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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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hatten ihn mit Grauen erfüllt, weil der kommende Tag Schrecken verhieß. Nächte unter Freunden waren ein Geschenk, aber das konnte der Gelehrte noch nicht begreifen. Die Antwort fiel daher etwas anders aus. »Weißt du, hier draußen tust du, was nötig ist, und überlebst, oder du fängst an zu denken und kommst in ernsthafte Schwierigkeiten. Komm jetzt, unsere Prinzessin dürfte mittlerweile untergetaucht sein.«
    Gideon, der vor lauter Aufregung seinen Mantel vergessen hatte, fror tatsächlich entsetzlich, ging aber trotzdem nur zögerlich in die Höhle. Caitlin lag zwischen den Decken und hatte die Augen fest zusammengepresst. Gideon bemerkte, dass seine Hände zitterten, obwohl es in der Höhle wirklich nicht mehr so kalt war. Er brachte es kaum fertig, seinen Kittel festzuhalten, und war mehr als erstaunt über die Gelassenheit seines Begleiters. Nicht einmal das entsetzte Aufkeuchen der Prinzessin, als der sein Hemd ablegte, schien ihn aus der Ruhe zu bringen.
    Trocken bemerkte er nämlich lediglich: »Das kommt davon, wenn man linst! Sieht hässlich aus, lässt sich aber nicht ändern.«
    Gideons gestottertes Angebot, noch nach den Wunden zu sehen, wurde ebenso freundlich wie bestimmt abgelehnt.
    Der Verianer kam sich wenig später, als sie alle unter den Decken lagen, richtig gut vor. Er lag, nur mit seiner Leibwäsche bekleidet, Rücken an Rücken mit Rhonan, wurde langsam warm und hatte gerade ein weiteres Stück Wildnis gemeistert. Er hörte Caitlins fragende Stimme. »Rhonan, woher hast du ...«
    »Schlaf jetzt, Prinzessin!«
    »Ich wollte nur gern wissen ...«
    »Jetzt nicht! Gute Nacht, Caitlin!«
    »Morgen?«
    »Gib endlich Ruhe!«
    Gideon bemerkte mit leichtem Schmunzeln: »Ich hätte darauf wetten können, dass ihre Neugier siegt!«
    »Gute Nacht, Gideon!« Die tiefe Stimme klang müde.
    »Rhonan, ich hab ganz kalte Füße!«
    »Götterhimmel!«
    Gideon war schon im Halbschlaf, als Caitlins leise, bittende Stimme erneut ertönte. »Rhonan!?« Er hörte seinen Begleiter aufseufzen und spürte dann Bewegungen neben sich.
    »Du bist so kuschelig warm. Wie machst du das bloß? Ich liege jetzt auf einem Verband. Das ist doch nicht unschicklich, oder? Das ist ja fast wie ein Hemd.«
    »Ja! Alle Formen sind gewahrt.«
    Gideon hörte sie zufrieden seufzen. »Findet ihr nicht auch, dass ich mich überall erstaunlich schnell zurechtfinde? Ich bin doch wirklich unglaublich!«
    »Treffender hätte ich es nicht ausdrücken können. Schlaf endlich, Prinzessin!«
    Obwohl er hundemüde war, fand er lange keinen Schlaf. Die Befürchtung, dass er den freundlichen Gelehrten und das verdrehte Mädchen in seinen Armen geradewegs in den Tod führte, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
     
    Hauptmann Derea machte zusammen mit Lucio einen letzten Rundgang durch Ten’Shur. So belebt, wie die Gassen tagsüber waren, so verwaist waren sie nach Einbruch der Dunkelheit. In Mar’Elch traf man sich um diese Zeit im Stadthaus, um Barden zuzuhören oder ein neues Schauspiel anzusehen, oder man besuchte mit Freunden eine der vielen Schenken, um sich von Gauklern unterhalten zu lassen, in Ten’Shur waren die Menschen zu müde dafür. Hier lebten keine reichen Händler, die für sich arbeiten ließen, hier arbeitete man selbst. Derea liebte diese Stadt, in der alle zusammenrückten, wenn Unheil drohte, in der jeder jedem half, in der es selbstverständlich war, Hungernden Nahrung zu geben und Frierenden Obdach. In Ten’Shur war niemand richtig reich, aber auch niemand richtig arm. Hier und da drang noch Kinderweinen oder -lachen an sein Ohr, durch geöffnete Fensterläden konnte er Gesprächsfetzen auffangen, aber die Straßen waren wie ausgestorben.
    Lucio boxte ihm in die Seite. »Träumst du? Ich rede mit dir. Jonas schätzt die Horde auf viertausend Mann. Das wird ein verdammtes Stück Arbeit.«
    »Sie dürften hier mit sehr viel mehr Kriegern rechnen. Ich glaube daher nicht, dass sie sofort angreifen.«
    »Du hoffst, dass sie nicht sofort angreifen.«
    Derea grinste schief. »So könnte man auch sagen. Zumindest hoffe ich, dass ihnen nicht zu schnell auffällt, wie unzureichend Ten’Shur besetzt ist.«
    »Einen Angriff überleben wir nicht. Nie können wir vier Tore verteidigen. Meinst du nicht, wir sollten doch noch Grenztruppen anfordern?«
    »Schön wär’s, aber das können wir nicht. Jetzt, wo Kambala auch noch in Camoras Hand ist, werden seine Horden wie ein Bienenschwarm über El’Maran herfallen. Unsere

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