Serie läuft nun auf Hochtouren.
Ich erschrecke fast zu Tode, als ich eines Morgens zum Set fahre und mir an einer Kreuzung mein eigenes Gesicht von einer riesigen Werbetafel entgegengrinst. Erst das Hupen des Fahrers hinter mir bewegt mich dazu, meinen Blick zurück auf das mittlerweile grüne Licht der Ampel zu
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