Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
sehr ruhig. Zunächst waren alle viel zu sehr mit dem Essen beschäftigt, dann forderte der lange Ritt seinen Tribut. Rhonan begann ziemlich schnell damit, ihre Schlafstatt herzurichten.
Caitlin beobachtete ihn mit argwöhnisch zusammengekniffenen Augen. »Was tust du da?«
»Sieht man das nicht? Ich bereite das Lager vor.«
»Dein Lager oder mein Lager?«
»Unser Lager.«
Sie schleuderte einen restlos abgenagten Knochen ins Feuer und sprang auf die Füße. »Das glaubst du doch selbst nicht! Ich soll mit euch ... mit dir ... auf einem Lager schlafen? Das hättest du vielleicht gern! Aber nicht mit mir!« Viel schriller hätte ihre Stimme kaum klingen können.
Er wandte sich um und sah sie an. »Es ist jetzt schon ziemlich kalt, und das Feuer wird irgendwann ausgehen, weil ich nicht wach bleiben werde, um es zu schüren. Dies ist die letzte Nacht, in der wir keine Wache benötigen. Wir sollten daher alle schlafen. Du hast heute gelernt, dass Körperwärme warm hält. Ab morgen werden wir in einem winzigen Zelt oder in engen Schneehöhlen schlafen. Wenn wir uns nicht gegenseitig wärmen, werden wir erfrieren. Woran auch immer du dich nicht gewöhnen willst, daran wirst du dich gewöhnen müssen.«
Auch Gideon sah verschreckt von dem einen zum anderen. Etwas zu lesen oder dasselbe zu tun war ein gewaltiger Unterschied. In der geräumigen und warmen Mine war ihm alles noch machbar erschienen. Hier draußen wurden normale Dinge wie Schlafen und Körperpflege schwierig. Selbst bei seiner Notdurft war ihm jedes Geräusch peinlich, weil Rhonan immer in der Nähe wachte. Er betrachtete die übereinanderliegenden Felldecken mit Unbehagen. Sein Schamgefühl trieb ihm die Hitze ins Gesicht, aber der Gedanke an Schneehöhlen ließ ihn sofort wieder frösteln, nicht nur wegen der Kälte.
Caitlins Augen waren kugelrund, ihre Stimme klang krächzend. »Das hätte man mir aber sagen müssen. Ich bin ja bereit, ohne Besteck zu essen, ich verzichte auch notgedrungen auf ein Kopfkissen, und ich stecke meine Hände sogar unter dein Hemd, aber das geht jetzt zu weit. Ich bin eine Priesterin, und ich kann das nicht, und ich will das auch nicht, Rhonan! Denk dir etwas anderes aus!«
Er hatte die letzten Felle übereinandergeschichtet und erhob sich ebenfalls. »Weißt du, ich werde nicht mit dir streiten. Dafür bin ich zu müde. Ich werde jedenfalls unter den Fellen schlafen. Meinetwegen kannst du es dir draußen gemütlich machen oder im Eingang. Wenn noch jemand etwas zu erledigen hat, komme ich mit. Aber überlegt es euch schnell, denn ich möchte schlafen. Also?«
»Bei allen Göttern!«, stammelte Caitlin und rang die Hände. »Ich will wieder nach Hause!« Ihr Blick huschte immer wieder vom Lager zu den beiden Männern.
Rhonan gähnte ungerührt und erklärte: »Das wird heute Nacht nichts mehr. Also?«
»Gideon, sag du doch mal was!«, bat die Prinzessin.
»Ich kann nicht! Aber glaube mir, ich fühle mit dir!«
»Kommt schon, ihr beiden«, forderte Rhonan. »Wir werden in den nächsten Tagen noch genug Schwierigkeiten bekommen, auch ohne dass ihr schon bei Kleinigkeiten rumschreit. Wenn ihr überleben wollt, müsst ihr mir vertrauen. Sonst wird das nie etwas.«
Die Prinzessin schluckte schwer. »Ich möchte ... ich müsste ... oh, ist das grauenhaft!«
Rhonan nahm wortlos sein Schwert und ging hinaus. Sie folgte ihm langsam und zögernd, begleitet von tiefen Seufzern.
Kurz darauf war sie erneut einem Nervenzusammenbruch nahe. Sie schimpfte und zeterte und konnte nicht glauben, dass wirklich jemand ernsthaft von ihr erwarten könne, nur im Unterzeug bekleidet unter den Fellen zusammen mit ihren Begleitern zu schlafen. Während der erneuten Erklärung über den Austausch von Körperwärme lief sie in der kleinen Höhle hin und her. Schließlich gingen ihre Begleiter nach draußen und gaben ihr Gelegenheit, ungestört zwischen die Felle zu schlüpfen.
Rhonan sah belustigt dem Verianer zu, der fast so aufgeregt wie Caitlin auf und ab lief. »Also, Rhonan, ich muss dir etwas sagen! Ich meine ... so wegen der Frauen. Ich war immer beschäftigt und kenne kaum welche, jedenfalls ... also jedenfalls keine im Unterzeug.« Er stockte. »Tu mir den Gefallen und geh in die Mitte!«, stieß er dann atemlos hervor. Wegen der Dunkelheit konnte er Rhonans breites Grinsen nicht sehen und fragte weiter: »Sag mal, macht dir das gar nichts aus?«
Nein!, war Rhonans erster Gedanke. Nächte in Ligurius’ Kerker oder Amansdier
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