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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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stand jetzt vor ihm und sprach wohl die übliche Aufnahmeformel. Er spürte Schweiß auf der Stirn, und unter dem Jubel der Stammesbrüder drückte deren Führer das rotglühende Eisen kurz und kräftig auf das Handgelenk. Rhonan hielt unwillkürlich die Luft an und biss sich auf die Unterlippe. Es zischte, und der Häuptling schmiss das Eisen weg und riss den Arm des Prinzen in die Höhe, damit alle sehen konnten, dass es einen neuen Horka gab.
    Der allgemeine Jubel schwoll an, der ehemalige Feind drückte Rhonan an sich und wickelte dann eigenhändig das Eistuch um die Wunde. Schließlich wies er den Prinzen an, sich neben ihn zu setzen. Schwer benommen kam der dieser Aufforderung gern nach. Viel länger hätte er sich kaum auf den Beinen halten können, und nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum Verletzungen außerhalb von Kämpfen immer mehr schmerzten.
    Getränke und Speisen wurden gebracht, um das freudige Ereignis gebührend zu feiern. Gideon und eine leichenblasse Caitlin wurden zu ihrem Begleiter geführt.
    Die Prinzessin rückte ihren Stuhl nahe an Rhonans und klammerte sich ungeachtet ihrer vorherigen Aussagen gleich wieder fest an ihn. »Ich will hier weg. Ganz schnell! Das sind Barbaren! Wie geht es dir?«
    »Ganz gut.« Mehr brachte er noch nicht mit sicherer Stimme heraus, aber er spürte bereits, wie das Eis die Schmerzen langsam betäubte. Um das Brandmal herum, das es kühlte, brannte das Eis allerdings unangenehm. Es war ein Elend, aber es war nicht tödlich.  
    Ein Getränk wurde jetzt herumgereicht, dessen Hauptbestandteil, der Farbe nach zu urteilen, Blut war. Gideon und Rhonan tranken heldenhaft, Caitlin vergrub ihr Gesicht nur angewidert an Rhonans Arm. Der Häuptling fühlte sich dadurch anscheinend nicht beleidigt, sondern lachte herzhaft. Er ließ Gideon fragen, wie ein großer Krieger nur zu einer so widerspenstigen Frau kam. Caitlins Augen schleuderten Blitze, aber Rhonan ließ erklären, das Schicksal hätte sie zusammengeführt. Der Häuptling nickte verstehend und winkte mit der Hand. Ein Horka kam daraufhin näher und trug vor sich etwas Längliches in den Händen, das in ein weißes Fell gewickelt war.
    Gideon übersetzte: »Sie möchten, dass du ein Geschenk von ihnen annimmst.«
    »Was das wohl Grässliches ist? Sag ihm, ich fühle mich geehrt!«
    Der Häuptling erhob sich, entfernte das Fell und überreichte dem Prinzen einen wunderschön gefertigten Schwertgürtel, der mit schimmernden Edelsteinen besetzt war. In der ebenso kunstvollen Scheide steckte ein funkelndes Kurzschwert, dessen Griff ein glitzernder, blauer Edelstein zierte.
    Gideon erklärte mit einem Lächeln: »Der Häuptling trennt sich gern von diesem Beutestück, denn er ist der Ansicht, dass zu einem großen Krieger eine Kriegerin gehören sollte. Der Stein würde mit den Augen deiner schönen Frau um die Wette funkeln. Wenn sie irgendwann nur halb so gut mit diesem Schwert umgehen könne wie mit dem Mund, würden sie sicher bald von ihren ruhmreichen Taten hören.«
    Caitlin schnaubte beleidigt, und Rhonan grinste. »Sag ihm, sein Geschenk wäre äußerst großzügig und wunderschön. Nie hätte ich ein kostbareres Schwert gesehen. Ich würde mein Bestes geben, um meine Frau im Umgang damit zu unterrichten. Sag ihm, seine Einschätzung könne allerdings nur darauf beruhen, dass er sie noch nicht so lange kenne, denn, wenn sie damit auch nur ein Viertel ihrer Zungenfertigkeit erreichen würde, wäre sie schon eine große Kriegerin, und ich könnte mein Schwert getrost in eine Truhe legen.«
    Der Häuptling und die Horkas schlugen sich nach der Übersetzung auf die Schenkel und lachten, dass die Höhle zu beben schien.
    Caitlin schnaubte noch lauter und konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, ihren schmunzelnden Begleiter zu schlagen. »Das war richtig gemein von dir. Ich werde kein Wort mehr mit dir wechseln. Du hast dich über mich lustig gemacht, noch dazu vor diesen Wilden. Das verzeihe ich dir nie!« Bei diesen Worten ließ sie ihn los und rückte von ihm weg – allerdings nicht sehr weit.
    »Na, dann«, erwiderte Rhonan ungerührt und führte ein paar Schwingübungen mit dem Schwert aus. »Liegt gut in der Hand: sehr ausgewogen! Eine feine Waffe!« Er ließ das Schwert in die Scheide gleiten, nickte dem Häuptling noch einmal dankend zu und legte den Gürtel neben sich.
    Die allgemeine Stimmung war nach dem Gelächter gut. Die Horkas plauderten laut und unverständlich und ließen die Becher kreisen,

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