Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
bezweifelte, dass er überhaupt noch vom Pferd herunterkommen könnte, ohne sich die zu Eis erstarrten Knochen zu brechen.
Rhonan kam wieder, griff wortlos die Zügel der Pferde und führte sie eine kurze Strecke. Dann zügelte er sie wieder, ging zu Caitlin, hob sie aus dem Sattel und wies zwischen zwei Bäumen hindurch. »Da ist die Höhle. Nicht gerade einladend, wird aber reichen.« Die Prinzessin stapfte anweisungsgemäß durch den Schnee, und Rhonan ging zu Gideon und half ihm vom Pferd.
Gideon konnte nicht aufrecht stehen bleiben, denn seine Beine knickten einfach weg. »Glaubst du, sie könnten brechen?«, fragte er mit heiserer Stimme und klammerte sich an den Prinzen.
Der schüttelte den Kopf. »Dafür ist es längst nicht kalt genug. Frag mich das im Wintergebirge! Dann wirst du wissen, was Kälte ist.« Er trug den schlotternden Gelehrten mehr oder weniger in die Höhle, die kaum zwei Pferdelängen maß. Der einzige Unterschied zu draußen war, dass hier kein Schnee rieselte. Kalt und dunkel war sie nicht dazu angetan, die Stimmung zu heben.
Rhonan, der schon mit dem Kopf an die Decke stieß, verschwand umgehend wieder und kam mit einem Arm voller Äste zurück, die er in der Nähe des Eingangs aufschichtete. Nur mit Hilfe getrockneter Baumpilze konnte er ein Feuer entzünden, das dann erbärmlich qualmte. Er baute das Bratgestell auf und hängte einen Topf mit Schnee übers Feuer. Dann versorgte er die Pferde, brachte ihre Habseligkeiten in die Höhle und zog die Hasen ab.
Gideon hätte gern geholfen, brachte es aber nur noch fertig, zu bibbern.
Caitlin saß in ihren Mantel und mehrere Decken gehüllt da und sah sich verschreckt in der ungastlichen Umgebung um.
Rhonan steckte die ausgenommenen Hasen auf Spieße und legte sie über das Feuer, warf Kräuter in das kochende Wasser und holte Holz zum Nachlegen. Dann ging er zu Gideon, rubbelte ihn ordentlich ab, rieb dessen Hände und drückte ihm zuletzt einen dampfenden Becher in die Hand. Caitlin bekam auch einen Becher. Endlich setzte er sich selbst ans Feuer, drehte die Spieße und trank ebenfalls. Während der ganzen Zeit hatte keiner auch nur ein Wort gesprochen.
Allmählich wurde es wärmer in der Höhle, zumindest war es nicht mehr ganz so klamm. Auch das heiße Getränk tat seine Wirkung. Gideon hatte das Gefühl, ein Heer von Ameisen hätte seinen Körper befallen.
Rhonan musterte seine Begleiter unterdessen nachdenklich. Schließlich fragte er in betont sachlichem Tonfall: »Könnt ihr zwei mir mal verraten, wie ich euch auf den Göttergipfel schaffen soll? Heute hatten wir den einfachsten Teil der Reise zu bewältigen, und ihr seht aus, als wären wir schon ewig unterwegs. Diese Höhle ist vermutlich die letzte Annehmlichkeit für lange Zeit. Es wird deutlich kälter werden, und wir werden nicht reiten, wir werden zu Fuß unterwegs sein ... immer bergauf.«
Caitlin schluchzte umgehend auf. »Noch kälter und steil und zu Fuß? Das kann ich nicht! Ist der Hase bald so weit? Ich habe schrecklichen Hunger, und es duftet so gut.«
»Ein wenig musst du dich noch gedulden.« Dass die Priesterin jammern würde, hatte er erwartet. Aber von ihr hingen auch keine Entscheidungen ab. Er wandte sich daher dem Verianer zu. »Glaubst du nicht, es genügt, wenn ich auf den Gipfel gehe? Ich verspreche, ich werde es tun! Ich werde diese Wintergöttin finden, wenn es sie gibt. Ich bringe euch morgen zurück in die Mine oder nach Kairan, wenn ihr wollt, und gehe allein.«
»Oh ja, Rhonan soll gehen! Er schafft das spielend! Wenn wir genug zu essen haben, warte ich gern in der Mine, sonst lieber in Kairan.«
Gideon schüttelte den Kopf und überging Caitlins Bemerkung einfach. »Es ist zwingend notwendig, dass wir alle auf den Gipfel gehen. Glaubt nicht, dass ich mich nicht lieber davor drücken würde! Mir zittern die Knie vor Angst und Kälte gleichermaßen, aber wir werden uns schon daran gewöhnen.«
»Nein, ich nicht!«, kam es umgehend von der Prinzessin.
»Caitlin, du musst aber mit«, beschwor Gideon.
»Tu ich ja, wenn ich denn unbedingt muss, aber ich gewöhne mich bestimmt nicht daran.« Es klang ganz selbstverständlich. »Aber Rhonan wird mir helfen.«
»Ich werde dich kaum die ganze Strecke tragen können«, gab der zu bedenken.
»Musst du auch nicht. Ich werde immer so lange laufen, bis ich müde bin«, erklärte sie großzügig. »Versprochen!«
»Das kann was werden«, murmelte er verdrießlich.
Der weitere Abend verlief erst
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